Darm
Die CT-Kolonographie wird attraktiver
Die CT-Kolonographie oder virtuelle Koloskopie wurde 1996 erstmals beschrieben und hat sich in den darauffolgenden Jahren als Ergänzung und Alternativ-Verfahren zur optischen Koloskopie, der klassischen Darmspiegelung, etabliert. Die Datenlage sei sehr gut, berichtet Dr. Gernot Böhm, Oberarzt am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Krankenhaus der Elisabethinnen in Linz. Etliche große Studien belegten die Effektivität dieser Methode.
Die Detektionsraten der CT-Kolonographie entsprechen denen der optischen Koloskopie, für den Patienten ist das radiologische Verfahren jedoch deutlich angenehmer. Während bei der klassischen, Darmspiegelung ein Endoskop in den Darm eingeführt wird, werden bei der virtuellen Koloskopie digitale Schnittbilder erzeugt. Der Untersucher führt lediglich kurz vor der eigentlichen CT-Untersuchung einen dünnen Schlauch in den After ein, durch den Luft oder Kohlendioxidgas geleitet wird. Dieses Aufdehnen des Dickdarms dient dazu, aneinander liegende Darmwände voneinander zu trennen, damit das gesamte Darminnere gut abgebildet werden kann. Bei der optischen Koloskopie können allerdings Polypen oder andere gutartige Veränderungen in einem Untersuchungsgang mit entfernt werden – dies ist bei der virtuellen Koloskopie natürlich nicht möglich.
Die CT-Kolonographie sollte im Anschluss an eine klassische Koloskopie erfolgen, wenn mit letzterer Methode die Untersuchung nicht bis zum Zökum durchgeführt werden kann, d.h. die Darmspiegelung inkomplett ist. Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen kommt primär die radiologische Methode zum Einsatz, da hierbei kein zusätzliches Blutungsrisiko entsteht. Wie Böhm berichtet, ist die CT-Kolonographie in anderen europäischen Ländern auch bei geriatrischen Patienten die Methode der Wahl. Sie sollte allerdings nicht zum Einsatz kommen, wenn Vorerkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder eine Akutsymptomatik vorliegen. „Auf jeden Fall sollte die Irrigoskopie durch die CT-Kolonographie abgelöst werden“, so Böhm abschließend mit Nachdruck.
PROFIL:
Dr. Gernot Böhm ist Oberarzt am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Krankenhaus der Elisabethinnen in Linz. Seine radiologischen Schwerpunkte sind unter anderem MSCT in allen Körperregionen mit besonderem Augenmerk auf die 3D-Nachverarbeitung, Virtuelle Koloskopie sowie die Videokinematographie des Schluckaktes. Der Facharzt für Radiologiediagnostik ist Mitglied
der Österreichischen Röntgengesellschaft, in der er seit Januar die Arbeitsgruppe gastrointestinale
Radiologie leitet. Er ist Fellow der ESGAR (European Society of Gastrointestinal and Abdominal Radiology. Ebenso ist er Mitglied der European Society of Radiology (ESR) und der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM).
01.10.2015