Gesundheitssystem
Tatort Intensivstation: Komplexere Behandlung notwendig
Auf deutschen Intensivstationen behandelten Ärzte im Jahr 2013 etwa 2,1 Millionen Menschen, meldet das Statistische Bundesamt. Während Klinikbetten auf Normalstationen seit 2003 weniger werden, steigt die Zahl der Intensivbetten an. Grund dafür ist die zunehmende Zahl älterer Patienten mit mehreren verschiedenen Erkrankungen.
Es wachsen damit aber auch der Arbeitsdruck auf das Personal und der Kostendruck auf das Gesundheitssystem. Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) berichten auf einer Pressekonferenz am 5. Februar 2015 in Berlin über den Alltag und strukturelle Mängel auf deutschen Intensivstationen.
Fortschrittliche und zunehmend komplexe medizinische Verfahren erhöhen den Anspruch an die behandelnden Ärzte und Pfleger aber auch an das Gesundheitssystem: „Sowohl fachlich als auch strukturell fordern Intensivstationen in hohem Maße alle Beteiligten, die auf der Station arbeiten oder diese organisieren “, erklärt Dr. Matthias Kochanek, Oberarzt und Hauptverantwortlicher für die internistische Intensivstation der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.
Dass immer mehr und gerade ältere, vielfach erkrankte Patienten aufwendige Behandlungen benötigen, werfe auch die Frage danach auf, was und wie viel bei welchem Patienten getan wird. „Ärzte können diese Diskussion nicht allein führen, da müssen auch Gesellschaft und Politik Stellung beziehen“, mahnt Professor Dr. med. Michael Hallek, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln. Fakt sei, dass die Krankenkassen ihre Kostenerstattung zurückfahren obwohl die Kosten der Behandlungen steigen.
„Von Ärzten und Pflegern gleichermaßen fordert eine Intensivstation extrem hohe fachliche Kompetenz im jeweiligen Zuständigkeitsbereich“, erläutert Mediziner Kochanek. Umso wichtiger sei eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Hinzu kommen immer strengere Hygienevorschriften. Sie greifen aber nur dann, wenn eigens geschultes Personal sie umsetzt. „Das Problem ist in diesem Zusammenhang auch eine falsche Personalbedarfsplanung“, sagt Kochanek und betont: „Reduziertes Fachpersonal ist ein generelles Konfliktthema auf der Intensivstation.“ Es konkurriere zudem fortwährend mit dem Einsatz immer modernerer hochtechnisierter und teurer Verfahren.
Im Rahmen der Pressekonferenz der DGIM in Berlin informiert Kochanek über das Spannungsfeld Intensivstation und welche Rahmenbedingungen das Gesundheitssystem stellen muss um eine optimale Versorgung der immer älter werdenden Patienten zu gewährleisten.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V.
30.01.2015