Das Pankreaskarzinom ist auch aus diagnostischer Sicht ein Albtraum: „Meist...
Das Pankreaskarzinom ist auch aus diagnostischer Sicht ein Albtraum: „Meist ist es für eine Heilung bereits dann zu spät, wenn wir den Tumor als Raumforderung in der Bildgebung sehen können“, sagt Prof. Dr. Ernst Rummeny.

Artikel • Onkologie

Das Pankreaskarzinom - selten und heimtückisch

Sie äußert sich häufig mit einem gürtelförmigen Schmerz im Oberbauch – eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Neben der Pankreatitis ist das Pankreaskarzinom die häufigste Erkrankung des Organs und dazu eine besonders heimtückische.

Bericht: Karoline Laarmann

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Prof. Dr. Ernst Rummeny ist Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.

„Meist ist es für eine Heilung nicht erst zu spät, wenn Symptome auftreten, sondern bereits dann, wenn wir den Tumor als Raumforderung in der Bildgebung sehen können“, weiß Prof. Dr. Ernst Rummeny, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.

Er erinnert sich an einen Fall, der exemplarisch für den Verlauf eines Bauchspeicheldrüsenkrebs` steht. Eine Erkrankung, die zwar selten ist, aber meist tödlich endet: „Wir hatten einen Patienten, der sich regelmäßig auf Tumoren untersuchen ließ. Eines Tages war der Marker für das Pankreaskarzinom in seinem Blut erhöht und tatsächlich haben wir einen kleinen Tumor gefunden. Er war nur 1 cm groß und wurde sofort reseziert. Dennoch ist dieser Patient Jahre später verstorben, weil selbst der kleine Tumor schon Mikrometastasen gesetzt hatte.“

Hat sich der Verdacht auf einen Bauchspeicheldrüsenkrebs bestätigt, dann spielt die Frage, ob der Tumor bereits gestreut hat, eine zentrale Rolle. Die Computertomografie, mit der neben dem Pankreas auch das gesamte Abdomen mitabgebildet werden kann, ist deshalb die radiologische Untersuchungsmethode der Wahl.

Verbesserte Darstellung der Pankreasganges in der Sekretin-verstärkten MRCP:...
Verbesserte Darstellung der Pankreasganges in der Sekretin-verstärkten MRCP:
nativ (links) und nach Sekretin i.v. (rechts).

Der klassische Vertreter des Pankreaskarzinoms ist das Adenokarzinom, das – wie der Name sagt – aus dem Drüsengewebe wächst. „Es metastasiert sehr schnell sowohl in die Leber als auch in die Lymphknoten und ist zudem sehr schmerzhaft, weil der Tumor dort sitzt, wo auch Nerven verlaufen“, erklärt der Münchner Institutsdirektor. Ein typisches Pankreaskarzinom wächst entlang der Nervenscheiden des Plexus coeliacus. Die Überlebenszeit liegt bei 1 bis 1 ½ Jahren.

Wie Ernst Rummeny und Kollegen von der TU München herausgefunden haben, eignet sich die Spektral-CT besonders gut, um das Adenokarzinom zu detektieren und vom umliegenden Gewebe abzugrenzen (Lohöfer et al, 2017). Mit dem Verfahren lassen sich Bilder mit 40 keV generieren, die den konventionellen kontrastmittelverstärkten CT-Bildern mit 70 keV bei der Darstellung der Tumorausdehnung überlegen sind.

In seltenen Fällen führen wir auch eine PET/CT-Untersuchung bei endokrinen Tumoren durch

Ernst Rummeny

Neben den eigentlichen Pankreaskarzinomen können in der Bauchspeicheldrüse darüber hinaus neuroendokrine Tumoren vorkommen, die meist weniger maligne verlaufen. Am häufigsten stammen sie aus den Inselzellen und produzieren einen Hormonüberschuss, der zu charakteristischen klinischen Symptomen wie Hypoglykämie führen kann. Die neuroendokrinen Tumoren sind in der Regel stark vaskularisiert, weshalb sie sich bei einer CT-Untersuchung in der arteriellen Kontrastmittelphase besonders gut darstellen lassen.

„In seltenen Fällen führen wir auch eine PET/CT-Untersuchung bei endokrinen Tumoren durch“, ergänzt Rummeny. „Dabei kommen radioaktive Substanzen wie das DOTA-TATE oder DOTA-NOC zum Einsatz, bei denen es sich um Somatostatinanaloga handelt. Sie wandern direkt in die Tumorzellen, die Somatostatin produzieren, und bestrahlen diese von innen. Das heißt, die Methode ist nicht nur für die Diagnostik von Primärtumoren und Metastasen geeignet, sondern hat auch zugleich einen therapeutischen Effekt.“

Vergleich zwischen kontrastmittelverstärktem CT (links) und MRT (rechts).
Vergleich zwischen kontrastmittelverstärktem CT (links) und MRT (rechts).

Eine dritte Gruppe von möglichen Pankreastumoren sind noch gar nicht lange bekannt: Intraduktal Papillär Muzinöse Neoplasien (IPMN). „Vermutlich durch die immer besser werdende Bildgebung finden wir heute zystische Geschwulste, die wir früher nicht sehen konnten. Während meiner Ausbildung hieß es noch, es gäbe keine Zysten im Pankreas“, erinnert sich Prof. Rummeny. Die IPMN-Tumoren liegen entweder am Hauptgang der Bauchspeicheldrüse, wo sie einen hohen Malignitätsgrad aufweisen, oder am Seitengang, wo der Malignitätsgrad niedriger ausfällt.

„Bei der Darstellung der Pankreasgänge ist die MRT der CT überlegen. So wie auch bei der Erkennung von kleinsten Leberläsionen mithilfe der Diffusionsbildgebung bei den anderen Pankreastumortypen. Ansonsten ist und bleibt die CT das Arbeitspferd der bildgebenden Pankreasdiagnostik, denn sie ist schnell, gut verfügbar und aussagekräftig.“


Profil:

Prof. Dr. Ernst Rummeny ist Direktor des Instituts für Radiologie der Technischen Universität München. Seine klinische und wissenschaftliche Laufbahn führten ihn an die Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden, das Massachusetts General Hospital/Harvard Medical School und an das Massachusetts Institute of Technology, Boston/USA. Von 1988/89 bis zu seiner Berufung 2000 war Rummeny im Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster tätig. Der Arzt für Diagnostische Radiologie und Nuklearmedizin war Präsident des Deutschen Röntgenkongresses 2017.


Veranstaltungshinweis:

Hörsaal 2

Freitag, 29. September 2017,

11:30–12:30 Uhr

Moderation

E. Rummeny, München/Deutschland,

M. Lenhart Bamberg/Deutschland

Symposium 2 – Pankreas

29.09.2017

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