Sektorenübergreifende Kommunikation mit PACS und RIS

Die Anforderungen an die Informationstechnologie der Röntgendiagnostik haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Hans-Werner Rübel
Hans-Werner Rübel

Nicht nur das mobile Abrufen von Informationen wird immer wichtiger, sondern auch die sektorenübergreifende Kommunikation. Denn durch die zunehmende Vernetzung, Kooperation und Durchlässigkeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung wächst auch der Bedarf an standortübergreifender Kommunikation. Der Informatiker Hans-Werner Rübel von Rübel Beratung & Projektmanagement berät Radiologen und Kliniker über die richtige Strategie bei RIS und PACS.

PACS – der Trend zur Virtualisierung

Während in der Vergangenheit unter PACS üblicherweise ein Bildarchiv für die radiologischen Abteilungen verstanden wurde, ist es durch die Etablierung des DICOM-Standards inzwischen möglich, aus allen DICOM-fähigen, bildgebenden Modalitäten und Systemen wie zum Beispiel der Sonographie und Endoskopie die Bilder in einem PACS zu bearbeiten und zu archivieren. Die PACS-Hersteller haben sich der Herausforderung gestellt, die unterschiedlichsten Bilddaten von JPEG bis hin zu Videoformaten revisionssicher zu archivieren und benutzerfreundlich sowie schnell an allen Workstations abrufbar zu machen. Weitaus schwieriger gestaltet sich allerdings der Austausch von radiologischen Daten zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen. Radiologien wandeln sich durch die Integration in MVZ, das Krankenhaus sourct Leistungen aus beziehungsweise geht Kooperationen mit Praxen ein. Und niedergelassene Einzelpraxen schließen sich zusammen. Oftmals kommt erst am Ende eines Kooperationsprozesses die Erkenntnis, dass die unterschiedlichen PACS-Systeme nicht so einfach zusammengeführt werden können. „Die Systemhersteller bieten dafür noch viel zu wenig Unterstützung an und von standardisierten Lösungen kann keine Rede sein. Die notwendige Kommunikation ist oft nur möglich, wenn beim Datenschutz und bei der Mandanten-trennung ‚alle Augen fest zugedrückt‘ werden“, erklärt Hans-Werner Rübel.

RIS – Wahlmöglichkeit zwischen Standalone und integrierter Lösung

Auch bei der Einführung des Radiologieinformationssystems (RIS) vor circa 20 Jahren waren es dedizierte IT-Systeme, die speziell auf radiologische Krankenhausabteilungen und große radiologische Praxen zugeschnitten waren und fast ausschließlich als Standalone-IT-Anwendungen eingesetzt wurden. Inzwischen besteht allerdings hier eine viel größere Auswahlmöglichkeit zur Vernetzung als beim PACS.

„Standalone“ versus „integriert“

Es gibt RIS-Systeme, die als Standalone-Lösung implementiert werden und funktional bestens auf die radiologische Abteilung oder radiologische Praxen zugeschnitten sind. Sie werden über Standardschnittstellen mit anderen IT-Systemen verbunden, zum Beispiel mit einem Krankenhausinformationssystem (KIS) und/oder mit Materialwirtschaftssystemen, für DICOM-Worklists mit Modalitäten sowie einem PACS. Die Funktionalität des Standalone-RIS umfasst die Patientenaufnahme, die Auftragsanlage und -verwaltung, das Termin und Wartelistenmanagement, die Leistungserfassung einschließlich der Abrechnungsdaten, die Dokumentation nach § 28 Röntgen-Verordnung (RöV), das Führen des Röntgenbuches, die rechtfertigende Indikation, die Befunderfassung und -schreibung, das Abrechnungswesen sowie Statistiken. Innerhalb eines KIS haben sich aber auch funktional radiologische Softwaremodule gebildet, die die Belange der radiologischen Abteilung im Krankenhaus so gut wie vollständig abdecken.

