Infektionen
DGIM gründet Task Force Infektiologie
An weit verbreiteten Infektionen wie Atemwegsinfekten, Durchfällen oder auch Tuberkulose sterben weltweit jährlich Millionen von Menschen. Wenn auch schwere, ansteckende Erkrankungen zahlenmäßig in Deutschland weniger ins Gewicht fallen, ist jeder Betroffene einer zu viel, betont die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM). Um Infektionskrankheiten künftig noch effektiver verhindern beziehungsweise begegnen zu können, gründet die DGIM eine „Task Force Infektiologie“.
Sie soll helfen, hierzulande Strukturen für eine optimale Prävention beziehungsweise Behandlung von Infektionspatienten zu schaffen – wie etwa aktuell am Universitätsklinikum Kiel. In einem Positionspapier fordert die Task Force der DGIM mehr und besser ausgebildete Infektiologen – denn diese sind an deutschen Kliniken immer noch Mangelware.
„Nicht nur angesichts aktueller Infektionen mit multiresistenten Bakterien am Universitätsklinikum Kiel müssen wir langfristige Strategien entwickeln, um Infektionen vorzubeugen“, sagt Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. Die Fachgesellschaft begrüße den offenen Umgang des Klinikums mit den Infektionen, denn nur so könne man Schwachstellen in der infektiologischen Versorgung in Deutschland aufdecken. „Wie wir Infektionen künftig verhindern können und welche Rahmenbedingungen wir deutschlandweit schaffen müssen, um auf komplexe Infektionserkrankungen zu reagieren, geht uns alle an und ist nicht nur das Problem einzelner Kliniken“, meint auch Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Leiter der neuen Task Force Infektiologie der DGIM. Immer wieder seien Mediziner mit schwer behandelbaren Infektionen – nicht nur mit multiresistenten Krankheitserregern, sondern beispielsweise auch mit neuartigen Bakterien oder Viren konfrontiert. Eine Behandlung müsse dann durch einen Infektiologen begleitet werden – und davon gäbe es immer noch zu wenige.
Unter dem Vorsitz von Fätkenheuer, der die Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln leitet, benennt die Task Force konkrete Ansätze: Das beginnt bei der Aus- und Weiterbildung und setzt sich fort in der Anzahl der Stellen für Infektiologen an Klinken und akademischen Institutionen. Für die Zusatzbezeichnung Infektiologie etwa ist derzeit nur eine einjährige Weiterbildung Pflicht, die DGIM fordert jedoch eine fundierte Weiterbildung von zwei Jahren. „Kliniken jeder Größe profitieren von infektiologisch qualifiziertem ärztlichem Fachpersonal, das eine kompetente Behandlung von Infektionspatienten gewährleistet.“
Speziell für Internisten arbeitet die DGIM in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) derzeit an einem Förderprogramm, das die Fortbildung in Antibiotic Stewardship (ABS) unterstützt. ABS-Experten helfen ihrer Klinik etwa dabei, Leitlinien für einen sinnvollen Antibiotika-Einsatz zu entwickeln. Ziel müsse es sein, an jeder Klinik mit mehr als 500 Betten eine Stelle für einen klinischen Infektiologen, also einen Internisten mit einer Zusatzausbildung, zu schaffen.
„Die Expertise der Infektiologie in Deutschland weiter zu steigern, ist uns ein großes Anliegen – nicht zuletzt, um auch Infektionskrankheiten wie beispielsweise Ebola in Zukunft besser begegnen zu können“, fügt der DGIM Vorsitzende Professor Dr. med. Michael Hallek aus Köln hinzu. Er macht Infektiologie deshalb auch zu einem Schwerpunkt des 121. Internistenkongresses vom 18. bis 21. April 2015. Hier werden auch im Rahmen des Nachwuchsforums „Chances“ die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Infektiologen von Experten in einzelnen Vorträgen erläutert.
Ein gemeinsames Mentorenprogramm der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) und der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) möchte motivierten Ärzten Karrierewege in der Infektiologie aufzeigen und gezielt Personalentwicklung fördern. Informationen dazu finden Interessierte hier: dgim2015.de/mentorenprogramm/
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)
12.02.2015