Bildquelle: Dirk Hanus/Dirk Hanus Fotodesign
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Klinikum Chemnitz setzt auf neues roboter-assistiertes Chirurgiesystem
Die Einführung der Robotik in der minimalinvasiven Chirurgie hat eine große Dynamik ausgelöst. Experten gehen davon aus, dass diese Technologie die „Zukunft der Chirurgie“ bestimmen und darüber hinaus vielen Patienten Zugang zu minimal invasiven Operationen ermöglichen wird. Mit der Entwicklung der Technologie werden die Systeme immer kompakter, flexibler und kosteneffizienter. Auch im Klinikum Chemnitz hatte man schon lange mit einem Operationsroboter geliebäugelt, bis in diesem Jahr dann die endgültige Entscheidung fiel. Im Februar 2021 führte das Krankenhaus der Maximalversorgung als erster Standort in Deutschland das chirurgische Robotersystem Versius von CMR Surgical ein.
Ausschlaggebend für den Erwerb explizit dieses Systems war vor allem sein modularer Aufbau, erklärt Dr. Sven Seifert, Chefarzt der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie: „Das Besondere am Versius ist, dass jeder einzelne Roboterarm an einer eigenen mobilen Unit installiert ist. Das heißt, man kann am Operationstisch so viele Arme hinzunehmen, wie benötigt. Bei Lungenoperationen brauchen wir beispielsweise mindestens drei: einen für die Kamera und zwei für die Instrumente. Hinzu kommt, dass sich die Units ganz einfach von einem OP-Saal in den anderen fahren lassen und auch innerhalb des Raumes frei positioniert werden können.“ Auf diese Weise kann der Roboter abteilungsübergreifend genutzt werden und nimmt nur wenig Platz ein.
Alles im Griff
Während Dr. Seifert das System für thorakoskopische Eingriffe im Brustkorb und insbesondere an der Lunge verwendet, setzt sein Kollege Prof. Dr. Lutz Mirow, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, den Roboter an Organen in der Bauchhöhle wie der Leber, Speiseröhre oder Bauchspeicheldrüse ein. „Wir haben schon vorher sehr viele laparoskopische Operationen durchgeführt, aber die Robotertechnik hebt unsere Arbeit noch einmal auf ein ganz anderes Niveau“, unterstreicht der Chefarzt. „Das System verschafft uns noch mehr Präzision und Kontrolle, weil wir als Chirurgen während der Operation alles selbst im Griff haben.“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Denn über die Joysticks der Bedienkonsole steuert der Chirurg Kamera und Instrumente direkt und unmittelbar, ohne dass jemand anders Instrumente bereithalten muss. Der Effekt: präzise Bewegungen ohne Verwackeln.
Kommunikativer Kollege
Zum Einzelkämpfer wird der Chirurg dadurch trotzdem nicht. Durch die offene Bauweise der Konsole muss er nicht in einen Kasten schauen, um die Kamerabilder auf dem Monitor zu verfolgen, sondern hat freie Sicht auf sein Umfeld, den Patienten und das Team. „Wir haben während der gemeinsamen intensiven Schulungen am Versius-System neue Kommunikationsstrategien entwickelt, die sonst im OP eher unüblich sind“, berichtet Prof. Mirow. „Das hat die Teamarbeit nachhaltig verändert. Es ist eine sehr offene Kommunikationskultur entstanden, mit besserer Abstimmung untereinander.“
Dabei kann sich der Operateur aussuchen, welche Körperhaltung er an der Steuerzentrale einnehmen möchte: Der Chirurg Mirow sitzt gerne an der Konsole, während sein Kollege Seifert lieber im Stehen operiert. Beide sagen, dass ihre Tätigkeit mit Hilfe des Versius gegenüber der manuellen Tätigkeit deutlich weniger belastend ist. Die optimale Ergonomie ist vor allem bei komplexeren, langwierigen Interventionen von Bedeutung.
