Ultraschall – das Tool der Wahl in der pädiatrischen Intensiv- und Notfallmedizin
„In der pädiatrischen Intensivmedizin sind Kenntnisse und Fertigkeiten der Sonographie unerlässlich“, unterstreicht Dr. Gerolf Schweintzger, Oberarzt im Fachbereich Kinder- und Jugendheilkunde des Landeskrankenhauses Leoben (Steiermark).
Dass die Sonographie dementsprechend in der neuen österreichischen Ärzteausbildungsordnung, die kurz vor ihrer Einführung steht, verankert wurde, freut den steirischen Pädiater sehr.
Abdomen Untersuchung
Eine akribische sonographische Exploration bedeutet: das gesamte Abdomen und jedes Organ wird genau auf Kontusionen untersucht. Es wird auch überprüft, ob alle Organe – insbesondere die Niere – korrekt durchblutet sind und – mittels farbcodierter Doppler-Sonographie – auch ob der Harn in die Blase einströmt. Wenn nämlich nach einem Trauma Harn in die Blase einströmt, ist dieses „Jet-Phänomen“ ein Zeichen, dass der Harnleiter nicht abgerissen ist.
Liegt der Verdacht auf eine Organkontusion vor, folgt als dritte diagnostische Stufe ein kontrastmittelverstärkter Ultraschall (CEUS). „Diese Echokontrastverstärker haben eine enorme Verbesserung in der Beurteilung von Läsionen in parenchymatösen Organen ermöglicht“, meint Schweintzger. Allerdings sind diese Substanzen in Österreich erst ab einem Alter von zwölf Jahren zugelassen. „Es gibt diese Substanzen seit 15 Jahren – und die europäischen Richtlinien bereits in der dritten Überarbeitung“, schüttelt der Leobener Pädiater den Kopf. Die europäischen Richtlinien ermuntern die Mediziner dazu, jene Mittel off label zu benutzen. „In der Neonatologie und der pädiatrischen Intensivmedizin werden die meisten Medikamente sowieso off label benutzt“, erklärt er.
Nicht nur in der Notfall- sondern auch in der Intensivmedizin ist die Sonographie die Bildgebung der Wahl: zum Einsatz kommt sie bei der Platzierung von Kathetern, beim Monitoring der Herzfunktion und beim Monitoring des Flüssigkeitsbedarf. „Wenn ein Kind eine Lungenentzündung hat und eine Drainage braucht, dann ist der Ultraschall am Intensivbett bestens einzusetzen“, erzählt Schweintzger: „Auch bei der Triage ist Sonographie enorm wertvoll und kann weitere, teure Untersuchungen sparen.“
Ein Hinweis ist Schweintzger sehr wichtig: „Zur Untersuchung von Kindern braucht man das bestmögliche sonographische Equipment.“ Dazu gehört auch eine enorme Auswahl an verschiedenen Sonden. Die Untersuchung eines Frühgeborenen ist etwas völlig anderes als die eines Jugendlichen, der vielleicht schon über 100 Kilo auf die Waage bringt. Dementsprechend brauchen Pädiater in der Intensiv- und Notfallmedizin sechs bis neun verschiedene Schallköpfe.
Im Profil:
Dr. Gerolf Schweintzger ist Oberarzt im Fachbereich Kinder- und Jugendheilkunde des Landeskrankenhauses Leoben (Steiermark) und ist dort im Bereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin tätig. Sein Arbeits- und Forschungsschwerpunkt liegt auf pädiatrischem Ultraschall, mit dem er sich seit 1981 intensiv beschäftigt. Seit 2009 ist er Vorsitzender der österreichischen Arbeitsgruppe für Ultraschall in der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und stellvertretender Vorsitzender des pädiatrischen Arbeitskreises der ÖGUM. Seit 1991 organisiert Schweintzger Ausbildungsveranstaltungen zum Thema pädiatrischer Ultraschall in Deutschland und in Österreich.
Veranstaltung:
Saal Igls
Mi., 29.10., 11:00–11:45 Uhr
Notfallsonographie und Sonographie auf der Kinderintensivstation – Fallen des „Sonoskops“
G. Schweintzger, Leoben (AT)
Session: Pädiatrie, Teil 2: Sonographische Akutdiagnostik im Kindesalter (AWS5)
23.10.2014