„Ein wichtiger Baustein“

Die Mammadiagnostik mit MRT

MR-Mammographie derselben Patientin mit deutliche abgrenzbarem...
MR-Mammographie derselben Patientin mit deutliche abgrenzbarem malignomsuspektem Herdbefund, der sich histologisch als Zweittumormanifestation herausstellte (A.: native T1w, B. Subtraktion nach 2,5 min, C: MIP-Rekonstruktion)
Konventionelle Mammographie der linken Brust in 2 Ebenen einer 70-jährigen...
Konventionelle Mammographie der linken Brust in 2 Ebenen einer 70-jährigen Patientin im Rahmen der Nachsorge nach fraglichem Tastbefund links. Es zeigte sich röntgenmammographisch kein eindeutiges Korrelat. Auch sonographisch ergab sich kein richtungsweisender Befund.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist hinsichtlich der Brustuntersuchung zur Krebsvorsorge in manchen Aspekten genauer als die Ultraschalluntersuchung und teilweise auch als die Mammographie. Allerdings wird sie nicht als Screening für die Brustkrebsfrüherkennung angewendet, sondern in bestimmten Einzelfällen – zum Beispiel bei Frauen mit erhöhtem Risiko für bestimmte Formen von hereditären Mammakarzinomen. Dr. Michael Herbrik, Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen, erklärt auf dem RadiologieKongressRuhr in der MTRA-Fortbildung „Mamma-MTR: Stärken der MRT“, wann welche Untersuchung in der Mammadiagnostik angezeigt ist.
„Die MRT ist ein wichtiger Baustein für die Brustuntersuchung“, erklärt Dr. Herbrik. Es gäbe immer wieder Fälle, in denen konventionelle Diagnoseverfahren unauffällig oder unklar blieben und bei denen sich durch eine MRT-Untersuchung überraschend eindrucksvolle und erhellende Befunde erzielen lassen. „Und diese Fälle sind gar nicht so selten“, fährt Dr. Herbrik fort. Die MRT „habe Stärken und Möglichkeiten“, die andere Diagnoseverfahren ergänzen würden.
Es ist ihm deshalb wichtig, in der MTRA-Fortbildung die diagnostischen Möglichkeiten der MRT-Untersuchung bei Brustuntersuchungen vorzustellen, denn mithilfe des MRT könnten fragliche Befunde nichtinvasiv abgeklärt werden. „Auf diese Weise lassen sich einerseits unnötige invasive Eingriffe vermeiden und andererseits notwendige früher durchführen“, erklärt der Essener Radiologe. Für Hochrisikokollektive ist die MRT-Untersuchung von besonderer Bedeutung – deshalb wird sie für diese Patientengruppe mittlerweile auch routinemäßig eingesetzt.
Dr. Herbrik weist aber auch auf die Schwierigkeiten der MRT als diagnostisches Verfahren hin. So sei die Läsionseinordnung aufgrund der hohen Sensitivität und der teilweise geringen Spezifizität der MRT-Resultate in mancher Hinsicht schwierig. „Dadurch können invasive Abklärungen auch erst notwendig werden“, so Dr. Herbrik. Gerade im Bereich der Behandlung der weiblichen Brust sei die Vermeidung nicht strikt notwendiger invasiver Eingriffe aber von besonderer Bedeutung, auch wenn das Risiko des Eingriffs als solches relativ gering sei.
„Die MRT-Untersuchung ist wie konventionelle Diagnoseverfahren abhängig von physiologischen Unterschieden zwischen einzelnen Patienten und der Erfahrung beziehungsweise der Expertise des diagnostizierenden Mediziners“, schildert der Radiologe. Der Komplexität der MRT stehen die konventionellen Verfahren gegenüber, die vergleichsweise einfach in der Durchführung sind. „Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass Sonographie und konventionelle Mammographie weniger zeitintensiv für die Patientinnen sind“, schildert Dr. Herbrik seine Erfahrungen.
Darüber hinaus gibt es Unterschiede zwischen den diagnostischen Standards und Kriterien für die MRT, der konventionellen Mammographie beziehungsweise der Sonographie der Brust. Diese Kriterien für die Anwendung der MRT sind im Vergleich zu denen für Ultraschall und Röntgenmammographie noch nicht so weit im Konsensus definiert.
Insofern bleibt Dr. Herbrik bei der strittigen Frage skeptisch, ob es wünschenswert sei, die MRT zu einem Teil der Standarduntersuchung im Rahmen des Brust-Screenings zu machen. So gebe es ökonomische Aspekte aufgrund der mit der MRT-Diagnostik verbundenen Kosten. Und es ist weiterhin unklar, ob die Mehrzahl der Patientinnen davon profitieren würde: „Die notwendige Expertise und die Qualität in der Handhabung der MRT ist in der Breite (noch) nicht garantiert.“
Auch wenn es in der Vergangenheit in manchen Fällen schwierig gewesen ist, die Vergütung einer MRT-Untersuchung der Brust durch die Krankenkassen zu sichern, so hat sich das in der Zwischenzeit geändert. Die Klärung eines fraglichen Befunds ist weitgehend immer möglich. „Die existierende Kette der Untersuchungsmöglichkeiten funktioniert meiner Einschätzung nach gut“, resümiert Dr. Herbrik abschließend.

Im Profil
Nach dem Medizinstudium an der Universität Heidelberg absolvierte Dr. Michael Herbrik seine Ausbildung zum Facharzt für Radiologie als Assistenzarzt in Karlsruhe und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut und an der Poliklinik für Diagnostische Radiologie der Universität Köln. Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie der Universität Essen.
 

29.10.2012

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