Diabetes kann verhindert werden

Die Stoffwechselerkrankung Diabetes und ihre vielen möglichen Folgeerkrankungen können erfolgreich verhindert werden. Das betont der Berufsverband der diabetologischen Schwer-punktpraxen in Nordrhein (BdSN) zum diesjährigen Welt-Diabetestag am 14. November besonders stark.

Photo: Diabetes kann verhindert werden

„Jeden Tag eine halbe Stunde Bewegung kann bereits enorme Veränderung bringen. Das muss nicht einmal Sport sein – ein normaler Spaziergang genügt, um Stoffwechsel und Durchblutung anzuregen“, erklärt Dr. Matthias Kaltheuner aus dem Vorstand des BdSN. „Das ist doch eine sehr gute Nachricht: Schon mit relativ einfachen Schritten lassen sich Erfolge erzielen. Leider leben zu viele Menschen ungesund und erkranken an Diabetes, obwohl es nicht sein müsste.“

Bereits im Frühstadium handeln

Allein in Deutschland sind schätzungsweise zehn Millionen erwachsene Menschen an Diabetes erkrankt, kein anderes europäisches Land beheimatet so viele Diabetiker. Dabei leidet die Mehrheit aller Betroffenen an Typ-2-Diabetes. Dieser Krankheits-Typ, der früher auch umgangs-sprachlich als „Altersdiabetes“ bekannt war, kann in immerhin 60 Prozent aller Fälle vollständig vermieden werden. Doch auch für die übrigen 40 Prozent ist die Hoffnung keinesfalls verloren: Mit dem richtigen Lebensstil können die Patienten auch mit Diabetes bis ins hohe Alter weitge-hend beschwerde- und folgenfrei leben. „Wichtig sind hierfür vor allem regelmäßige Bewegung und eine gesunde, ausgewogene Ernährung“, betont Dr. Kaltheuner, „denn Übergewicht und Bewegungsmangel sind die zwei Haupt-Risikofaktoren für den Ausbruch und den negativen Ver-lauf eines Diabetes.“ Besonders gefährdet sind zudem Menschen, bei denen nahe Blutsver-wandte an Diabetes erkrankt sind oder Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten.

Diabetes Typ 2 kann durch Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden. Hierfür ist vor allem der routinemäßige sogenannte „Gesundheits-Check-up“ geeignet, den gesetzlich Versicherte ab ihrem 35. Geburtstag alle zwei Jahre durchführen lassen können. „Im Rahmen dieses Check-ups kann der Hausarzt bereits einen sogenannten Prädiabetes feststellen, also eine Vorstufe des Diabetes, die aber noch kein richtiger Diabetes ist“, erklärt Dr. Kaltheuner. In diesem Stadium haben die Patienten noch die Chance, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern, wenn sie sich mehr bewegen und ihre Ernährung umstellen. „Häufig werden die Gefahren, die eine Diabetes-Erkrankung mit sich bringt, jedoch unterschätzt, da Diabetes keine Schmerzen verursacht und anfangs mit Tabletten behandelt werden kann.

Ein Teufelskreis im Körper

„Es ist wichtig, dass die Menschen über die möglichen Folgen des Diabetes aufgeklärt sind und diese Krankheit verstehen“, findet Dr. Kaltheuner. Ein schlecht verlaufener Diabetes führt nicht selten zu Erblindung, Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Hinzu kommen Nervenschäden und eine gestörte Infektabwehr, die wiederum häufig Amputationen von Beinen oder Füßen nach sich ziehen. Die Ursache für einen Diabetes Typ 2 ist eine sogenannte „Insulinresistenz“ der Zellen. Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse produziert und ist das einzige Hormon des menschlichen Körpers, das den Blutzuckerspiegel senken kann. Es „transportiert“ bei gesunden Menschen den Zucker aus dem Blut in die Zellen, die anschließend den Zucker in Energie um-wandeln. Befindet sich dauerhaft zu viel Zucker im Blut, muss immer mehr Insulin produziert werden. Ein Teufelskreis wird in Gang gesetzt, da die Zellen mit der Zeit dem Insulin gegenüber immer unempfindlicher (resistent) werden, wodurch es immer mehr an Wirkung verliert. Auf-grund der verringerten Wirkung benötigt der Körper noch mehr Insulin, so dass die Bauchspei-cheldrüse irgendwann an ihre Grenzen stößt und nicht mehr genügend Insulin produzieren kann. Spätestens ab diesem Punkt befindet sich dauerhaft zu viel Zucker im Blut, der die Arterien schädigt und so zu Folgeerkrankungen führt. Irgendwann können auch Medikamente nicht mehr helfen, da die Zellen nicht nur gegen das körpereigene Insulin resistent werden, sondern auch gegen das Insulin, das dem Körper „von außen“ über Tabletten oder Spritzen zugeführt wird.

„Wir möchten die Menschen ausdrücklich dazu auffordern, aktiv zu werden und diese Krankheit nicht einfach so zu akzeptieren“, betont Dr. Kaltheuner. „Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über die Möglichkeiten, Diabetes zu verhindern und zu behandeln.“ Diabetologische Schwerpunkt-praxen bieten zusätzlich eine Vielzahl von Schulungen und Beratungsmöglichkeiten an, um den Betroffenen zu helfen mit ihrer Erkrankung möglichst gut zurechtzukommen. Ein Verzeichnis aller diabetologischen Schwerpunktpraxen, die Mitglied im BdSN sind, findet sich im Internet unter www.bdsn.de.

 

Bildquelle: pixelio/knipseline

05.11.2010

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