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Alzheimer überfordert US-Gesundheitssystem
Forscher listen massive Mängel bei umfassenden Therapien auf
Dem US-Gesundheitssystem fehlt die Kapazität, eine Therapie für Alzheimer rasch von der Zulassung zu einem breiten klinischen Einsatz zu bringen. Dieses Defizit könnte Millionen Menschen den Zugang zu einer entsprechenden Pflege verwehren, wenn ein solcher medizinischer Durchbruch erzielt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der RAND Corporation.
Kaum Scanner, kaum Personal
Das Grundproblem besteht im Mangel an Spezialisten, die bei Patienten in frühen Stadien der Erkrankung eine Diagnose stellen und bestätigen können, dass sie für eine Behandlung infrage kommen, die das Fortschreiten der Krankheit zu einer voll ausgebildeten Demenz verhindern könnte. Weitere Defizite bestehen in der relativ geringen Anzahl an spezialisierten Scannern und zu wenigen Infusionszentren für die Durchführung der Behandlung.
Die Forscher gehen davon aus, dass 2,1 Mio. Patienten mit einer leichten kognitiven Einschränkung innerhalb von zwei Jahrzehnten an einer Alzheimer-Demenz erkranken könnten, während sie auf die Evaluierung und Behandlungsressourcen nach der Zulassung einer krankheitsverändernden Therapie durch die Food and Drug Administration warten.
Laut Forschungsleiterin Jodi Liu gibt es derzeit zwar umfassende Anstrengungen zur Entwicklung von Behandlungsmethoden, wenig sei jedoch bisher für die Vorbereitung des Gesundheitssystems getan worden. "Es gibt keine Gewissheit, dass eine Behandlung gegen Alzheimer bald zugelassen wird. Unsere Studienergebnisse legen jedoch nahe, dass die Zuständigen darüber nachdenken sollten, wie sie auf einen derartigen Durchbruch reagieren."
Immer mehr Amerikaner betroffen
Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit rund 5,5 Mio. Amerikaner an einer Alzheimer-Demenz leiden. Diese Zahl soll laut Berechnungen bis 2014 auf 11,6 Mio. ansteigen. Fortgeschrittene klinische Studien laufen derzeit für mindestens zehn vielversprechende Therapien. Daher gebe es Anlass zu vorsichtigem Optimismus, dass eine krankheitsverändernde Therapie für die routinemäßige Anwendung innerhalb von wenigen Jahren zur Verfügung stehen könnte.
Die Forscher haben die Wege untersucht, die Patienten wahrscheinlich beschreiten müssen, um eine Behandlung zu erhalten. Sie erstellten ein Modell, um den Druck zu simulieren, den eine zugelassene Therapie für das Gesundheitssystem bedeuten würde. Die Analyse nimmt an, dass eine Therapie Anfang 2020 zugelassen wird und die Untersuchungen 2019 starten würden. Die Forscher betonen jedoch, dass dieses Datum nur als Szenario für das Modell ausgewählt wurde und nicht als Vorhersage, wann eine Therapie zugelassen werden könnte.
Bei diesem Szenario müssten rund 71 Mio. Amerikaner über 55 Jahren auf Anzeichen einer leichten kognitiven Beeinträchtigung untersucht werden. Nach weiteren Untersuchungen und dem Einsatz bildgebender Verfahren zur Bestätigung einer Erkrankung, geht die Studie davon aus, dass bei 2,4 Mio. Menschen eine Behandlung empfohlen werden könnte.
Quelle: RAND/Pressetext
18.11.2017