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Kompetenz und Kommunikation sind entscheidend

Die Fort- und Weiterbildung steht im Mittelpunkt des Bayerischen Röntgenkongresses in Kempten. Kongresspräsident Prof. Dr. Andrik Aschoff, Leiter der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Kempten, berichtet über die diesjährigen Schwerpunkte und aktuelle Herausforderungen für das Fach.

Welche Schwerpunkte haben Sie für den diesjährigen Kongress gesetzt?

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Kongresspräsident Prof. Dr. Andrik Aschoff, Leiter der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Kempten.

Ich wollte mich dieses Jahr vor allem auf die großen Themen fokussieren, also auf Krankheitsbilder, die alle Kollegen in der alltäglichen Praxis sehen. Daher gibt es jeweils zwei Sessions zum muskuloskelettalen System und Abdomen, zwei Sessions zu den Subspezialitäten Neuroradiologie und Kinderradiologie. Dazu kommen zwei Sessions zur Herzbildgebung. Und selbstverständlich bieten wir auch wieder einen Fit-für-den-Facharzt-Refresher-Kurs an, der gerne genutzt wird, um einen breiten Überblick zu erhalten – diesmal mit Schwerpunkt Onkologie. Dem Ziel, Inhalte in die Breite zu vertiefen, folgen auch zwei Sessions zur Intervention, die durch einen Workshop ergänzt werden.

Die interventionelle Therapie ist ein wichtiges Feld für den Radiologen, sie birgt aber auch durchaus Probleme?

Die interventionelle Therapie hat über die letzten Jahre sehr an Bedeutung gewonnen und in Bayern sind wir Radiologen in diesem Bereich auch sehr gut aufgestellt. Denn an dieser Stelle können wir wirksame Behandlungsmöglichkeiten anbieten, die Diagnostik und Therapie effizient verbinden. Sollten Interessenskonflikte zwischen den klinischen Partnern auftauchen, ist es am besten sie zum Wohle des Patienten in gemeinsamer Absprache zu lösen – und in der Regel ist dies auch der Fall. Denn in vielen Teilbereichen sind wir inzwischen arbeitsteilig geworden, das spürt eben auch die Radiologie.

Wer was im klinischen Prozess macht, sollte nicht durch politischen Regulierungsdrang bestimmt sein, sondern durch Faktoren wie klinische Kompetenz und Patientenzugang. In kaum einem Bereich wird ausschließlich der Radiologe oder Chirurg einen alleinigen Anspruch geltend machen können: die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit.

Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass wir in der Radiologie unser Geschäft verstehen und das, was wir an Leistungen anbieten, auch gut machen. Wir möchten auf Augenhöhe mit den klinischen Partnern reden können und streben ein Verhältnis von gegenseitigem Geben und Nehmen an.

Der Grad an Spezialisierung hat stark zugenommen und betrifft natürlich auch die Therapie. Denken wir an die Nachwuchsprobleme bei vielen ärztlichen Disziplinen, sollten alle froh sein, wenn sich im Krankenhaus jemand findet, der den Patienten kompetent behandelt. In anderen Worten: „turf battles“ können und wollen wir uns nicht leisten.

shutterstock.com/Michael Bednarek

Was ist für die Radiologie künftig wichtig?

Zuallererst, dass wir die radiologischen diagnostischen wie interventionellen Verfahren richtig beherrschen. Wir müssen uns damit beschäftigen und uns gegenseitig austauschen. Und damit kommen solche Veranstaltungen wie der Bayerische Röntgenkongress ins Spiel, die eine hervorragende Möglichkeit bieten, Themen in die Breite zu kommunizieren. Jeder kann hier sein Wissen auffrischen und bestenfalls können wir auch neue Kollegen begeistern.

Und natürlich sind die Zuweiser für uns wichtig, die auch an einigen Sessions beteiligt sind, um den interdisziplinären Austausch zu fördern. Unser Kongress ist der Fort- und Weiterbildung verpflichtet, der das gesamte Spektrum abbilden und ausreichend Gelegenheit zum Austausch bieten soll.

13.10.2016

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