Foto: A. Heddergott / TUM
News • Ursache für fehlende Immunabwehr entdeckt
Bessere Immuntherapie gegen Krebs
Das Immunsystem verteidigt uns nicht nur gegen Infektionen, sondern auch gegen Krebs. Der Schutz beruht insbesondere auf der Aktivierung von speziellen Zellen des Immunsystems, den CD8+ T-Zellen.
Diese können Zellen als infiziert oder entartet erkennen und gezielt töten. „Die Fähigkeit des Immunsystems und speziell der CD8+ T-Zellen, Krebszellen in Geweben wie Lunge, Darm oder Leber zu beseitigen, ist bei Tumor-Patientinnen und -Patienten häufig eingeschränkt“, erklärt Percy Knolle, Professor für Molekulare Immunologie an der Technischen Universität München (TUM).
Krebszellen senden Signale aus, die das Immunsystem bremsen. Das Wissen darüber, wie die tumor-spezifische Immunität eingeschränkt wird, führte dazu, dass Immuntherapien gegen Krebs durch sogenannte Checkpoint-Blockade entwickelt wurden. Die Signale, welche von den Krebszellen ausgehen, werden bei dieser Therapieform blockiert und die Immunabwehr gleichzeitig aktiviert. Patienten bekommen im Rahmen der Therapie Antikörper verabreicht, die die Blockade der Immunantwort („checkpoint inhibition“) aufheben.
Die Forschungsgruppe der TUM um Dr. Bastian Höchst und Prof. Percy Knolle am Standort Freising-Weihenstephan und am Klinikum rechts der Isar in München hat zusammen mit Forschenden der Universität Heidelberg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie der Yale University in den USA eine neuartige Form der Unterdrückung Krebs-spezifischer Immunantworten gefunden und aufgeklärt.
Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse jetzt im Journal Nature Immunology.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren
News • Robert-Koch-Preis
Forscher entschlüsseln zentrale Mechanismen der Immunabwehr
Die Robert-Koch-Stiftung verleiht den mit 120.000 Euro dotierten Robert-Koch-Preis 2017 zu gleichen Teilen an die Professoren Rafi Ahmed, Emory University und Emory Vaccine Center, Atlanta, USA, und Antonio Lanzavecchia, Institute for Research in Biomedicine, Università della Svizzera italiana, Bellinzona, und ETH Zürich, Schweiz. Mit dem Preis werden die bahnbrechenden Forschungsarbeiten…
Laut der neuen Publikation basiert die Unterdrückung auf einem Abbauprodukt aus dem Glukose-Stoffwechsel. Fresszellen, welche die Aktivierung anderer Zellen des Immunsystems unterdrücken (Myeloide Supressorzellen), werden häufig in der Nähe von und auch in Tumoren gefunden. Sie sind dafür bekannt, die Krebsspezifische Immunität stark einzuschränken. „Wir konnten die übermäßige Produktion des Abbauprodukts aus dem Glukose-Stoffwechsel als charakteristische Eigenschaft von Supressorzellen im Tumor identifizieren und gleichzeitig den Wirkmechanismus der Immun-Blockade aufklären“, erläutert Dr. Bastian Höchst.
Die Blockade der Krebs-spezifischen CD8+ T-Zellen wird durch eine gezielte Verknappung von Aminosäuren erzwungen, die für die Aktivierung von Immunzellen essentiell sind. Dadurch werden die Immunzellen in eine Art Winterschlaf versetzt. Es gelang den Forschenden Methoden zu entwickeln, mit denen die Immunzellen aus ihrem Winterschlaf geweckt werden können. Die Kombination von „checkpoint inhibition“ mit einer spezifischen Auflösung der Blockade-Funktion des Stoffwechselprodukts führte dazu, dass die Krebs-spezifische Immunantwort im Experiment deutlich gesteigert wurde. „Diese Ergebnisse werden die Entwicklung neuer Formen der Immuntherapie gegen Krebserkrankungen ermöglichen“, fasst Prof. Knolle zusammen.
Quelle: Technische Universität München
30.04.2020