Diabetes und Covid-19: immer eine riskante Kombination?

Bildquelle: We Are Covert, SARS-CoV-2 illustration (11), als gemeinfrei gekennzeichnet

News • Corona-Risikogruppen

Diabetes und Covid-19: immer eine riskante Kombination?

Personen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für eine schwerwiegende Covid-19-Erkrankung im Vergleich zu Personen ohne Diabetes. Aber gilt das für alle Diabetiker oder spielen auch andere Risikofaktoren innerhalb dieser Gruppe eine Rolle? Eine neue Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums hat sich nun genau mit diesem Thema beschäftigt und dabei relevante Erkenntnisse gewonnen.

Die Covid-19-Pandemie stellt die Wissenschaft und den Gesundheitssektor vor bisher nie gekannte Herausforderungen. Während bei einigen Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion die Erkrankung kaum bemerkt wird, verläuft sie bei anderen Betroffenen sehr viel schwerwiegender und endet teilweise tödlich. Bisher ist jedoch das Wissen um den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung noch recht dünn. Allerdings kristallisierte sich Diabetes zunehmend als einer der Risikofaktoren heraus, der den Schweregrad der Erkrankung bestimmt. Mehrere Untersuchungen zu Diabetes und SARS-CoV-2 beobachteten bereits eine etwa zwei- bis dreifache Erhöhung der Sterblichkeit aufgrund von Covid-19 bei Personen mit Diabetes im Vergleich zu Personen ohne Diabetes. Umso wichtiger sind Studien, die die Risikofaktoren von Menschen mit Diabetes für schwerwiegende Covid-19-Erkrankungen genauer untersuchen.

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Covid-19: Früherkennung von Diabetes wichtiger als je zuvor

Die gute Nachricht: Menschen mit einem gut eingestellten Diabetes mellitus erkranken nicht häufiger an COVID-19 als die Durchschnittsbevölkerung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass jeder sein Diabetes-Risiko bzw. seinen Langzeitglukosewert kennt. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) mahnt deshalb, die Früherkennung von Diabetes nicht aus den Augen zu verlieren.

Eine neue Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums unter Federführung von Dr. Sabrina Schlesinger, Leiterin der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews am Institut für Biometrie und Epidemiologie, überprüfte daher die Risikophänotypen des Diabetes und ihre mögliche Verbindung zum Schwergrad einer Erkrankung mit Covid-19. In ihrer Metaanalyse fassten die Wissenschaftler Ergebnisse aus 22 publizierten Studien zusammen, sodass insgesamt mehr als 17.500 Personen mit Diabetes und bestätigter SARS-CoV-2-Infektion in diese Untersuchung einflossen. Für Personen mit Diabetes und SARS-CoV-2-Infektion wurde das männliche Geschlecht, ein höheres Alter (>65 Jahre), hohe Blutglukose-Spiegel (zum Zeitpunkt der Einlieferung in das Krankenhaus), die chronische Behandlung mit Insulin, sowie bestehende Begleiterkrankungen (etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankung) als Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf identifiziert. Andererseits zeigten die Ergebnisse, dass die chronische Metforminbehandlung mit einem reduzierten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf einherging. „Diese aktuelle systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse beschreibt innerhalb der Hochrisiko-Gruppe, nämlich Diabetes mellitus, jene Personen mit dem höchsten Risiko eines schweren Covid-19 Verlaufes“, erklärt Prof. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums. „Diese Ergebnisse werden dazu beitragen, Personen mit Diabetes noch besser einzuordnen, um ihre Therapie zu verbessern und den Verlauf zu mildern.“

Die in der Studie identifizierten Risikofaktoren – hohes Alter, männliches Geschlecht, komorbide Erkrankungen und chronische Insulinbehandlung – können somit als Indikatoren für den Schweregrad des Diabetes oder für einen insgesamt schlechten Gesundheitszustand angesehen werden. „Einige Ergebnisse, insbesondere zu diabetes-spezifischen Faktoren, wie z.B. Typ oder Dauer des Diabetes und weitere Behandlungen, sind jedoch noch ungenau geschätzt und die Aussagekraft ist gering. Um die Aussagekraft zu stärken, werden weitere Primärstudien benötigt, die diese spezifischen Risikofaktoren untersuchen und andere, relevante Einflussfaktoren in ihrer Analyse berücksichtigen“, sagt Dr. Schlesinger. Ihr Forschungsteam arbeitet daher bereits an einer nächsten Version dieser Übersichtsarbeit: „Diese Übersichtsarbeit stellt die aktuelle Studienlage dar und wird regelmäßig aktualisiert, solange neue Erkenntnisse zu diesem Thema verfügbar sind“, so Dr. Schlesinger.


Quelle: Deutsches Diabetes Zentrum

29.04.2021

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