Verbesserte Behandlung von Schädelfehlbildungen bei Kindern
Weiterentwicklungsprojekt des IBB Technologie-Entwicklungs-Fonds (TEF) ebnet den Weg für eine verbesserte Operationsmethode
Durch die Entwicklung eines dreidimensionalen Modells von Kinderschädeln, können Fehlbildungen des Kopfes bei Neugeborenen leichter behandelt werden. Das Forschungsprojekt startete Anfang des Jahres. Der Technologie-Entwicklungs-Fonds (TEF) der Investitionsbank Berlin investiert insgesamt eine halbe Million Euro in das vielversprechende Projekt.
Jedes Jahr kommen in Deutschland mehr als 650 Kinder mit einer Schädelfehlbildung auf die Welt. Etwa jedes tausendste Kind ist betroffen. Die sogenannte Kraniosynostose führt zu deutlich sichtbaren Verformungen des Schädels.
Die Behandlung der genetischen Erkrankung ist mit einem bislang sehr aufwendigen chirurgischen Eingriff und hohen Risiken für die Säuglinge verbunden. Unter Vollnarkose werden Schädelpartien umgeformt und stückweise neu zusammengesetzt, um eine optimale Kopfform zu modellieren. Bislang ist der Erfolg einer Operation einzig und allein abhängig von den individuellen ästhetischen Vorstellungen und dem Geschick des Chirurgen.
Eine Erfindung des Kinderneurochirurgen, PD Dr. Ernst-Johannes Haberl von der Charité Universitätsmedizin kann die aufwendige Behandlung demnächst vereinfachen. Durch den Einsatz eines Schädelmodells, das die optimale Kopfform vorgibt und zur Modellierung der Schädelknochen verwendet wird, können Risiken minimiert und bessere ästhetische Ergebnisse erreicht werden.
In einem Weiterentwicklungsprojekt wird in den nächsten zwei Jahren der schon vorhandene Prototyp eines dreidimensionalen Schädelmodells verbessert. Ziel ist es dem behandelndem Chirurgen eine breite Auswahl an Schädelmodellen zur Verfügung zu stellen, um das für den Säugling am besten geeignete Modell anwenden zu können.
Für die Entwicklung von sogenannten Normmodellen müssen innerhalb des Projektes Datensätze gesunder Schädelformen gespeichert und ausgewertet werden. Zusammen mit item, einem renommierten Münsteraner Produktentwickler für Medizintechnik, wird an der Berliner Charité für jede operationstypische Altersgruppe eine Auswahl von Schädelmodellen entwickelt.
"Unsere kleinen Patienten kommen bei einer Operationszeit von vier bis sechs Stunden an die Belastungsgrenze", so Haberl, "die Operationszeit kann jedoch mit einem Schädelmodell um mindestens 25 Prozent reduziert werden, da kein iteratives Herantasten an die optimale Schädelform während der OP erforderlich ist". Insbesondere weniger erfahrene Teams werden durch die Modelltechnik bessere ästhetische Ergebnisse erzielen und eventuelle Korrektureingriffe vermeiden können.
17.01.2012