Forschungsförderung

Ingenieure wollen künstliche Luftröhre entwickeln

Ingenieure um Prof. Dr. Jeanette Hussong von der Ruhr-Universität Bochum wollen erste Schritte unternehmen, um die Technik für eine künstliche Luftröhre zu entwickeln. Die Volkswagenstiftung fördert das Vorhaben im Rahmen der Initiative „Experiment“ mit 76.500 Euro für maximal 18 Monate. Das Programm ermöglicht es Wissenschaftlern zu erproben, ob radikal neue Ideen in der Praxis umsetzbar sind. Das Bochumer Projekt startet Anfang 2017.

Jeanette Hussong erhält Fördergelder für ein besonders experimentelles...
Jeanette Hussong erhält Fördergelder für ein besonders experimentelles Forschungsvorhaben.
Quelle: RUB/Marquard

Die menschliche Luftröhre ist von einem dünnen zweischichtigen Film bedeckt. Er transportiert Störenfriede wie Staubpartikel oder Bakterien aus der Lunge heraus. Ist dieser Selbstreinigungsmechanismus gestört, kann das Krankheiten wie die zystische Fibrose zur Folge haben, die mit einem frühzeitigen Tod einhergehen.

Flüssigkeitsfilm nachbilden

Das Team vom Bochumer Institut für Thermo- und Fluiddynamik möchte in dem geförderten Projekt ein künstliches Luftröhrenmodell entwickeln und testen. Dazu müssen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den gleichmäßigen Flüssigkeitsfilm nachbilden, der der Schlüssel für den Selbstreinigungsmechanismus ist. Genau das ist eine besondere Herausforderung. Der Film muss die Röhre gleichmäßig bedecken und sich entgegen der Schwerkraft bewegen können, um Partikel aus der Lunge heraus zu transportieren. Außerdem dürfen die bei der Atmung entstehenden Luftströme den Film nicht stören.

Das Luftröhrenmodell wollen die Forscher aus einem Stapel von Piezo-Aktoren aufbauen. Diese Ringe wandeln elektrische Spannungen in mechanische Bewegungen um. Sie werden über poröse Zwischenschichten miteinander verbunden, die sich in Form einer wandernden Welle bewegen sollen. Diese Wellenbewegung soll den Flüssigkeitsfilm in der Röhre gleichmäßig verteilen. „Die Arbeiten könnten der erste Schritt in Richtung einer künstlichen Luftröhre sein“, sagt Jeanette Hussong.

Über die Förderinitiative

Das Angebot „Experiment“ richtet sich an Forscherinnen und Forscher aus den Natur-, Ingenieur-, und Lebenswissenschaften, die eine radikal neue Forschungsidee verfolgen möchten. Die Volkswagenstiftung startete das Programm im November 2012. Seither gab es vier Antragsrunden. Aus 544 eingegangenen Projektanträgen fördert die Volkswagenstiftung 2016 insgesamt 18 Projekte.


Quelle: Ruhr-Universität Bochum

07.12.2016

Mehr zu den Themen:

Verwandte Artikel

Photo

News • Forschung gegen chronischen Husten

„Organ-on-a-Chip“-Ansatz gegen Erkrankungen der Atemwege

Mit einer „Organ-on-a-Chip“-Methode wollen Forscher die Atemwegsschleimhaut (Mukosa) nachbilden, um Atemwegserkrankungen wie chronischen Husten und deren Behandlung gezielt zu untersuchen.

Photo

News • Forschung zu Entzündungsprozessen

Zwerchfellhernie: Erkrankung der Babylunge besser verstehen und behandeln

Mit zwei neuen Studien haben Wissenschafter wichtige Fortschritte bei der Erforschung der angeborenen Zwerchfellhernie gemacht, einer gefährlichen Fehlbildung mit hoher Todesrate.

Photo

News • Stammzellen der Schleimhäute der Atemwege

Krebsvorstufe? Forschung zeigt Hillock-Zellen in neuem Licht

Die sogenannten Hillock- oder Hügelzellen standen wegen ihrer Struktur im Verdacht, mit der Entstehung von Krebs in Verbindung zu stehen. Neue Forschung zieht dieses Bild in Zweifel.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren