Weiterbildung in der Radiologie
Was muss sich ändern?
Die Bundesärztekammer führte 2011 ihre zweite Befragung der jungen Ärzte durch, die die Weiterbildung zum Facharzt durchlaufen; auch die weiterbildungsbefugten Mediziner wurden befragt.
Im Ergebnis zeigte der Durchschnitt aller Fachgruppen nach dem Schulbenotungssystem eine 2–. Mit 62 Prozent fiel die Beteiligung der Weiterbildungsassistenten in der Radiologie vergleichsweise höher aus; die Bewertung wiederum entspricht dem Durchschnitt. „Das ist doch ein wirklich brauchbares Ergebnis“, resümiert Prof. Dr. Michael Laniado. Es erscheint objektiv nicht angemessen, nach vielleicht deutscher Art die Situation der ärztlichen Weiterbildung schlechtzureden. Trotzdem muss sich etwas ändern, fügt der Institutsdirektor hinzu: „Im Rahmen der Verknappung – oder besser Umverteilung – der Ärzteschaft müssen wir sicherstellen, dass am Ausbildungsende weiterhin tatsächlich so viele qualifizierte Fachärzte herauskommen, wie benötigt werden“, so der Direktor des Instituts und der Poliklinik für Diagnostische Radiologie am Universitätsklinikum Dresden weiter.
Die rund fünf Weiterbildungsjahre auf dem Gebiet der Radiologie mit den optionalen dreijährigen Schwerpunkten Neurologie und Kinderradiologie, die meist in größeren Kliniken durchlaufen werden, bieten ein geeignetes Spektrum, so der Experte. Managementthemen spielen bei der ohnehin schon großen Menge an zu vermittelndem Wissen bisher keine wesentliche Rolle – „unter den zahlreichen Ärzten, die ich weitergebildet habe, waren allerdings auch nicht alle hieran interessiert“.
„Generation Y“ – welche veränderten Ansätze sind nötig?
„Wir Weiterbilder müssen uns auf die neue Generation einstellen, so Prof. Laniado. Diese ist geprägt von einer anderen Einstellung zur Arbeit und sie fordert beispielsweise eine ausgewogenere Work-Life-Balance. Das hat Einflüsse auf das zeitliche und mentale Commitment. „Man wird jedoch nur mit einer entsprechenden Schlagzahl, einem bestimmten Arbeitspensum in diesen Weiterbildungsjahren die gewünschte Kompetenz erreichen – allein aus den Büchern ist die notwendige Erfahrung nicht zu gewinnen.“ Schon die Familienplanung hat hier zu Veränderungen geführt – „vor 20 Jahren hätten Männer keine Erziehungszeiten in Anspruch genommen, was heute aber zu begrüßen ist“. Auch Teilzeitkonstellationen sind in der Weiterbildungsphase unserer kommenden Generation notwendig, dasselbe Wissen ist über längere Zeiträume zu vermitteln: „Auf familiäre Situationen müssen wir flexibler eingehen, was sich übrigens in der Radiologie sehr gut umsetzen lässt – wenn etwa eine Mutter sagt, dass sie erst ab 9 Uhr starten kann, weil sie vorher die Kinder in den Kindergarten bringen muss.“
Die Weiterbildung wird interaktiver
Das Selbstbewusstsein der Jüngeren ist anders und die Beziehung zu ihnen ist weniger hierarchisch, fügt der Institutsdirektor hinzu. Medizinische Vorgaben sind jedoch einzuhalten – Supervision ist unabdingbar. Die Zeit, die zur Vermittlung von Wissen und Erfahrung nötig ist, muss der Weiterbilder im Kontext verstärkter Interaktion tatsächlich aufbringen. Das notwendige Selbststudium liegt in der Eigenverantwortung des Weiterbildungsassistenten.
Maßgeblich für eine Vorbereitung auf die spätere Routine ist ein Umfeld mit einer modernen technologischen Ausstattung etwa mit Online-Literatur für die Recherche sowie digitalen Modalitäten und einem PACS für den Alltag. „An unserem Institut wird erkennbar, dass diese technischen Möglichkeiten auf die Weiterbildungsassistenten motivierend wirken“, so Prof. Laniado – wobei hier auch der spätere technologiegetriebene Produktivitätsdruck deutlich wird.
Soft Skills vermitteln
Communication Skills sollten in der Weiterbildung ebenfalls trainiert werden. So sollte der Radiologe auf eine Leistungsanfrage mit unzureichenden Informationen beziehungsweise bei unerwarteten Befunden zum Telefonhörer greifen. Die wichtigste Botschaft eines Befunds muss ankommen – durch Kommunikation. In klinischen Konferenzen ist Kommunikation ebenso gefragt. Solche Anforderungen sollten im Rahmen der Rolle des Radiologen mit in den Fokus der Weiterbildung rücken.
Die Nachwuchssituation bei deutschen Radiologen ist zahlenmäßig gut – abzulesen ist das an den Zuwächsen neuer DRG-Mitglieder. Die Initiative „Hellste Köpfe“ trägt im Wettbewerb um die besten Kandidaten dazu bei, das Fachgebiet bei den Jüngeren noch attraktiver zu machen. Sein Beitrag zur Qualifizierung der nachfolgenden Generation macht Prof. Laniado viel Freude – ein Aufruf zur Nachahmung.
Im Profil
Prof. Dr. Michael Laniado, Facharzt für Radiologie, habilitierte am Universitätsklinikum Tübingen und wurde im Jahr 2000 als Ordinarius an die Universität Dresden berufen. Er ist Direktor des Instituts und der Poliklinik für radiologische Diagnostik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Prof. Laniado fungierte mehrere Jahre als Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft.
24.05.2013