Bundesweit 269 Behandlungseinrichtungen auf diabetischen Fuß spezialisiert

Deutsche Diabetes Gesellschaft zertifiziert Praxen, Ambulanzen und Kliniken

Jährlich führen Ärzte hierzulande etwa 60000 Amputationen durch, rund 70 Prozent davon bei Menschen mit Diabetes mellitus. Bei etwa 14000 Betroffenen müssen sie den Fuß oberhalb des Knöchels amputieren. Viele Fußamputationen ließen sich durch eine rechtzeitige interdisziplinäre Behandlung vermeiden.

Professor Dr. med. Ralf Lobmann
Bildquelle: DDG
Professor Dr. med. Ralf Lobmann
Bildquelle: DDG
Professor Dr. med. Ralf Lobmann
Bildquelle: DDG
Professor Dr. med. Ralf Lobmann
Bildquelle: DDG

Die Arbeitsgemeinschaft Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) hat hierfür im Rahmen ihrer Fachtagung am 9. und 10. März 2012 auf dem Campus Westend in Frankfurt 162 ambulante und stationäre Fußbehandlungseinrichtungen zertifiziert. Damit sind nun insgesamt 269 Praxen, Ambulanzen und Kliniken bundesweit als spezialisierte Zentren für das Krankheitsbild „diabetisches Fußsyndrom“ anerkannt.

Eine kleine Blase an der Ferse, ein winziger Hautriss am Fußballen oder eine Druckstelle am Zeh verheilen bei stoffwechselgesunden Menschen meist problemlos. Doch Diabetiker müssen auf eine konsequente Fußpflege, regelmäßige Fußuntersuchungen und die sofortige Behandlung etwaiger Verletzungen achten. Denn durch Nervenschädigungen aufgrund eines zu hohen Blutzuckerspiegels und Durchblutungsstörungen nehmen sie Verletzungen häufig erst wahr, wenn daraus größere Wunden und Geschwüre entstanden sind.

Zudem verläuft bei Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 die Wundheilung langsamer. Amputationen der Zehen, Teile des Fußes oder der ganzen Gliedmaße sind oft die Folge. „Daher sollten Menschen mit Diabetes Fußverletzungen in einer darauf spezialisierten Facheinrichtung behandeln lassen“, betont Professor Dr. med. Ralf Lobmann, Sprecher der AG Fuß in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Bürgerhospital Stuttgart.

Im Rahmen ihrer 20. Jahrestagung in Frankfurt am Main verlieh die AG Fuß 162 Einrichtungen das Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“. „Damit sind jetzt bundesweit insgesamt 269 Praxen, Ambulanzen und Kliniken zertifiziert“, so Professor Lobmann. „Sie haben unter anderem besondere Kooperationen mit Diabetologen, Chirurgen, Gefäßspezialisten, Podologen und Orthopädie-Schuhmachern aufgebaut und untersuchen und hinterfragen regelmäßig die Ergebnisse ihrer Behandlung.“

Der Zertifizierung muss sich jede Einrichtung alle drei Jahre von Neuem stellen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft bietet das Verfahren seit neun Jahren in Deutschland an. Es ist in dieser Form europaweit einmalig. „Leider übernehmen die Krankenkassen nur in einigen Regionen Deutschlands, darunter in Nordrhein-Westfalen, die Behandlungskosten einer spezialisierten Fußbehandlungseinrichtung“, bedauert Professor Lobmann. Dadurch stehe mittelfristig infrage, ob dieses Angebot dauerhaft aufrechterhalten werden könne. Die DDG setzt sich deshalb dafür ein, diese Art der Versorgung sicherzustellen.

 

####

Informationen zum Thema für Fachleute finden Sie hier.

Informationen zum Thema für Patienten und Angehörige finden Sie hier.
 

 

28.03.2012

Verwandte Artikel

Photo

News • Tagung

Ernährung muss effektiver Bestandteil von Prävention und Therapie sein

Eine ungesunde Ernährung begünstigt nicht nur Übergewicht und die Entstehung von Diabetes Typ 2, sondern erhöht auch die Gefahr für verschiedene Krebserkrankungen, Gefäßerkrankungen,…

Photo

Artikel •

Zwei Seiten einer Medaille

Zu viel ungesundes Essen, zu wenig Bewegung – die Risikofaktoren für die Entstehung einer nicht-alkoholbedingten Fettleber und eines Diabetes Typ 2 sind nicht nur ähnlich, sie bilden auch eine…

Photo

Artikel •

Diabetes kann verhindert werden

Die Stoffwechselerkrankung Diabetes und ihre vielen möglichen Folgeerkrankungen können erfolgreich verhindert werden. Das betont der Berufsverband der diabetologischen Schwer-punktpraxen in…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren