Mitarbeiter schauen sich das vom EMS-System erfasste Händehygieneverhalten...
Mitarbeiter schauen sich das vom EMS-System erfasste Händehygieneverhalten (Compliance) in der Grafik auf dem Tablet an.

Bildquelle: UMG; Foto: spförtner

News • Elektronisches Monitoring

EMS: Lässt sich Händehygiene digital verbessern?

Das Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) initiiert eine Studie zur Verbesserung der Händehygiene.

Mithilfe eines Elektronischen Monitoring-Systems (EMS) auf Stationen von drei beteiligten Kliniken soll die Händehygiene in der stationären Krankenversorgung unterstützt werden. Ziel der dreijährigen Studie ist es zu prüfen, ob ein EMS die Händehygiene verbessert. Dadurch soll die Übertragung von Krankheitserregern reduziert und damit die Patientensicherheit verbessert werden.

In der medizinischen Versorgung kommt es immer wieder zu Infektionen. Sie stellen in allen Bereichen des Gesundheitswesens eine große Herausforderung dar. Studien besagen, dass rund ein Drittel dieser Infektionen bei optimaler Ausnutzung aller bestehenden Hygienemaßnahmen vermeidbar wären. Eine korrekt durchgeführte Händehygiene ist dabei ein zentrales Mittel, um die Übertragung von Krankheitserregern deutlich zu reduzieren. Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) hat hierzu mit den „5 Momenten der Händehygiene“ weltweit anerkannte Standards vorgelegt. In Deutschland sind die Leitungen der Gesundheitseinrichtungen dazu verpflichtet, die Einhaltung der Standards für eine konsequente Händehygiene zu kontrollieren und daraus weitere Verbesserungen der Hygienemaßnahmen abzuleiten. Dabei gilt die ressourcenintensive und bislang nur punktuell durchführbare „Direkte Beobachtung“ durch geschultes Personal als Goldstandard.

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Das Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) untersucht deshalb in der OPTICOMS-Studie (OPTImierung der Händehygiene-COmpliance mit dem Electronic Hand Hygiene Monitoring System) gemeinsam mit der Firma Essity Professional Hygiene, ob der Einsatz eines digitalen Dienstes zur Verbesserung der Händehygiene beitragen kann. Konkret will die Studie die Leistungsfähigkeit eines elektronischen Monitoring-Systems (Electronic Monitoring System, EMS) und verschiedener Feedback-Methoden untersuchen.

OPTICOMS-Team (vordere Reihe, von links): Doris Berens-Bredahl, Regional...
OPTICOMS-Team (vordere Reihe, von links): Doris Berens-Bredahl, Regional Marketing Manager Health Care bei Essity Professional Hygiene, Patrick Fehling, Studienarzt im Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, Christian Fischer, Hygiene Advisor bei Essity Professional Hygiene. (mittlere Reihe, von links): Håkan Lindström, Global Technical Innovation Manager bei Essity Hygiene and Health, Katja Walter, Studienkoordinatorin und Studienassistentin im Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, Prof. Dr. Simone Scheithauer, Principal Investigator und Direktorin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG. (hintere Reihe, von links): Arne Böhling, Clinical Affairs Director bei Essity, Thorsten Kanbach-Ducke, Studienkoordinator und Studienassistent im Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, Dr. Karin Reimers, Studienärztin und Fachärztin für Arbeitsmedizin im Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG.

Bildquelle: UMG; Foto: fskimmel

An diesem Studienprojekt sind in der UMG die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, die Klinik für Anästhesiologie, die Klinik für Kardiologie und Pneumologie sowie die Pflegedirektion beteiligt. Das EMS wird dort auf Normal- und Intensivpflegestationen den Pflegekräften und Ärzten zur Verfügung gestellt. Aufgabe des EMS ist es, Echtzeitdaten und Analysen zur Einhaltung der Händehygiene in Krankenhäusern zu erfassen und die Mitarbeitenden durch individuelles und durch Team-Feedback in der Umsetzung der Hygieneregeln zu unterstützen. Die Studie hat einen Förderumfang von rund 820.000 Euro für drei Jahre. Start der Studie war im Juli 2023. 

International geführte Diskussionen legen nahe, dass der Einsatz innovativer elektronischer Hilfsmittel zur Ergänzung bestehender Methoden für die Infektionsprävention Vorteile bieten kann

Simone Scheithauer

Das EMS von Essity Professional Hygiene besteht aus Händedesinfektionsmittelspendern, die über Funk ein Signal weitergeben, sobald sie verwendet werden. Über einen Transponder für das Krankenhauspersonal und Antennen in den Krankenhausbereichen kann das System erfassen, wann bestimmte Händehygiene-pflichtige Bereiche betreten werden und ob zuvor und danach eine Händehygiene-Aktion durchgeführt wurde. Dadurch ermöglicht das EMS eine genaue Überprüfung bestimmter, von der WHO für Krankenhäuser vorgegebener Hygieneschritte (3 der 5 Momente der Händehygiene). Das EMS gibt ein Gruppenfeedback für die gesamte Station und zudem jeder einzelnen Person ein persönliches Feedback, das nur von dieser Person eingesehen werden kann. Die Rückmeldung erfolgt über eine Web-App (eine Internetseite im Design einer Software-Applikation) oder über eine normale Internetseite. Sowohl die Informationen auf der Internetseite als auch in der Web-App sind ausschließlich über einen persönlichen Benutzeraccount mit Passwort abrufbar. Die Rückmeldung über die Händehygiene soll dabei als Grundlage dienen, um eine hohe Qualität bei der Händehygiene zu unterstützen und dadurch die Qualität der Patientenversorgung weiter zu steigern. Der wissenschaftlichen Studie werden ausschließlich Daten der zusammengefassten Stationsauswertungen zugeführt. 

Das elektronische Monitoring-System von Essity Professional Hygiene wurde bereits in Krankenhäusern in Großbritannien und Schweden getestet und hat sich hier bewährt. 

Prof. Dr. Simone Scheithauer, Direktorin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, sagt: „Unser Anliegen ist es, die Übertragung von Krankheitserregern zu reduzieren und damit individuelle wie systemische Belastungen durch Infektionen bestmöglich zu verringern. International geführte Diskussionen legen nahe, dass der Einsatz innovativer elektronischer Hilfsmittel zur Ergänzung bestehender Methoden für die Infektionsprävention Vorteile bieten kann. Voraussetzung dafür ist, dass deren Potenzial in der Praxis zunächst wissenschaftlich untersucht und belegt wird. Mit Unterstützung der beteiligten Kliniken in der UMG und unseres Industriepartners schaffen wir einen Rahmen für die Erforschung einer neuartigen Methode. Die OPTICOMS-Studie kann hier die Entscheidungsgrundlage für prozessoptimierende Schritte für eine kontinuierliche Verbesserung der Patientensicherheit bieten.“ 


Quelle: Universitätsmedizin Göttingen

08.01.2024

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