Schweinegrippe: Muss der Mallorcaurlaub ausfallen?

Die bestätigten Infektionsfälle mit Schweinegrippe (Influenza A H1N1) in Deutschland häufen sich. Besonders oft wurde das Virus bei Personen nachgewiesen, die ihren Urlaub auf dem spanischen Festland und der Baleareninsel Mallorca verbracht haben.
Dennoch warnt der Leiter des Institutes für Virologie im Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. H. W. Doerr vor Panikmache: "Einfache Schutzvorkehrungen erlauben den bereits gebuchten Spanienurlaub doch noch wahrnehmen zu können".

Photo: Schweinegrippe: Muss der Mallorcaurlaub ausfallen?

Dabei seien regelmäßiges Händewaschen sowie Abstand zu Personen mit Grippesymptomen vollkommen ausreichend, Händeschütteln etwa sei zu vermeiden. "Es genügen die gleichen Schutzmaßnahmen, wie bei einer saisonalen Grippe: Vorsicht vor offensichtlich erkälteten Menschen."
Außerdem warnt Prof. Doerr vor falschem Umgang mit dem Grippemittel Tamiflu. Das Medikament soll auf keinen Fall in vorauseilendem Eifer eingenommen werden, sondern nur auf ärztliche Anweisung. Im Virologischen Institut des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frankfurt wurden bis in der dritten Juli-Woche 250 Personen mit grippeähnlichen Symptomen untersucht. Das Virus konnte bei 28 Personen durch einen Nasen-Rachenabstrich nachgewiesen werden. In den meisten Fällen waren die Patienten zwischen 10 und 29 Jahre alt. Alle Patienten konnten erfolgreich behandelt werden. Das Institut für Medizinische Virologie aktualisiert wöchentlich die Angaben zu den nachgewiesenen Infektionen auf seiner Homepage unter: http://www.kgu.de/zhyg/virologie/virologie.html

Pandemie-Influenza-A (H1N1) 2009

Die "Schweinegrippe" wird von einer Variante des Influenza-A-Virus verursacht, die im Schwein aus genetischen Elementen entsprechender Viren von Mensch, Schwein und Vogel durch sukzessive Doppelinfektion als "Reassortante" (Hybridvirus) entstanden und vor ca. vier Monaten auf den Menschen übergegangen ist. Es handelt sich nicht um eine echte Schweinegrippe der (nicht erkrankten) Tiere, sondern um eine "swine-origin" Influenza A/H1N1 des Menschen, die sich nun weltweit neben der seit 1918 erstmals als "Spanische Grippe" und 1978 wesentlich harmloser erneut als "Russische Grippe" aufgetretenen alten Influenza A/H1N1 ausbreitet. Sie wird daher jetzt auch als "neue Pandemie-Influenza A/H1N1 2009" bezeichnet. Weiterhin zirkulieren das Influenzavirus A/H3N2 und das Influenzavirus B.

Bisher gibt es keine molekulargenetischen oder klinischen Hinweise auf eine erhöhte Pathogenität der neuen Influenza A. Epidemiologisch ungewöhnlich und etwas beunruhigend ist allerdings die Verbreitung des neuen Influenza-A-Virus im Sommer. Eine längere Zirkulationsdauer könnte das Auftreten einer weiteren Mutation mit der Folge einer Virulenzsteigerung begünstigen. Die Labordiagnostik der alten erfasst auch die neue Influenza-A-Variante. Gegenüber der klassischen Grippesymptomatik, wie sie durch Influenzaviren A und B hervorgerufen wird (Fieber, Schnupfen und Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Abgeschlagenheit), wurde vermehrt auch von Erbrechen und Durchfall berichtet. Bisher sind nur vereinzelt Virostatika-resistente Stämme des neuen Influenza-A-Virus nachgewiesen worden.
Das betrifft aber bisher nur die Tamiflu-Kapseln, nicht das Relenza-Spray.

Bild: ©josupewo / PIXELIO

27.07.2009

Mehr aktuelle Beiträge lesen

Verwandte Artikel

Photo

News • Welt-Händehygienetag

Corona-Pandemie hat Hygienewissen in der Bevölkerung gefestigt

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben die Grundlagen der Hygiene bei vielen Menschen gefestigt. So lautet das Fazit von Experten am Universitätsklinikum Leipzig zum Welt-Händehygiene-Tag am 5. Mai.

Photo

News • Prophylaxe und Therapie

Neuer Inhalator soll vor Covid-19 und dessen Mutationen schützen

Die Corona-Pandemie stellt auch weiterhin eine globale Bedrohung dar: Bislang konnte nur ein kleiner Bruchteil der Gesamtbevölkerung geimpft werden. Zudem besteht die akute Gefahr von Mutationen des…

Photo

News • COVID-Schutzausrüstung für Klinikpersonal

Lassen sich FFP2-Schutzmasken mehrfach verwenden?

Die von Krankenhaus-Personal und Rettungskräften getragenen Atemschutzmasken vom Typ FFP2 können bedenkenlos mehrfach benutzt werden und erfüllen weiterhin strenge Hygiene-Standards, wenn sie…

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren