Neurologie
Weitere neurologische Erkrankung als Zika-Folge identifiziert
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Honduras, Venezuela und den USA hat jetzt erstmals eine sensorische Neuropathie als Folge einer akuten Zika-Infektion beschrieben. Damit ist diese Nervenerkrankung eine bisher nicht bekannte weitere neurologische Komplikation, die im Zusammenhang mit dem Zika-Virus auftreten kann.
Dies ist das Ergebnis einer Kooperation im Rahmen der Zika-Arbeitsgruppe der Weltföderation für Neurologie (WFN). Angesichts der zahlreichen neurologischen Komplikationen, die mit einer Zika-Infektion einhergehen können, hat die WFN erst kürzlich dieses Expertenforum etabliert, um zu den internationalen Anstrengungen im Kampf gegen Zika beizutragen. Ein großer Prozentsatz der Zika-Infizierten zeigt keine oder nur sehr milde Symptome. Allerdings können die neurologischen Komplikationen einer solchen Infektion dramatisch sein.
„Die Infektion mit dem Zika-Virus entwickelt sich zunehmend zu einem neuen neuropathologischen Problem, weil ganz unterschiedliche Komplikationen auftreten können“, so Prof. John England, Vorsitzender der WFN-Arbeitsgruppe zu Zika und Neurologie-Vorstand an der LSUHSC School of Medicine in New Orleans. „Eine Häufung von Fällen des Guillain Barré-Syndromes im Zusammenhang mit Zika-Infektionen sind ebenso dokumentiert wie der dramatische Anstieg eines Syndroms, das sich vor allem bei der Ansteckung von Ungeborenen im Mutterleib entwickelt und das insbesondere mit Mikrozephalie und Fehlbildungen des Gehirns einhergeht. Auch andere neurologische Folgen von Zika-Infektionen wurden berichtet, etwa Fälle von Meningoenzephalitis oder akuter Myelitis.“
„Behandler sollten sich bewusst sein, dass eine Zika-Infektion auch eine akute sensorische Polyneuropathie auslösen kann“, sagt der Erstautor der Studie, Prof. Marco T. Medina, Dekan der Medizinfakultät an der Universidad Nacional Autonoma de Honduras. Er ist ebenfalls ein Mitglied der WFN-Arbeitsgruppe zu Zika. „Unser soeben veröffentlichter Fallbericht betrifft den ersten Patienten, bei dem sich in der Akutphase der Zika-Infektion eine akute sensorische Polyneuropathie entwickelt hat. Es könnte also ein direktes virales Entzündungsgeschehen geben, das die sensorischen Nerven angreift, aber auch ein Autoimmungeschehen können wir nicht ausschließen.“
Aktuellen Zahlen der WHO zufolge meldeten zum Stichtag 25. August 2016 bereits 70 Staaten und Territorien eine anhaltende Übertragung von Zika-Infektionen durch Stechmücken. Seit Februar 2016 haben elf Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien, Übertragungen von Mensch zu Mensch berichtet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um sexuelle Übertragungen. Mikrozephalie und andere Missbildungen von Föten, die mit einer Zika-Infektion in Verbindung stehen können, wurden in mittlerweile bereits 20 Ländern registriert. In 18 Ländern gibt es bisher einen auffälligen Anstieg von Fällen von Guillain-Barré Syndrom (GBS) oder bestätigte Infektionen bei GBS-Betroffenen. Alle Zahlen steigen laufend an.
Quelle: Weltföderation für Neurologie
31.08.2016