Wiederaufbereitung senkt Kosten
Die Aufbereitung von Einmalmedizinprodukten gilt in Klinikkreisen als Quelle der Kostensenkung, jedoch fehlten bislang verlässliche Zahlen. Jetzt hat das Centrum für Krankenhausmanagement an der Universität Münster unter Federführung des Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff dem EU-Gesundheitskommissar John Dalli ein Gutachten vorgelegt. Aus dem Papier geht klar hervor: Die Wiederaufbereitung von ausgewählten Einwegproduk-ten nach einem validierten Verfahren senkt die Kosten pro Prozedur und erhöht die Wirtschaftlichkeit des Krankenhausbetriebs.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung von Prof. von Eiff bezieht sich auf ein konkretes Medikalprodukt, das bei etwa 46.000 Patienten in Deutschland und rund 165.000 Patienten in Europa jährlich zum Einsatz kommt. Wird dieses Produkt viermal wiederaufbereitet, reduzieren sich die Kosten pro Prozedur; das Einsparvolumen beträgt zwischen 16 Mio.
und 23 Mio. Euro pro Jahr in Deutschland und zwischen 59 Mio. und 83 Mio. Euro in Europa.
Anlass der Kosten-Nutzen-Berechnung war der Bericht der EU-Kommission zur "Wiederaufbereitung von Medizinprodukten in der EU" vom September 2010, in dem festgestellt wurde, dass die ökonomischen Vorteile der Wiederaufbereitung nicht hinreichend belegt seien. Die EU-Kommission forderte deshalb den Nachweis der Wirtschaftlichkeit durch eine Studie zu erbringen, und zwar unter betriebswirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Aspekten.
"Umfragen unter Krankenhäusern, die selektierte, also nach Bauart, Funktionalität und Materialbeschaffenheit geeignete Medikalprodukte seit mehr als zehn Jahren nach einem validierten Verfahren professionell aufbereiten lassen, haben ergeben, dass kein erhöhtes Risiko für Patienten zu beobachten ist", sagt Prof. Wilfried von Eiff.
Für die politischen Entscheider dürften neben den berechneten Einspareffekten noch weitere Erkenntnisse interessant sein. So zeigt das Papier auch ethische Effekte auf, schließlich hängen die Qualität und Verfügbarkeit medizinischer Leistungen wesentlich davon ab, inwieweit sie auch bezahlbar sind. Überdies verweist von Eiff darauf, dass aus den erzielten Kostensenkungen wiederum Investitionen getätigt werden können, die sowohl der Volkswirtschaft als auch Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgungsqualität zu Gute kommen.
"Es kann nicht sein, dass hilfreiche medizinische Einwegprodukte aus Kostengründen dem Patienten vorenthalten werden und dadurch Rationierung und Priorisierung in der medizinischen Versorgung eintreten", so von Eiff.
Bildquelle: Karl Storz GmbH
15.03.2011