Automatisierter Ultraschall will gelernt sein!

Seit Anfang des Jahres arbeitet Prof. Dr. D. Uhlenbrock, Medizinisches Versorgungszentrum, Radiologie-Nuklearmedizin-Strahlentherapie am St. Josefs-Hospital in Dortmund mit der ersten Generation des automatisierten Ultraschalls, dem Automated Breast Volume Scanner (ABVS). Zeit genug, um die Methode auf Herz und Nieren zu prüfen und mit den Ergebnissen des handgeführten Ultraschalls zu vergleichen.

Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock
Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock

RRR: Prof. Uhlenbrock, Sie haben ABVS direkt dem Praxistest unterzogen und die Methode auf ihre Möglichkeiten und Grenzen hin überprüft. Zu welchen Ergebnissen kamen Sie?


D. Uhlenbrock: Zunächst einmal haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Vorteile uns das Verfahren schafft. Also konkret: Was kann ABVS im Vergleich zum handgeführten Ultraschall? Für die Beantwortung haben wir eine geblindete Studie mit 180 Frauen durchgeführt, die insbesondere darlegen sollte, ob wir die Karzinome und Auffälligkeiten, die durch die Mammographie entdeckt wurden, ebenfalls mit dem handgeführten Ultraschall und/oder mit ABVS erkennen können. Alle 180 Frauen wurden darum im Anschluss an die Mammographie sowohl konventionell als auch mittels Volumenultraschall von zwei unabhängigen Gruppen untersucht. Das Ergebnis: Von den 40 Läsionen, die bei der Mammographie zu Tage kamen, konnten mit dem handgeführten Ultraschall 37 entdeckt werden. Von den unentdeckten war eine sehr tief liegend, bei den anderen beiden handelte es sich um DCIS-Karzinome, die im Ultraschall generell schlecht sichtbar ist. Im Ergebnis hatte der Ultraschall also eine hohe Treffsicherheit.
Mit dem automatisierten Ultraschall haben wir im Vergleich dazu vier Karzinome weniger gesehen. Bei einem davon handelte es sich um eine Fehleinschätzung des Befunders insoweit, als ein Befund als Artefakt fehlgedeutet wurde. Bei den anderen handelte sich um technische Fehler. Und das ist ein sehr spannender Punkt. Beim ABVS fährt der automatisierte Ultraschall die Brust in Scans ab, von kranial nach kaudal. Und das Ergebnis der Untersuchung steht und fällt damit, dass wirklich die komplette Brust gescannt wird. Im Durchschnitt benötigen Sie hierfür drei Scans, es gibt jedoch Ausnahmen, die einen vierten Durchgang notwendig machen. Und diese Ausnahmen gilt es auf Seiten der MTR – denn die Durchführung der Untersuchung liegt vollständig in der Verantwortung der MTR, der Arzt ist dabei nicht im Raum _ richtig einzuschätzen und zu erfassen. Das ist eine Lernkurve, die wir offensichtlich noch steigern müssen. Methodisch ist das Verfahren einwandfrei und – so zeigte es unsere Studie – dem handgeführten Ultraschall gleichgestellt.


RRR: Welchen Fragen sind Sie noch nachgegangen?


D. Uhlenbrock: Ein weiterer wichtiger Aspekt für den praktischen Einsatz ist die Zeit, die eine Untersuchung samt Befundung in Anspruch nimmt. Für eine sonographische Untersuchung haben wir in unserer Studie im Durchschnitt 10 Minuten benötigt. Bei der ABVS-Untersuchung, die von der MTRA durchgeführt wird, benötigen wir im Schnitt 19 Minuten. Hinzu kommen etwa 14 Minuten für die Befundung durch den Arzt – macht in Summe also mehr als eine halbe Stunde. Das liegt zum einen sicherlich an der bisher noch fehlenden Routine, dennoch ist dies ein Punkt, den es weiter zu diskutieren gibt. Unbestreitbar sind die sonstigen Vorteile des ABVS, also eine reproduzierbare Dokumentation der Untersuchung, eine genaue Lokalisation und Größenbestimmung des Tumors und auch die Bestimmung der Lage in Relation zur Brustwarze. Zeit und Nutzen gilt es also abzuwägen, ein Kriterium, über das sich die radiologische Gemeinschaft einig werden muss.
Abschließend möchte ich noch eine wirklich neue Erkenntnis aufgreifen: Bisher ist man davon ausgegangen, dass in erster Linie der transversale Scan zusammen mit der koronaren Untersuchung zur Befundung herangezogen werden sollte. Wir kamen in diesem Zusammenhang zu einem ganz anderen Schluss, nämlich dass die koronaren Bilder wenig hilfreich sind. Die Befundung profitiert ganz wesentlich von der gemeinsamen Betrachtung von transversalen und sagittalen Bildern. Alles andere führt zu übersehenen oder falsch interpretierten Befunden.

RRR: Prof. Uhlenbrock, wir danken für das Gespräch!


((Infokasten))
Der ABVS ist ein vollwertiges Ultraschallgerät, welches auch handgeführt für alle Ultraschallindikationen eingesetzt werden kann. Das Besondere ist hier eine 15 x 15 cm² große Scaneinheit, also der Schallkopf. Dieser fährt vollautomatisiert über die Brust und erhält so das Volumenbild der Brust – ähnlich wie bei der Tomosynthese. Die Datenerfassung dauert zwischen 60 und 90 Sekunden, in dieser Zeit werden 250 bis 400 Aufnahmen erstellt. Der so erhobene 2D Datensatz lässt sich in jeder beliebigen Raumrichtung umrechnen bzw. wird dann in ein dreidimensionales Bild umgewandelt. Der automatische Aufnahmeablauf wird eine stets gleichbleibende Qualität der Ergebnisse unabhängig vom Anwender möglich.
 

30.10.2010

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