„Die Nationale Kohorte ist eine Riesen-Chance für die Radiologie“
Die Nationale Kohorte, kurz NAKO, ist ein großes Projekt für die Radiologie in Deutschland. Der diesjährige Röntgenkongress hat sich dem Thema angenommen und hat der NAKO eine Session gewidmet.
Röko Heute: Was genau bedeutet die Nationale Kohorte für die Radiologie?
Bamberg: Die Nationale Kohorte ist eine Riesen- Chance für unser Fach! Sie ist die größte Kohortenstudie, in der die Bildgebung zentral implementiert ist. In Kohortenstudien werden Testpersonen über einen langen Zeitraum beobachtet und untersucht. Die NAKO wird 30.000 Teilnehmer – von insgesamt 200.000 – mit Ganzkörper-MRT an fünf Standorten in Deutschland untersuchen. Wir hoffen auf neue Erkenntnisse zu Risikomarkern und zur Verteilung von subklinischen Erkrankungen. Als Radiologen haben wir die Aufgabe, die 30.000 Testpersonen im MRT sehr genau zu charakterisieren. Also: viel Arbeit, aber eine Riesen- Chance!
Wie können Radiologen bei der Nationalen Kohorte mitwirken?
Im Anschluss an die Session auf dem Röntgenkongress findet ein kollegiales, informelles Treffen statt, bei dem auch die Vertreter der großen Kohortenstudien dabei sein werden. Dabei können wir Fragen und Kollaborationen abstimmen. Die Studie ist enorm wichtig für unser Fach. Der große Vorteil der NAKO ist vor allem die Menge an Daten, die durch sie generiert wird. Und das wird Deutschland als Wissenschaftsstandort voranbringen. Wir hoffen außerdem, viele jüngere Kollegen in das Projekt einzubinden, um die Chance, die die Nationale Kohorte bietet, auch wirklich nutzen zu können!
Die NAKO ist in die Session „Evidenzbasierte Radiologie: Population-based Imaging“ eingebettet. Was ist das?
Die evidenzbasierte Radiologie wird immer wichtiger für die klinische und akademische Arbeit und damit das gesamte Fach. Deshalb ist sie gerade für den wissenschaftlichen Nachwuchs so relevant. Der Begriff bezieht sich auf ein organübergreifendes Thema in der Radiologie. Es geht darum, die Effektivität und Wirksamkeit unserer Verfahren nachzuweisen und diese dann bei verschiedenen Patientengruppen gezielt einzusetzen. Ein solcher evidenzbasierter Nachweis der Wirksamkeit und Effektivität neuer Verfahren wird auch zunehmend von den Kostenträgern im Gesundheitswesen gefordert.
Welche Vorträge gibt es in dieser Session?
Diese Session ist wirklich spannend: Wir haben vorneweg gleich eine Keynote-Lecture, in der uns Professor Gabriel Krestin aus Rotterdam – einer der Begründer der evidenzbasierten und populationsbasierten Radiologie – einen Gesamtüberblick darüber gibt, was wir mit der Bildgebung in diesem Bereich erreichen können. Außerdem haben wir Vertreter der großen Kohortenstudien eingeladen, die berichten werden: über die Rotterdam- Studie, die eine der führenden Bildgebungsstudien weltweit ist, die RECALL-Studie aus Essen und die SHIP-Studie aus Greifswald. Und natürlich ist Nationalen Kohorte Thema. Der NAKO werden wir die UK-Biobank gegenüberstellen, über die Paul Matthews sprechen wird. Alles in allem also eine interessante Mischung!
Vielen Dank für das Gespräch!
30.05.2014