Bildquelle: CMR Surgical
Rundum beweglich
Mit dem Versius erweitert sich das Spektrum der minimal-invasiven Chirurgie und es werden Operationen möglich, die in dieser Art vorher nicht denkbar waren. Zum einen, weil durch die hochauflösende 3D-Visualisierung eine viel bessere Darstellung des Operationsfeldes erzielt wird, und zum anderen, weil die Roboterarme des Systems über vollbewegliche Handgelenke verfügen. „Mit dem Versius können wir erstmals mit Instrumenten arbeiten, die in alle drei Richtungen des Raumes komplett flexibel sind und sich nur dort bewegen, wo sie das auch sollen“, erläutert Dr. Seifert. „Wenn man ein starres Instrumentarium durch den Rippenzwischenraum in den Brustkorb einführt und es dann bewegt, kommt es automatisch zu einer Hebelwirkung an den Rippen, was zu Reizungen an den Nerven und Gefäßen führt. Beim Versius können wir den Drehpunkt im Körperinneren festlegen, ohne dass es zur Kollision mit den Rippen kommt.“ Für die Patienten macht sich das deutlich bemerkbar: Sie haben weniger Schmerzen nach der Operation.
Mehr Fähigkeiten, mehr Möglichkeiten
Mit dem herkömmlichen Instrumentarium können wir in dieser Tiefe bisher nicht oder nur sehr schwierig nähen. Wenn man natürlich Werkzeuge zur Verfügung hat, die so beweglich sind wie Finger, dann geht das
Sven Seifert
Das Chemnitzer Team arbeitet mit dem Hersteller CMR Surgical gemeinsam daran, weitere Tools für das chirurgische Robotersystem zu entwickeln, die sein Anwendungsspektrum noch erweitern und komplexere Eingriffe ermöglichen sollen. Ein erklärtes Ziel ist es, u. a. broncho- und angioplastische Resektionen durchführen zu können, bei denen Teile des Bronchialsystems bzw. der Hauptgefäße entfernt und die verbleibenden Strukturen anschließend wieder vernäht werden. „Mit dem herkömmlichen Instrumentarium können wir in dieser Tiefe bisher nicht oder nur sehr schwierig nähen“, so Seifert. „Wenn man natürlich Werkzeuge zur Verfügung hat, die so beweglich sind wie Finger, dann geht das. Das ist aber eine Sache des Trainings. Wir sammeln auf diesem Gebiet gerade fleißig Erfahrung und schauen dabei, wie man die Instrumente noch weiter verfeinern kann. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir den ersten Patienten auf diese Weise behandeln können.“
Auch Dr. Mirow ist optimistisch, sich bald in Gebiete vorwagen zu können, die laparoskopisch bisher noch nicht erschlossen sind: „Derzeit nehmen wir gerade die Resektion des Bauchspeicheldrüsenkopfes sowie die Entfernung der halben rechtsseitigen Leber in Angriff. Das System wird laufend verbessert und wir freuen uns, Teil dieser Entwicklung zu sein.“
Im Profil:
Prof. Dr. med. habil. Lutz Mirow ist Facharzt für Chirurgie mit Schwerpunktbezeichnung Viszeralchirurgie und Gefäßchirurgie. Seit 2018 leitet er die mit insgesamt 94 Betten ausgestattete Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Chemnitz, wo er sich u. a. der minimal-invasiven Chirurgie intensiv widmet. Zudem lehrt er an der Medizinischen Fakultät „Carl Gustav Carus“ der Technischen Universität Dresden. Der 50-Jährige ist Vorstandsmitglied der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung sowie der Sächsischen Krebsgesellschaft.
Der Spezialist für Gefäßchirurgie und Thoraxchirurgie Dr. med. Sven Seifert ist seit zwölf Jahren als Chefarzt an der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Chemnitz tätig. Seine Abteilung ging damals aus einer Fusion der bisherigen Kliniken für Thoraxchirurgie und Gefäßchirurgie hervor und ist heute als eine von wenigen Einrichtungen in Deutschland als Kompetenzzentrum Thoraxchirurgie und als Lungenkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Darüber hinaus treibt Seifert von Anfang an die Etablierung der minimal-invasiven Chirurgie in Chemnitz voran.
03.11.2021