Automatisierter Ultraschall liefert Volumenbilder der Brust
Der diagnostische Nutzen des Ultraschalls hat aufgrund verbesserter Auflösung und der Unterdrückung von Artefakten enorm zugenommen, woraufhin immer spezifischere Untersuchungen möglich wurden. Ein weiterer Fortschritt in der Mammadiagnostik ist nun das Volumen-Scanning, das eine dreidimensionale Darstellung der gesamten Brust sowie eine effiziente Analyse der Daten und ein halbautomatisches Reporting ermöglicht.
Prof. Dr. D. Uhlenbrock (DU), Medizinisches Versorgungszentrum, Radiologie-Nuklearmedizin-Strahlentherapie am St. Josefs-Hospital in Dortmund, Deutschland, ist einer der ersten der den Automated Breast Volume Scanner (ABVS) für die Diagnose des Mammakarzinoms einsetzt.
Daniela Zimmermann, EUROPEAN HOSPITAL (EH), besuchte Prof. Uhlenbrock in Dortmund und sprach mit ihm über die Technik sowie die Möglichkeiten des neuen Verfahrens.
EH: Prof. Uhlenbrock, seit knapp einem Viertel Jahr arbeiten Sie mit dem Acuson S 2000 Automated Breast Volume Scanner, worin genau unterscheidet sich die Technologie von herkömmlichen Ultraschall-Geräten?
DU: Der Acuson S ist zunächst einmal ein normales Ultraschallgerät, welches auch handgeführt wird und für alle Ultraschallindikationen eingesetzt werden kann. Das Besondere ist hier eine 15 x 15 cm² große Scaneinheit, also der Schallkopf. Mit diesem fahren Sie über die Brust und erhalten so das Volumenbild der Brust – ähnlich wie bei der Tomosynthese. Die Datenerfassung dauert zwischen 60 und 90 Sekunden, in dieser Zeit werden 250 bis 400 Aufnahmen erstellt. Der so erhobene 2D Datensatz wird dann in ein dreidimensionales Bild umgewandelt. Und das ist das Revolutionäre: Mit einem fünf Zentimeter großen Schallkopf ist eine solche Untersuchung gar nicht möglich, weil der Schallkopf Step-by-Step angesetzt werden muss. Zudem konnten bisher gewonnene Bilder in der Form nicht gespeichert werden.
EH: Welche Vorteile bringt die neue Technologie für die tägliche Praxis?
DU: Der entscheidende Unterschied ist, dass Sie einen vollständigen Datensatz der gesamten Brust jederzeit wieder anschauen und auswerten können. Ein weiterer Vorteil ist die Automatisierung: Aufgrund der Voreinstellung kann die Bildakquisition von der MTRA durchgeführt werden. Denn die Diagnosestellung durch den Arzt kann auch später erfolgen. Für die praktische Anwendung ist darüber hinaus interessant, dass die Patientin während der Untersuchung auf dem Rücken liegt – genau wie später während einer OP. Das heißt, die so gewonnen Daten spiegeln genau das Bild wider, welches sich dem Operateur später bietet. So können schon im Vorfeld Markierungspunkte gesetzt und der Tumor lokalisiert werden.
Und schließlich können Sie bei dem Gerät quasi auf Knopfdruck die Funktion vom normalen Ultraschall zum Volumen-Ultraschall umstellen. Das geht schnell und unkompliziert und ist extrem benutzerfreundlich.
EH: Das hört sich zu perfekt an, um wahr zu sein. Welche Einschränkungen oder Nachteile bringt die Technologie denn mit sich?
DU: Es gibt sicherlich Dinge, über die wir uns Gedanken machen, ob es wirklich Nachteile sind, wird sich noch zeigen. Weil die Methode noch sehr jung ist, können wir heute beispielsweise noch gar nicht genau sagen, wie die Bilder maximal auszuwerten sind. Wir erhalten je nach Schichtdicke 150 bis 300 Bilder in einem Datensatz. Da sind die erste Fragen: Muss ich mir die alle anschauen? Und welche Schichtdicke muss ich mir anschauen?
Wir müssen also klären, wie viel Zeitaufwand die Nachbearbeitung und Analyse der Bilder bedeutet. Hierzu gibt es noch keine validen Studienergebnisse. Die Frage, die sich dann anschließt lautet: Welcher diagnostische Nutzen steht dem Zeitaufwand entgegen. Hier kann ich aus der Erfahrung sagen, dass ein Nutzen sicherlich der ist, dass ich von der gesamten Brust ein Bild habe und so sicher sein kann, dass kein Streifen fehlt.
Und schließlich die letzte Frage: Ist die Detektionsrate genauso gut? Hierzu liegen uns erste Ergebnisse vor von Patientinnen, bei denen wir während der Mammographie einen eindeutigen Befund hatten und die wir dann mit dem Acuson S 2000 geschallt haben. Das Ergebnis war, dass kleine Läsionen unter fünf Millimeter schwieriger erkannt wurden. Ein Grund dafür liegt sicherlich darin, dass der gespeicherte Datensatz dazu verführt, sehr schnell über die Bilder hinwegzuscrollen und so wichtige Informationen nicht erkannt werden.
Ist die Methode jedoch etabliert und liegen ausreichend Parameter vor, kann ein gut funktionierendes CAD-System diese Lücke sicher schließen.
EH: Wo sehen Sie die Zukunft der Volumen-Darstellung?
DU: Meine persönliche Meinung ist, dass der Volumen-Ultraschall in der Mammadiagnostik in einigen Jahren Standardmethode sein wird. Denn der allgemeine Trend im Ultraschallbereich wird dahin gehen, dass die Untersuchungen keine primären Arztaufgaben mehr sein werden. Auch der Ultraschall wird auf den Befundungsbildschirm wandern.
Und dann müssen wir abwarten, wo genau in der Diagnosekette das Verfahren seinen Platz findet. Vielleicht entwickelt es sich hin zu einer neuen Screeningmodalität, das werden die nächsten Jahre noch zeigen.
EH: Vielen Dank für das Gespräch.
26.08.2010