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Intensivstation: Geschlecht bestimmt Therapie

Ärztinnen überweisen Patientinnen deutlich seltener als Mediziner

Eine Patientin, die von einer Ärztin behandelt wird, wird weniger wahrscheinlich auf die Intensivstation überwiesen als ein Patient, der von einem Arzt behandelt wird. Zu dem Ergebnis kommen Forscher der Ben-Gurion University of the Negev zusammen mit Kollegen des Soroka University Medical Center. Diese geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung scheint am häufigsten aufzutreten, wenn Ärztinnen eine Empfehlung für die Behandlung von schwerkranken Patientinnen aussprechen. 

Laut Forschungsleiter Iftach Sagy haben frühere Studien gezeigt, dass Ärzte weniger wahrscheinlich Symptome erkennen, die bei Frauen anders auftreten. Dazu gehören atypische Brustschmerzen, die Patientenmanagement verändern und die Verabreichung von entscheidenden Behandlungsschritten verzögern können. "Wir haben erstmals nachgewiesen, dass eine mögliche geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung die Entscheidung beeinflussen kann, wer auf die Intensivstation eingeliefert wird und wer nicht."

Geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung

Wir haben erstmals nachgewiesen, dass eine mögliche geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung die Entscheidung beeinflussen kann, wer auf die Intensivstation eingeliefert wird und wer nicht

Iftach Sagy

Für die Studie wurden die Daten von 831 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die von 2011 bis 2012 in den Reanimationsraum der Notaufnahme des Soroka University Medical Center eingeliefert wurden. Ärztinnen wiesen ihre Patienten dabei weniger wahrscheinlich in eine Intensivstation ein, wo Betten und andere Ressourcen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Ärztinnen wiesen rund 20 Prozent weniger ihrer Patientinnen als Ärzte auf die Intensivstation ein. Auf die herzchirurgische Intensivstation überwiesen sie zwölf Prozent weniger Patientinnen.

Die Experten konnten eine geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung auch dabei feststellen, wie Patienten im Krankenhaus ankamen und zugeordnet wurden. Ärzte und Ärztinnen wählten Schwerkranke unterschiedlich aus, wenn sie die Behandlung in der Notaufnahme einleiteten. Ärzte behandelten mehr Patienten, die von Notarztdiensten überwiesen wurden. Ärztinnen behandelten mehr Personen, die zu Beginn als stabil galten, deren Zustand sich erst später verschlechterte und eine Wiederbelebung erforderlich machte.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Ergebnisse bei schwer kranken Männern besser sind. Bei Frauen werden in der Notaufnahme und in der Intensivstation häufig weniger invasive Methoden eingesetzt. Das scheint dazu beizutragen, dass bei der gleichen Schwere der Erkrankung weniger Frauen auf die Intensivstation kommen. Die Studie hat nachgewiesen, dass das Geschlecht der Patienten und der Ärzte sowie ihre Kombination entscheidende Faktoren bei Entscheidungen hinsichtlich der medizinischen Versorgung sind. Die Ergebnisse wurden in "QJM: An International Journal of Medicine" publiziert.


Quelle: Ben-Gurion University of the Negev/pressetext

09.02.2018

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