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News • CAN.HEAL
EU-Großprojekt für personalisierte Krebsversorgung gestartet
Allein im Jahr 2020 wurde bei 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union (EU) Krebs diagnostiziert. Weitere 1,3 Millionen Menschen starben an einer Krebserkrankung, darunter mehr als 2.000 junge Menschen. Bis heute haben nicht alle in der EU die gleichen Zugangschancen zu einer innovativen Krebsvorsorge und -behandlung. Aus diesem Grund wurde das EU-Projekt CAN.HEAL ins Leben gerufen, das Teil des europäischen Krebsbekämpfungsplans (EBCP) ist.
CAN.HEAL verfolgt das Ziel, die verfügbaren Innovationen in den Bereichen Prävention, Krebsdiagnose und -behandlung in den Mitgliedstaaten auszuweiten, um die Versorgung für alle Patientinnen und Patienten in der EU zu verbessern. Dabei legt das Projekt seinen Schwerpunkt auf Maßnahmen der personalisierten Medizin. Ein wichtiger Grundstein bildet hierfür die Genomik. Die Leitung des EU-Projektes übernimmt PD Dr. Anke Katharina Bergmann, Institut für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), gemeinsam mit dem Institut für Gesundheit Sciensano aus Belgien und dem italienischen Nationalen Onkologie-Netzwerk (Alliance Against Cancer (ACC)). Insgesamt haben sich Organisationen aus 17 europäischen Ländern zusammengetan. Die Europäische Kommission fördert das Projekt mit 7,5 Millionen Euro.
Neuste Technologien machen es heute möglich, genetische Datenmengen in einer einzigen numerischen Größe zusammenzufassen, dem sogenannten Polygenen Risikoscore. Er spiegelt uns das Erkrankungsrisiko einer Person wider
Anke Katharina Bergmann
„Unser Ziel ist es, neue Perspektiven für eine personalisierte Risikobewertung und eine gezielte Krebsprävention zu eröffnen. Hier hat die Genomik in der Krebsmedizin stark an Bedeutung gewonnen“, erklärt Privatdozentin Bergmann, die innerhalb des EU-Projektes den Bereich Genomik leitet. Die Krebsprävention habe großes Potenzial, auf der Grundlage spezifischer individueller genetischer Profile, die Anfälligkeit des Einzelnen für die Entwicklung einer bestimmten Krebsart noch besser anzeigen zu können. „Neuste Technologien machen es heute möglich, genetische Datenmengen in einer einzigen numerischen Größe zusammenzufassen, dem sogenannten Polygenen Risikoscore. Er spiegelt uns das Erkrankungsrisiko einer Person wider“, erklärt PD Dr. Bergmann. Ein weiterer Fokus liegt auf der Evaluation von Strategien der telemedizinischen genetischen Beratung, um Zugänge zu einer humangenetischen Beratung zu verbessern. Gerade in ländlichen Gebieten fehle ein flächendeckender Zugang.
Mit Hilfe von fortschrittlichen Sequenzierungstechnologien und modernen Analysemethoden lassen sich heute individuelle molekulare Krebsprofile erstellen. Sie geben Auskunft über spezifische Merkmale einer Krebserkrankung. Ziel im Bereich der Krebsdiagnostik und der anschließenden Behandlungen ist, die Daten der Krebsprofile von spezialisierten Zentren gemeinsam zu nutzen. So könnten innerhalb der EU identische therapeutische Ansätze bei Patienten mit vergleichbaren Krebsprofilen angewandt werden. Das Projekt knüpft hierbei an die Erkenntnisse aus umfassenden genomischen Projekten an. Darüber hinaus werden verschiedene Entscheidungshilfen und Tools in der Früherkennung, Diagnose und Behandlung evaluiert, wie das Molekulare Tumorboard, das für eine interdisziplinäre Therapieentscheidung bei besonders schweren Krebsfällen zum Einsatz kommt.
„Die länderübergreifende, interdisziplinäre Zusammenarbeit sind für den Erfolg des Projektes ausschlaggebend“, betont PD Dr. Bergmann. „In verschiedenen praktischen Anwendungsprojekten im Bereich Genomik, Diagnostik, Prävention und Behandlung wollen wir prüfen, was funktioniert, klinisch praktikabel und sinnhaft ist“. CAN.HEAL widmet sich zudem ethischen und rechtlichen Fragestellungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Schulung und Aufklärung, um das Bewusstsein hinsichtlich der Bedeutung der Genomik sowohl in den Gesundheitsberufen als auch bei Patienten und der Öffentlichkeit zu schärfen. Das Ziel des Projektes besteht darin, Empfehlungen für Initiativen in den EU-Gesundheitssystemen auszuarbeiten.
Quelle: Medizinische Hochschule Hannover
18.01.2023