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Erdnuss-Allergie: Neue Immuntherapie bringt Hoffnung

Die Erdnuss gehört zu den häufigsten Allergenen bei Kindern und Jugendlichen. Und anders als bei Allergien gegen Kuhmilch oder Hühnerei verschwindet diese Allergie nicht, die meisten Kinder haben sie ihr Leben lang.

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Zimtsterne? Lieber nicht! Bislang schränkt eine Erdnuss-Allergie den Speiseplan von Betroffenen empfindlich ein. Prof. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie an der Hautklinik des UKM, setzt nun auf eine neue orale Immuntherapie.

Foto: UKM

Bis vor kurzem war das Meiden von Lebensmitteln mit Erdnüssen die einzige Möglichkeit, einer allergischen, in schweren Fällen lebensbedrohlichen Reaktion vorzubeugen. Nun ist die erste orale Immuntherapie in Europa zugelassen und seit wenigen Tagen auch in der Hautklinik am Universitätsklinikum Münster (UKM) verfügbar. Das Medikament ist nicht nur für Betroffene selbst, sondern auch für ständig in Sorge lebende Eltern ein Lichtblick. 

Mit der Adventszeit beginnt das große Backen. Doch bereits ein Biss in einen Zimtstern oder einen Lebkuchen kann für einige Menschen unangenehme Folgen haben. Kribbeln im Mund, Anschwellen der Schleimhäute, Magenbeschwerden, Rötung oder Juckreiz an der Haut sind noch die harmlosesten Beschwerden, die bei einer Erdnussallergie auftreten können. „Häufig versteckt sich das Allergen hinter dem Hinweis ‚kann Spuren von Nüssen enthalten‘. Doch bereits eine kleine Menge an Erdnüssen kann starke Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen“, warnt Prof. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin an der Hautklinik des UKM. „Vor allem Kinder und Jugendliche, die sich primär gegen Erdnüsse sensibilisieren, können schwere allergische Reaktionen bekommen.“ Bisher waren eine strikte Diät, extreme Vorsicht und ein Notfallset mit Adrenalin zur Selbstinjektion die einzige Hilfe für Betroffene. Gerade für Eltern eine oftmals belastende Situation, kommen Kinder doch außerhalb der eigenen Wände an vielen Stellen nahezu unausweichlich mit Keksen oder Schokolade in Kontakt.

Diese Therapie bringt allerdings keinen Freifahrtschein für Erdnussbutter und Erdnussflips. Man darf die Diät nicht aufgeben

Randolf Brehler

Abhilfe kann nun erstmalig eine neue Behandlungsoption für Erdnussallergiker schaffen, die auch an der UKM Hautklinik zur Verfügung steht: Eine spezifische orale Immuntherapie soll die Toleranz gegenüber Erdnüssen bei Betroffenen erhöhen. Das Medikament enthält entfettetes Erdnussproteinpulver und wird Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 17 Jahren mit diagnostizierter Erdnussallergie verabreicht. Bei Erwachsenen hingegen wurde bislang keine ausreichende Wirkung belegt. „Das Prinzip der Behandlung ist eine Desensibilisierung“, erklärt Brehler. „Der Körper muss sich daran gewöhnen, auf das Allergen nicht zu reagieren, indem es dem Körper nach und nach zugeführt wird.“ Die Therapie erfolgt anfangs in der Klinik, wird die Dosis toleriert, kann der Patient das Erdnussprotein selbständig zu Hause zu sich nehmen. Danach wird die Dosis alle zwei Wochen unter ärztlicher Aufsicht erhöht. „Das ist eine sehr aufwendige Behandlung. Sie bedarf einer langfristigen Steigerung der Erdnussallergenmenge und es dauert ungefähr ein halbes Jahr, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist“, sagt Brehler. 

Laut Studien verträgt die Hälfte der behandelten Kinder am Ende die Höchstdosis von 1.000 mg Erdnussprotein, was ungefähr vier Erdnusskernen entspricht. „Diese Therapie bringt allerdings keinen Freifahrtschein für Erdnussbutter und Erdnussflips. Man darf die Diät nicht aufgeben“, erklärt Brehler. Man erreiche keine komplette Unempfindlichkeit für das Allergen, sondern die Erdnussmenge, die vertragen wird, wird erhöht. „Vor allem Lebensmittel, die Spuren von Erdnüssen enthalten, können wieder toleriert werden und so können die unbeabsichtigten Erdnussallergiereaktionen, die teils lebensbedrohlich sein können, milder und weniger gefährlich sein“, so Brehler. 


Quelle: Universitätsklinikum Münster

02.12.2021

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