Zehn-Punkte-Plan

Infektionsschutz besser vergüten

Die Bundespolitik reagiert auf den Notstand an deutschen Krankenhäusern: Am 23. März veröffentlichte das Gesundheitsministerium einen Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Krankenhaushygiene. Die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen bleibt jedoch unklar.

Initiative Infektionsschutz fordert Bekenntnis zur Finanzierung von...
Initiative Infektionsschutz fordert Bekenntnis zur Finanzierung von konsequentem Screening für Risikopatienten in allen Gesundheitseinrichtungen.
Quelle: panthermedia.net/Simone Voigt

Einen konkreten Ansatz dazu verfolgt ein Antrag, der die extrabudgetäre Vergütung von mikrobiologischen Screenings in Krankenhäusern zum Ziel hat. Die Länder Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein brachten ihn Ende März in den Bundesrat ein. Die zusätzlichen Finanzmittel sollen Kliniken helfen, die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) konsequenter umzusetzen.

Patientenschutz nicht auf Kliniken beschränken
„Unterfinanzierung und Personalmangel sind häufig die Gründe für ungenügende Krankenhaushygiene. Darum begrüßen wir den Antrag der Bundesländer an den Bundesrat“, sagt Prof. Dr. med. Axel Kramer, Mitglied der Initiative Infektionsschutz und Leiter des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. „Gute Hygiene kostet schließlich Geld. Das muss sich auch in der Krankenhausfinanzierung niederschlagen.“

Patientensicherheit dürfe aber nicht auf die Kliniken beschränkt bleiben. Die Initiative setze sich deshalb dafür ein, dass zukünftig in der Hygiene stärker sektorenübergreifend gedacht werde und z.B. auch der ambulante Bereich und Pflegeeinrichtungen in Screening-Programme einbezogen würden. PD Dr. Hübner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin in Greifswald und ebenfalls Mitglied der Initiative, führt aus: „Wir plädieren dafür, in der Anamnese gezielt das Risiko jedes Patienten zu erfragen, MRE zu tragen und daran zu erkranken. Jeder erkannte Risikopatient soll dann gescreent werden, wenn möglich schon vor Aufnahme. Das entlastet das Gesundheitssystem und die Patienten von unnötigen stationären Aufenthalten und wäre ein zügig umzusetzendes, praktikables Modell zur bundesweiten Verbesserung des Infektionsschutzes in allen Gesundheitseinrichtungen“

Die jüngsten Ausbrüche mit multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN) zeigten, dass die derzeitige Fokussierung der Politik auf MRSA-Screenings zu kurz greife und auch andere multiresistente Erreger wie zum Beispiel MRGN, stärker berücksichtigt werden sollten.

Es fehlt an qualifiziertem Personal
Ein effektiver Infektionsschutz ist aber nicht nur eine Kostenfrage. Auch die Fort- und Weiterbildung von Hygienefachkräften stellt die Länder vor eine große Herausforderung. Das ergab eine Befragung der Landesgesundheitsministerien, die von der Initiative Infektionsschutz bereits im Juni 2014 durchgeführt wurde. „Um den wachsenden Personalbedarf in der Krankenhaushygiene decken zu können, muss die Hygieneforschung solide finanziert und alle medizinischen Fakultäten mit Lehrstühlen für Hygiene ausgestattet werden“, fordert deshalb Dr. Colin Krüger, Mitglied der Initiative Infektionsschutz und geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Visceral- und Gefäßchirurgie am Vivantes Humboldt-Klinikum Berlin. „Wir rufen die Gesundheitsministerien auf Landes- und Bundesebene zu einem konsequenten Dialog mit den Forschungseinrichtungen auf, die sich mit der Hygiene in Gesundheitseinrichtungen zum Schutz der Patienten befassen.“

Über die Initiative Infektionsschutz
Die Initiative Infektionsschutz ist ein interdisziplinäres Expertengremium, das die Umsetzung bundesweit gültiger und effektiver Hygienestandards unterstützt. Die Expertengruppe ist institutionell unabhängig. Weitere Informationen finden Sie unter www.initiative-infektionsschutz.de.
 

Quelle: Pressemitteilung der Initiative Infektionsschutz

02.04.2015

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