Die Funktionen von Patientenaufnahme, Auftragsverwaltung und Terminierung beziehungsweise Ressourcenmanagement, Befundschreibung, Statistiken sowie von Abrechnungen erfolgen über das KIS. Als radiologische Spezialfunktionen bleiben dann noch die rechtfertigende Indikation, die RöV-konforme Dokumentation und das Röntgenbuch sowie die DICOM-Schnittstellen zu Modalitäten und zum PACS übrig. Beide RIS-Typen haben ihre Einsatzberechtigung. Jede Einrichtung sollte zunächst Vor und Nachteile in funktionaler und integrativer Sicht abwägen und die Kosten und organisatorischen Auswirkungen prüfen. „Bei einem Krankenhaus mit eigener Radiologie ist meine Empfehlung, ein integriertes RIS-Modul zu implementieren, wenn die radiologische Funktionalität passt. Der große Vorteil ist, dass weitestgehend ohne Schnittstellen gearbeitet werden kann und vor allem Termin und Ressourcenmanagement für den gesamten Behandlungsprozess in einem System erfolgen“, erklärt Rübel. Wenn ein Krankenhaus abteilungsübergreifend ein Termin und Ressourcenmanagement betreiben möchte, ist das nur mit einer Managementsoftware möglich. Allem technischen Fortschritt zum Trotz ist das über Schnittstellen heute nicht vollumfänglich abbildbar. Hier kann aber auch ein Standalone-RIS zum Einsatz kommen, wenn die radiologischen Funktionen des KIS(Moduls) nicht ausreichen und die abteilungsübergreifende Terminplanung keine Rolle spielt.

Alle Standalone-RIS verfügen heute über Standardschnittstellen und es gibt entsprechende Erfahrungen in deren Implementierung. Wenn ein Krankenhaus über keine eigene Radiologie verfügt, sondern mit einer oder mehreren radiologischen Praxen kooperiert, braucht es keine eigenen radiologischen Funktionen, denn die radiologischen Praxen haben ihr Praxissystem oder ein RIS im Einsatz. In der Regel wird die Auftragskommunikation offline (Auftrag auf Papier), die Terminabsprache über Telefon und die Befund/Bildübergabe per Fax oder DVD/CD, also per Datenträger, erfolgen. Das Krankenhaus sollte diese Befunde ins KIS importieren, um eine vollständige elektronische Patientenakte nutzen zu können und die Röntgenbefunde in den Arztbrief zu übernehmen. Leider sind Schnittstellen zwischen dem KIS des Krankenhauses und den Systemen in den radiologischen Praxen häufig nicht wirtschaftlich zu betreiben. Bei einer eigenständigen radiologischen Praxis oder einem radiologischen MVZ empfiehlt Rübel, ein RIS zu implementieren, das in erster Linie alle Bereiche der Praxis beziehungsweise des MVZ abdeckt. In der Regel ist das mit einem StandaloneRIS zu lösen, da hier vor allem auch die abrechnungstechnischen Forderungen (beispielsweise KV-Zulassung) abgedeckt sind.

Ein Datenaustausch mit einem Krankenhaus ist leider häufig wirtschaftlich nicht umsetzbar. Anders sieht es jedoch auch, wenn die radiologische Praxis oder das MVZ eine rechtliche Einheit mit dem Krankenhaus bildet. „Hier empfehle ich, ein integriertes RISModul mit separatem Mandanten zu implementieren, wenn die radiologische Funktionalität und vor allem die abrechnungstechnischen Forderungen der Praxis oder des MVZ realisierbar sind. Der große Vorteil ist, dass ohne Schnittstellen gearbeitet werden kann. Wichtig und nicht zu unterschätzen ist aber ein auf die jeweilige Anwendung optimiertes Mandantenkonzept“, so HansWerner Rübel. Alternativ kann hier natürlich ein StandaloneRIS zum Einsatz kommen, wobei dann aber wieder die Schnittstellenproblematik besteht.

IM PROFIL

Hans-Werner Rübel bezeichnet sich selbst als Praktiker mit mehr als 30 Jahren Berufserfahrung im europäischen Gesundheitswesen. Seit Anfang 2006 ist er Inhaber von Rübel Beratung & Projektmanagement. Die Firma bietet erfolgreich herstellerneutrale und kundenorientierte Beratung mit den Tätigkeitsschwerpunkten IT-Beratung, Reorganisation und Prozessoptimierung medizinischer Abteilungen sowie Projektmanagement und Kundenbetreuung für die Realisierung und Durchführung von IT-Systemen an.

29.10.2012

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