Besser operieren dank IT
Moderne Healthcare-IT hält selbst in die traditionellste aller medizinischen Fachrichtungen Einzug: in die Chirurgie. In OP-Sälen, Aufwachräumen und chirurgischen Intensivstationen setzen Krankenhäuser immer stärker auf Software-Lösungen. Diese sollen keineswegs nur die Abrechenbarkeit von Leistungen verbessern. Sie haben vielmehr einen direkten Effekt auf die Sicherheit der Patienten und verringern OP-assoziierte Komplikationen.
Der vom Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG) und der Messe Berlin veranstaltete Branchentreff conhIT 2010 (20. bis 22. April 2010) kooperiert in diesem Jahr mit dem parallel stattfindenden 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Der Einsatz von modernen IT-Lösungen im operativen Umfeld ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass die Digitalisierung der Medizin nicht nur Controllern und Verwaltungsdirektoren von Krankenhäusern das Leben erleichtert.
IT-Lösungen können auch unmittelbar die medizinische Versorgungsqualität anheben: „Es steht außer Frage, dass die Umsetzung moderner IT-Konzepte die Sicherheit von Patienten nicht nur aber auch im chirurgischen Umfeld deutlich verbessern kann“, betont Professor Michael Betzler, Ärztlicher Direktor des Alfried Krupp Krankenhauses in Essen und Chefarzt der Klinik für Chirurgie I.
Weniger Übertragungsfehler, weniger Komplikationen
Mit Blick auf die Patientensicherheit sieht der Experte mehrere Einsatzbereiche von IT-Lösungen, die sich günstig auswirken können. „Zum einen senkt schon allein die digitale Dokumentation die Fehlerquote“, so Betzler. Egal ob ein OP-Bericht eingegeben, ein Befund niedergelegt oder ein Messwert aufgezeichnet wird: Die elektronische Dokumentation vermeidet Übertragungsfehler. Das macht den Weg des Patienten von der Notaufnahme in den OP-Trakt, von der Intensiv- auf die Normalstation und weiter in die ambulante Betreuung sicherer, weil Fehleinschätzungen aufgrund fehlender oder falsch übermittelter Daten seltener werden. „Auch die Kooperation zwischen den verschiedenen an der Betreuung eines Patienten beteiligten Berufsgruppen wird dadurch verbessert“, ist Betzler überzeugt.
Im Vorfeld und während einer Operation können moderne IT-Lösungen den Chirurgen in anderer Weise ganz unmittelbar unterstützen: Sie helfen beispielsweise bei der OP-Planung, etwa indem sie Auswertungen von Bilddaten vornehmen. Diese Informationen werden dann dazu genutzt, computergestützte Navigationssysteme zu steuern. Gerade bei Eingriffen in sensiblen Arealen, wo es um absolute Präzision geht, kann das dem Patienten zu Gute kommen. Betzler: „Durch IT-gestützte Navigationssysteme lassen sich bei vielen Eingriffen Komplikationen verringern. Das nutzt dem Patienten. Aber natürlich sind Eingriffe, die weniger Komplikationen nach sich ziehen, am Ende auch kostengünstiger für das Krankenhaus.“
Effizienzgewinne im hektischen OP-Alltag
Natürlich kann Gesundheits-IT auch im chirurgischen Umfeld dazu genutzt werden, den Workflow zu verbessern, etwa im Operationstrakt. „Bedenkt man, dass im OP etwa ein Drittel der Gesamtkosten eines stationären Aufenthaltes anfallen, so ist der Einsatz einer Planungssoftware, die dafür sorgt, dass die Kapazitäten optimal ausgelastet werden, eine logische Konsequenz,“ so Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender der MEIERHOFER AG und Mitglied im Vorstand des VHitG e.V.. „IT-gestützte Planung erleichtert hier nicht nur bei Notfällen die Planung der Saalkapazitäten, sondern gewährleistet auch die optimale Nutzung von Personal und Ressourcen. Das steigert letztlich die Zahl der pro Tag durchführbaren Operationen.“ Einige moderne IT-Lösungen erlauben mittlerweile sogar die Simulation patientenindividueller Workflows, sodass der Effekt organisatorischer Maßnahmen auf das komplexe System „OP-Trakt“ im Vorfeld detailgetreu durchgespielt werden kann. Auf der conhIT kann man sich dies live anhand des intelligenten OP-Saals „orthoMIT“ ansehen, einem innovativen Konzept für die modulare Integration unterschiedlicher Applikationen und Komponenten in eine integrierte chirurgische Arbeitsstation einschließlich Benutzerschnittstellen.
Auf der conhIT 2010 gibt es einen regen Austausch mit dem 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Am 21. April behandelt eine gemeinsame Kongress-Session im Chirurgenkongress (Saal 6, ICC Berlin) das Thema „Patientensicherheit durch IT“. Und am 22. April wird auf der conhIT (Halle 1.2, Saal 1) in der Session „Intuitive Tumordokumentation – damit die Dokumentation nicht zum Tumor wird“ über den Einsatz von IT bei der Krebsbehandlung berichtet. Ein Gelände-Shuttle verbindet die beiden Veranstaltungen. Die Eintrittskarte des Chirurgenkongresses berechtigt auch zum Besuch der conhIT.
conhIT – Der Branchentreff für Healthcare IT, 20 bis 22. April 2010, Messegelände Berlin
Die conhIT wurde vom VHitG e.V. initiiert und trägt als Plattform der Healthcare IT-Branche zum aktiven Dialog zwischen Herstellern, Anwendern und Wissenschaft bei. Sie richtet sich an Entscheider in den IT-Abteilungen, im Management, der Medizin und Pflege sowie Ärzte, Ärztenetze und MVZs, die sich über die aktuellen Entwicklungen von IT im Gesundheitswesen informieren, Kontakte in der Branche knüpfen und sich auf hohem Niveau weiterbilden wollen.
Als integrierte Gesamtveranstaltung bietet die conhIT an drei Tagen die Angebote, die für die Branche attraktiv sind. Kongress und Akademie orientieren sich am speziellen Weiterbildungsbedarf von Ausstellern und Anwendern, die Themen werden von den Vertretern der Zielgruppe zusammengestellt. Die Industrie-Messe, Kernstück der conhIT und wichtigste Ausstellung für Healthcare IT in Deutschland, informiert über das Produkt- und Dienstleistungsangebot und stellt Innovationen, Trends und etablierte IT-Lösungen vor. Durch die zeitliche und inhaltliche Abstimmung profitieren die Teilnehmer von allen Angeboten
13.04.2010