Ein Befundzettel beim Augenarzt zeigt die Zeichnung eines Auges, mit der...

© Matthias Preisinger / pixelio.de

News • Patientenversorgung

Augenärzte fordern integrierte Notfallzentren

Die deutschen Augenärzte setzen sich für Notfallzentren ein, die gemeinsam von niedergelassenen Augenärzten und Klinik-Augenärzten getragen werden. Diese sogenannten „Integrierten Notfallzentren für die Augenheilkunde“ (INZ-A) sollen in den Räumlichkeiten der Kliniken liegen. Das geht aus einer Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) hervor. Aus Sicht der DOG bietet das Kooperationsmodell allen Beteiligten Vorteile und dient einer besseren Patientenversorgung. Voraussetzung sei, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) eine ausreichende Beteiligung der Praxen sicherstellen.

Das Bundesgesundheitsministerium hat einen Referentenentwurf zur Reform und Verbesserung der Notfallversorgung auf den Weg gebracht. Ziel ist unter anderem, sogenannte Integrierte Notfallzentren (INZ) an geeigneten Krankenhausstandorten einzurichten, die für Patienten in bedrohlichen Erkrankungssituationen jederzeit zugänglich sind. Zentraler Punkt: Die INZ sollen von den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenhäusern gemeinsam betrieben werden.

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Patientenwünsche, Praxisgestaltung, Personalführung, Rechtsfragen und Social Media – das Innovations-Symposium am 30. November 2019 in Köln ist das ideale Forum zu allen Fragen rund um den Praxisalltag. Wie gestalte ich meine Praxis patientenfreundlich? Wie sicher ist mein IT System? Wie schütze ich mich vor rechtlichen Klagen? Lohnt sich Social Media für mich und was muss ich dabei…

Augenärzte unterstützen Gesetzesinitiative

DOG und BVA verfügen im augenärztlichen Bereich bereits über Erfahrungen mit gemeinsam betriebenen INZ und befürworten die Gesetzesinitiative daher. „Sofern die Kooperation zuverlässig geregelt ist, bringt sie allen Beteiligten Vorteile – Kliniken, Niedergelassenen und Patienten“, betont Professor Dr. med. Lars-Olof Hattenbach, Direktor der Augenklinik des Klinikums Ludwigshafen und stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Ophthalmologischer Chefärzte (DOCH) sowie Vertreter der DOG in der Kommission sektorenübergreifende Augenheilkunde. „Schließlich werden Personal, Fachkunde und Kosten in guter und sicherer Infrastruktur geteilt“, fügt Dr. med. Peter Heinz hinzu, 1. Vorsitzender des BVA, der den Berufsverband in der genannten Kommission vertritt.  

Die Idee hinter dem INZ: Niedergelassene Ärzte versorgen im Krankenhaus bis spät abends ambulante Notfälle. Die diensthabenden Klinikärzte übernehmen alle Notfälle in den Nachtstunden. „Damit steigt zwar die Belastung für den niedergelassenen Arzt für die Stunden, in denen er in dem INZ arbeitet“, erläutert Hattenbach. „Als Ausgleich sinkt aber die Gesamtzahl der Dienststunden deutlich, und es entfällt die nächtliche Rufbereitschaft“, ergänzt Heinz. Da der INZ-Dienst zeitlich begrenzt wird, sei am darauffolgenden Tag ein regulärer Praxisbetrieb möglich. 

In der Augenheilkunde ist das INZ-Kooperationsmodell bereits in Aachen, Bochum, Bonn, Frankfurt am Main, Freiburg, Göttingen, Münster und Würzburg erfolgreich umgesetzt worden. Freiburg im Breisgau gehörte zu den Vorreitern. Das „Integrierte Notfallzentrum für Augenheilkunde“, kurz INZ-A, nahm seine Arbeit an der dortigen Universitäts-Augenklinik im Herbst 2011 auf. 

Beispiel Freiburg: eine Win-Win-Situation

Nur gemeinsam mit den niedergelassenen Augenärzten kann die Idee langfristig erfolgreich umgesetzt werden.

Lars-Olof Hattenbach

„Uns unterstützen am Wochenende in der Zeit von 9 bis 16 Uhr fünfzehn niedergelassene Kollegen in der Klinik und übernehmen die Erstversorgung von bis zu 100 Notfällen pro Tag“ berichtet Professor Dr. med. Thomas Reinhard, Generalsekretär der DOG und Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Die Niedergelassenen finden Sprechstundenhilfen und Geräte vor, schwierige Fälle können sie ohne Zeitverlust sofort an die Klinik-Oberärzte übergeben. 

Auch schützt die Klinikstruktur die Mitarbeiter aus freier Praxis vor gewalttätigen Übergriffen, die seit einigen Jahren häufiger stattfinden. „Im Krisenfall kann der Werkschutz verständigt werden“, betont der Freiburger Ophthalmologe. Weiterer Pluspunkt der Kooperation: Die Ärzte können unter den Klinikkollegen geeignete Nachfolger für ihre Niederlassungen finden. „Die Einrichtung des INZ-A ist gut“, bilanziert Reinhard. „Sie stellt eine Win-Win-Situation her“, bestätigt Heinz.  

Dazu gehört, dass die niedergelassenen Augenärzte in den Abend- und Nachtstunden „frei“ haben. Zwischen 19 und 22 Uhr ist das INZ-A für alle augenärztlichen Notfälle der Stadt Freiburg sowie der Landkreise Emmendingen und Hochschwarzwald Breisgau zuständig, nach 22 Uhr versorgen die Klinikmitarbeiter allein ganz Südbaden. „Damit entfallen für die südbadischen Kassenärzte sämtliche rotierenden Nachtdienste“, erklärt Reinhard. 

 Das Konzept der INZ-A kann allerdings nur funktionieren, wenn es gelingt, das Zusammenspiel zwischen Klinik und Praxis für beide Seiten verlässlich zu koordinieren. „Nur gemeinsam mit den niedergelassenen Augenärzten kann die Idee langfristig erfolgreich umgesetzt werden“, sagt Hattenbach. „Dabei kommt der KV die Aufgabe zu, sicherzustellen, dass genügend Niedergelassene ihre Dienste versehen“, ergänzt Reinhard.  

Läuft die Organisation im INZ-A reibungslos, zählen am Ende vor allem die Patienten zu den Gewinnern. „Sie wissen jederzeit, an welche Stelle man sich im Notfall außerhalb üblicher Praxiszeiten wenden kann“, betont der BVA-Vorsitzende Heinz. Darüber hinaus können Notfalloperationen vor Ort in der Klinik ohne weitere Wege für die Patienten erfolgen. Auch Erkrankungen, die eine interdisziplinäre Behandlung erfordern, können so ohne Zeitverzug versorgt werden – Experten aus anderen Fachdisziplinen stehen sofort zur Verfügung.


Quelle: DOG und BVA

19.06.2020

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