Prof. Dr. Dr. rer. nat. Jens Pahnke
Prof. Dr. Dr. rer. nat. Jens Pahnke

Bildquelle: Universität zu Lübeck / Foto: Ola Gamst Sæther, UiO

News • Neurodegeneration

Ist Alzheimer übertragbar? Prionen-Theorie widerlegt

Lübecker Forscher widerlegen in Zusammenarbeit mit Forschenden aus Oslo die bisherige Theorie zur Übertragbarkeit der Alzheimer-Erkrankung. Sie können erstmals den Weg des Alzheimer-Eiweiß im Körper nachvollziehen.

Die Erkenntnisse sind vor allem für Angehörige und das Pflegepersonal von Erkrankten erleichternd, denn die Alzheimer-Krankheit gilt anhand dieser neuen Forschungsergebnisse als nicht übertragbar. Die Arbeitsgruppe von Prof. Jens Pahnke am Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie (LIED) der Universität zu Lübeck und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, sowie an der Universität in Oslo hat nach 6-jähriger Forschung des internationalen Forschungskonsortiums PROP-AD die bisherige Theorie zur Übertragbarkeit der Alzheimer Erkrankung widerlegt. Ihre Arbeit wurde im Journal EMBOreports publiziert

Bereits seit einigen Jahren wurde diskutiert, ob Alzheimer auch eine übertragbare Prionen-Erkrankung ist und somit gefährlich für das Pflegepersonal oder die Angehörigen sein könnte. Prionen sind natürlich vorkommende Eiweiße im Körper, die durch eine krankhaft veränderte Struktur verklumpen können und sich z.B. im Gehirn ablagern und dort zu schwammartigen Schädigungen führen. Andere Beispiele für Prionen-Erkrankungen sind BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie) bei Kühen oder CJD (Creutzfeldt-Jacob Erkrankung) beim Menschen, die vor einigen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt haben. 

Um zu überprüfen, ob krankmachendes Alzheimer-Eiweiß (beta-Amyloid) von Mensch zu Mensch übertragbar ist, verwendete das Team beta-Amyloid mit speziell markierten Kohlenstoffatomen. Die Forscher spritzten das markierte beta-Amyloid aus an Alzheimer-erkrankten Mäusen in gesunde Tiere und verfolgten den Weg durch den Körper und die Ablagerung des Moleküls in verschiedenen Organen. Mittels neuartiger hochsensibler und hochspezifischer Messmethoden gelang dem Forscherteam der Nachweis, dass das toxische beta-Amyloid der erkrankten Tiere nicht das Gehirn der gesunden Tiere erreicht. Für Angehörige und das Pflegepersonal ist dies eine sehr gute Nachricht. Den Ergebnissen nach kann Alzheimer somit nicht bei der Pflege von Patienten übertragen werden. 


Quelle: Universität zu Lübeck

05.06.2022

Verwandte Artikel

Photo

News • Neurodegenerative Erkrankungen

Tauopathie oder Alzheimer? Unterscheidung per Biomarker und PET

Forschende haben Biomarker gefunden, die zusammen mit PET-Bildgebung eine sichere Unterscheidung zwischen primären 4-Repeat-Tauopathien und der Alzheimer-Krankheit ermöglichen.

Photo

News • Forschung zu Gliazellen

Alzheimer: Neue Quelle von Plaques identifiziert

Die Alzheimer-Krankheit geht mit der Bildung von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn einher. Neue Forschung zeigt jetzt: Die schädlichen Ablagerungen werden nicht nur von Nervenzellen gebildet.

Photo

News • Altersversicherung für Neuronen

Nano-Röhrchen im Gehirn schützen vor Alzheimer & Co.

Ein neuentdeckter Mechanismus schützt das Gehirn vor neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Dabei spielen so genannte „Tunneling Nanotubes“ eine zentrale Rolle.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren