Artikel • Krisenstab, Kommunikation und Kompetenz
So kämpft sich Vivantes durch die Pandemie
1.500 Tonnen Schutzausrüstung hat die Vivantes GmbH während der ersten Welle der Covid-19-Pandemie für das Land Berlin beschafft. Dafür hat der kommunale Krankenhausbetreiber seine internationalen Kontakte genutzt und Material aus unterschiedlichsten Ländern einfliegen lassen.
Bericht: Sonja Buske
Ein Folgeauftrag ließ nicht lange auf sich warten: Jetzt, in der zweiten Welle, soll Vivantes Antigen-Tests und Impfzubehör für die Hauptstadt besorgen. „Für unsere Logistikabteilung ist das eine Herausforderung“, sagt Dr. Eibo Krahmer, Geschäftsführer Finanzmanagement, Infrastruktur und Digitalisierung bei Vivantes, im Rahmen des 13. Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit. Und das ist nicht die einzige Herausforderung, denn in seinen 10 Berliner Kliniken hat der Konzern auch intern mit Covid-19-Infektionen zu kämpfen. Zur Bewältigung der Pandemie setzen Krahmer und seine Kollegen daher vor allem auf gute Kommunikation.
220 zusätzliche Intensivbetten sollten laut Zielvorgabe in den Berliner Vivantes-Kliniken in Betrieb genommen werden. „Das haben wir auch größtenteils geschafft“, berichtet Krahmer. Ebenso konnten weitere Beatmungsgeräte angeschafft und Kapazitäten ausgebaut werden. So richtete das Unternehmen ein temporäres Notfall-Pflegeheim für all die Patienten ein, die nach einem Krankenhausaufenthalt nicht zurück in das häusliche Umfeld oder in ein Pflegeheim konnten. „Oftmals war der ambulante Pflegedienst selbst von Covid-19 betroffen oder die Pflegeheime wegen eines Ausbruchs geschlossen“, weiß Krahmer.
Der Schutz der eigenen Mitarbeiter war ebenfalls zentrales Thema: Schon früh wurde ein regelmäßiges Screening eingeführt und textiler Mund-Nase-Schutz für den Privatgebrauch ausgeteilt. Damit reagierte die Unternehmensleitung auf die Unsicherheit, die sich unter den Mitarbeitern breit gemacht hatte, insbesondere hinsichtlich der Frage, wie man sich richtig schützen kann. Krahmer: „Der Verbrauch von Desinfektionsmittel und Masken verdoppelte sich im März, und war im Mai sechs Mal so hoch wie sonst.“
Krisenstab bündelt Informationen
Zentrales Element der Pandemiebewältigung war und ist bei Vivantes der Krisenstab. Zusammengesetzt aus Krankenhausmitarbeitern unterschiedlichster Bereiche wurden hier Know-How und Entscheidungskompetenz zusammengeführt. Die Gruppe trifft sich zweimal pro Woche und tauscht sich weitere dreimal pro Woche im Rahmen einer erweiterten Telefonkonferenz mit externen Experten aus. Alle Informationen werden hier gebündelt und gezielt sowohl nach innen als auch nach außen kommuniziert. „Wichtig ist uns, dass die Maßnahmen, die wir zentral beschließen, auch lokal in den Klinikstandorten und in unseren Tochterunternehmen wie Reha-Einrichtungen umgesetzt werden. Dafür ist Kommunikation das A und O“, bekräftigt Krahmer.
Jetzt, in der zweiten Welle, können wir auf erprobte Strukturen zurückgreifen
Eibo Krahmer
Selbst für die krisenerprobte Kommunikationsabteilung waren die Medien-Anfragen, mit denen Vivantes im Frühjahr regelrecht überschwemmt wurde, eine Herausforderung. Um die Lage unter Kontrolle zu bekommen, hat Vivantes seinerzeit einen eigenen Bot für die Beantwortung von Fragen, die über die Unternehmenswebsite kommen, eingerichtet. Über ein Chat-Fenster kann jeder eine Frage stellen und bekommt vorgefertigte Antwortmöglichkeiten angezeigt oder die richtigen Ansprechpartner genannt. Eine große Erleichterung, findet Krahmer: „Jetzt, in der zweiten Welle, können wir auf diese erprobten Strukturen zurückgreifen. Auch für kommende Ereignisse nach Covid-19 werden diese digitalen Möglichkeiten helfen.“
Die nächste Herausforderung steht bereits bevor: „Die gesamte Bevölkerung eines Landes innerhalb kurzer Zeit zu impfen, wird eine organisatorische und logistische Höchstleistung“, sagt Krahmer. „Darauf bereiten wir uns gerade intensiv vor.“
17.12.2020