Bildquelle: Annika Wolf / UKW
News • Neues Behandlungskonzept
„Fast-Track“: Schneller fit nach der OP
Am Uniklinikum Würzburg (UKW) kommt die neue „Fast-Track-Behandlung“ erstmals in Deutschland nach einer komplexen Speiseröhren-Operation zum Einsatz. Dank der intensiven Betreuung vor und nach der Behandlung durch speziell ausgebildete Fast-Track-Nurses konnte der Patient bereits nach zwölf Tagen beschwerdefrei und selbstständig ins normale Leben zurückkehren.
In Deutschland verbringen Patienten nach einer komplexen Operation an der Speiseröhre durchschnittlich drei Wochen im Krankenhaus. Dies ist auf die hohe Komplexität des chirurgischen Eingriffs und das damit verbundene Risiko möglicher Komplikationen im Rahmen des Genesungsprozesses zurückzuführen.
Beim Fast-Track-Konzept geht es nicht darum, schneller zu operieren oder Patienten ‚durchzuschleusen‘, wie der Name vermuten lässt
Sven Flemming
Dank der Fast-Track-Methode war UKW-Patient Valerian Romaker nun bereits am vierten Tag nach der OP ohne Drainagen und Einschränkungen auf einer Allgemeinstation des UKW mobil und konnte nach zwölf Tagen in gutem Allgemeinzustand nach Hause gehen. „Beim Fast-Track-Konzept geht es nicht darum, schneller zu operieren oder Patienten ‚durchzuschleusen‘, wie der Name vermuten lässt“, erklärt PD Dr. Sven Flemming, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKW. „Vielmehr wollen wir durch die Kombination mehrerer Einzelmaßnahmen und Expertisen erreichen, dass die Menschen nach einer Operation schneller wieder selbstständig werden und in ihr bisheriges Leben zurückkehren können.“
"Fast Track" wird am Würzburger Uniklinikum bereits seit Februar 2022 erfolgreich bei Darmoperationen eingesetzt. Nun hat das UKW als erste Universitätsklinik in Deutschland das gleichnamige Konzept erstmals für Operationen an der Speiseröhre und am Magen etabliert. Auch in der Gynäkologie und in der Urologie des UKW ist die Einführung des Konzepts geplant.
Prof. Dr. Florian Seyfried, der den operativen Eingriff durchführte, betont die Bedeutung des innovativen Konzepts: „Operationen am oberen Magen-Darm-Trakt sind komplex und haben ein relevantes Risiko für Komplikationen, dank unseres OP-Roboters können wir besonders schonend operieren. Die Besonderheit beim Fast-Track-Konzept liegt aber vielmehr in der intensiven Betreuung vor und nach dem großen Eingriff, um die Genesung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden.“ Dafür wurden in der Viszeralchirurgie des UKW drei Fast-Track-Nurses ausgebildet: Sandra Böhm, Gwendolin Streahle und Vera Bach.
„Unsere Arbeit mit den Patienten beginnt vier Wochen vor der Operation und endet 30 Tage nach der Entlassung aus dem UKW“, betont Sandra Böhm. Ihr Ziel ist es, die Patienten optimal vorzubereiten, um die körperlichen und psychischen Folgen so gering wie möglich zu halten, die Genesung zu beschleunigen und die Lebensqualität zu verbessern. „Wir vermitteln den Patienten zum Beispiel Methoden und Techniken, mit denen sie sich zu Hause auf den Eingriff vorbereiten können. Dazu gehören Atemtrainingsgeräte, Ernährungspläne oder das Einüben von Bewegungsabläufen“, ergänzt Gwendolin Streahle.
Bisher war das Risiko einer Mangelernährung nach einer Operation an der Speiseröhre besonders hoch, da über einen längeren Zeitraum nichts gegessen und getrunken werden darf. Diesem Risiko wird unter anderem durch hochkalorische Nahrung, zum Beispiel in Form von Getränken, vor und nach der Operation entgegengewirkt. Auch andere postoperative Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Thrombose können durch die schnellere Wiedererlangung der Selbständigkeit minimiert werden.
Um den vielfältigen Aufgaben im Rahmen des Fast-Track-Konzeptes gerecht zu werden, arbeitet das Fast-Track-Team mit Experten aus verschiedenen Fachbereichen des UKW wie Physiotherapie, Sozialberatung, Schmerztherapie, Ernährungsberatung und Diätküche zusammen. Durchschnittlich werden am UKW zwei dieser komplexen Operationen pro Woche durchgeführt.
Quelle: Uniklinikum Würzburg
06.10.2023