Bildquelle: ISDS - TU Graz
News • Interaktive Gesundheitskommunikation
Videospiel zeigt, was das Mikrobiom beeinflusst
Auf und im Körper des Menschen leben unzählige Mikroorganismen – darunter Viren, Bakterien und Pilze. Zusammengenommen wiegen sie zwei Kilogramm und sind für unsere Gesundheit unverzichtbar:
Sie unterstützen unser Immunsystem, fördern die Verdauung, schützen unsere Haut und vieles mehr. Forschende des Game Lab Graz und des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz haben ein interaktives Computerspiel entwickelt, mit dem Spieler lernen können, wie wichtig das Mikrobiom für unsere Gesundheit ist und wie es durch unseren Lebensstil und alltägliche Entscheidungen beeinflusst wird: Wie verändert sich das Mikrobiom, wenn Kinder in der Sandkiste spielen, wenn wir Gemüse essen, Alkohol trinken, uns ein Haustier anschaffen oder jemanden küssen? Das Spiel veranschaulicht die positiven oder negativen Auswirkungen zunächst in einfachen Grafiken und Texten. Sämtliche Informationen sind aber auch mit Links zu wissenschaftlichen Publikationen versehen. Das Spiel Tiny Biome Tales ist kostenlos und in englischer Sprache über den Server des Game Lab Graz spielbar.
Wir wollten die Wissenschaft mit dem Spiel so greifbar und zugänglich wie möglich machen. Uns hat interessiert, ob es dadurch gelingt, tatsächlich effektiv Wissen zu vermitteln
Maximilian Wlasak
Das Videospiel ist Teil des Online-Kurses Microbiome & Health, der von Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie, entwickelt wurde, und entstand in der Absicht, das humane Mikrobiom besonders anschaulich zu vermitteln. „Wir haben das Spiel entwickelt, damit viele Menschen auf spielerische Weise Zugang zu Informationen rund um das menschliche Mikrobiom bekommen, vor allem auch zum Einfluss des Lebensstils von der Schwangerschaft über die Kindheit bis ins Erwachsenalter“, sagt Matthias Schweitzer vom Institut für Umweltbiotechnologie. In mühevoller Recherche hat er zu den Konsequenzen jeder Entscheidung, die Spieler in dem Spiel treffen, wissenschaftliche Publikationen ausgewertet und verlinkt – insgesamt 330 Quellen, die ständig weiterentwickelt und ergänzt werden können. „Es war uns sehr wichtig, im Spiel keine falschen oder unbelegten Informationen zu vermitteln“, betont Gabriele Berg, die die Idee für das Spiel ursprünglich gemeinsam mit Johanna Pirker vom Game Lab Graz entwickelt hat.
Die praktische Entwicklung des Computerspiels haben Florian Marcher und Maximilian Wlasak im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten übernommen. Sie haben die Entscheidungsmöglichkeiten, Texte und Referenzen in ein 3D-Rollenspiel verwandelt, in dem Spieler verschiedene Lebensabschnitte durchlaufen - vom Kreißsaal über das Kindes- bis ins Erwachsenenalter, bis das Spiel schließlich mit der Wahl des Altersruhesitzes endet. „Wir wollten die Wissenschaft mit dem Spiel so greifbar und zugänglich wie möglich machen“, sagt Maximilian Wlasak. „Uns hat interessiert, ob es dadurch gelingt, tatsächlich effektiv Wissen zu vermitteln.“ Eine Pilotstudie unter 65 Personen ergab: Personen, die das Spiel gespielt hatten, schnitten beim Beantworten eines Fragenkatalogs zum Mikrobiom signifikant besser ab als eine Vergleichsgruppe, die das Spiel noch nicht gespielt hatte. Die Ergebnisse der Studie werden in Kürze in dem Fachmagazin Microbial Biotechnology veröffentlicht und sind bereits als Preprint erschienen.
Warum Computerspiele eine gute Möglichkeit zum Lernen sein können, erklärt Johanna Pirker, Leiterin des Game Lab Graz: „Im Gegensatz zu einem Film oder Buch kann man in einem Computerspiel selbst handeln und Entscheidungen treffen. Jede Entscheidung hat Konsequenzen - gute oder schlechte -, und aus diesen lernt man. So etwas kann nur ein Videospiel.“
Quelle: Technische Universität Graz
10.08.2024