„Krebs nimmt keine Rücksicht auf die Corona-Krise

Bildquelle: Stiftung Deutsche Krebshilfe

News • Zu späte Diagnosen durch COVID-19

„Krebs nimmt keine Rücksicht auf die Corona-Krise"

Die von Gesundheitsminister Jens Spahn geforderte Rückkehr in den Krankenhaus-Normalbetrieb macht sich nur zögerlich in der Versorgung von Krebspatienten bemerkbar.

Zwar wird von einzelnen positiven Entwicklungen berichtet, jedoch ist noch keine deutliche Verbesserung spürbar. Nach wie vor werden Therapien verkürzt oder verschoben sowie die Nachsorge ausgesetzt. Es besteht zudem die Befürchtung, dass dem Gesundheitssystem eine erhöhte Anzahl zu spät erkannter Krebserkrankungen infolge der COVID-19-Pandemie bevorsteht. Denn Abklärungs- und Früherkennungsuntersuchungen finden nicht wie gewohnt statt und die Angst der Patienten vor einer Ansteckung beim Arztbesuch verschärft das Problem zusätzlich. Vor einer solchen Entwicklung warnt die Corona Task Force von Deutscher Krebshilfe, Deutscher Krebsgesellschaft (DKG) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in ihrem wöchentlichen Report. Die Experten appellieren an die Bevölkerung, auch während der COVID-19-Pandemie Ärzte und Krankenhäuser aufzusuchen und Untersuchungstermine wahrzunehmen.

Jetzt ist es vor allem wichtig, dass bei der Wiederherstellung des Regelbetriebs Patienten mit nicht abgeklärten Symptomen sowie verschobene Krebstherapien besonders berücksichtigt werden

Olaf Ortmann

„Die aktuellen Zahlen der Task Force geben weiterhin Grund zur Sorge. Wir sind noch nicht in einem klinischen Normalbetrieb“, betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Die Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass die Versorgung von Krebspatienten nicht vernachlässigt wird. Auch die ausgesetzten Arztbesuche zur Abklärung von Beschwerden und Früherkennung sind beunruhigend.“

„Krebs nimmt keine Rücksicht auf die Corona-Krise. Patienten sollten daher keinesfalls zögern, verdächtige Symptome abklären zu lassen“, appelliert auch Professor Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums und ergänzt: „Wenn wir die Bugwelle an ausstehenden dringlichen Untersuchungen und aufgeschobenen Behandlungen weiterhin vor uns herschieben, dann müssen wir auch in Deutschland mit einer steigenden Zahl von krebsbedingten Todesfällen rechnen.“

„Umso wichtiger ist die Rückkehr zu einer normalen Krebsversorgung“, bestätigt ebenfalls Professor Dr. Olaf Ortmann, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Die Task Force hat sich daher auch an die Vorstände der Trägereinrichtungen großer Krebszentren in Deutschland gewandt, mit der dringenden Bitte, den klinischen Regelbetrieb wiederherzustellen und unseren Appell an die Bevölkerung zu unterstützen, auch mit der Hilfe der vorhandenen regionalen klinischen Versorgungsnetzwerke. „Wir sehen zwar mittlerweile Verbesserungen in verschiedenen Versorgungsbereichen, die zuvor Einschränkungen aufwiesen. Doch jetzt ist es vor allem wichtig, dass bei der Wiederherstellung des Regelbetriebs Patienten mit nicht abgeklärten Symptomen sowie verschobene Krebstherapien besonders berücksichtigt werden.“

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Angst vor COVID-19 gefährdet Krebspatienten

Weil sie sich vor einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 fürchten, bleiben viele Menschen aktuell Arztpraxen und Kliniken lieber fern. Doch das kann zu einer Verzögerung in der Diagnostik und Therapie anderer, lebensgefährlicher Erkrankungen führen. Das betrifft auch Krebserkrankungen.

Seit Beginn der Krise hat die vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft gegründete Task Force die Situation von Krebspatienten sehr genau beobachtet. Das Ziel: Versorgungsengpässe und -einschränkungen im Sinne der Patienten frühzeitig zu erkennen und den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zu suchen. Auslöser war eine zunehmende Anzahl von Anfragen besorgter Krebspatienten bei den onkologischen Informations- und Beratungsdiensten. Diese deuteten darauf hin, dass aufgrund der Corona-Krise bei einzelnen Betroffenen diagnostische Maßnahmen oder Therapien verkürzt oder verschoben wurden. In Einzelfällen wurden sogar dringlichere Behandlungen ausgesetzt.

Die wöchentliche Auswertung der Task Force beruht auf der systematischen Befragung von 34 Krebszentren in Deutschland. Darüber hinaus gehen Patientenrückmeldungen über die Krebsinformationsdienste der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums in die Auswertung ein.


Quelle: Stiftung Deutsche Krebshilfe

14.05.2020

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