Bildquelle: Andreas Heddergott/TUM
News • Forschungsprojekt „Responsible Robotics"
Robotik in der Pflege: mehr Transparenz schaffen
In der Pflege ist es besonders wichtig, die gesamte Interaktion zwischen Mensch und Roboter transparent abzubilden. Das ist ein Ergebnis des interdisziplinären Forschungsprojekts „Responsible Robotics", das Forschende der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Graz 2023 abgeschlossen haben.
Welche ethischen, rechtlichen und technischen Anforderungen sind an Roboter in der Pflege zu stellen damit das Vertrauen in sie gefördert wird? Diese Frage stand im Zentrum des vom Bayerischen Institut für Digitale Transformation (bidt) geförderten Forschungsprojekts „Responsible Robotics". Involviert waren mit Techniksoziologin Ruth Müller, Medizinethikerin Alena Buyx und Robotik-Forscher Sami Haddadin von der TUM, sowie Rechtswissenschaftlerin Iris Eisenberger von der Universität Graz, Professoren unterschiedlicher Fachrichtungen.
Seine Erkenntnisse hat das Team in zwei Publikationen, in Proceedings of the IEEE Workshop on Advanced Robotics and its Social Impacts, ARSO und in ACM Transactions on Computer-Human Interaction, veröffentlicht.
Wir zeichnen alle Interaktion mit dem Roboter auf, um im Falle eines Unfalls nachvollziehen zu können, was genau passiert ist
Maximilian Braun
„Wir wollen die gesellschaftliche Dimension von Technologie greifbar machen“, sagt die Professorin für Wissenschafts- und Technologiepolitik, Ruth Müller. „Wichtig ist, potenzielle Effekte von innovativen Technologien schon während des Entwicklungsprozesses zu identifizieren“. Im Kontext 'Robotik in der Pflege' könnten Roboter zwar die Pflege im Arbeitsalltag unterstützen, doch gleichzeitig könnten dadurch auch wichtige Routinen in der Pflege grundlegend verändert werden. Darum ist es essentiell, die Perspektiven von Pflegenden in den Entwicklungsprozess zu integrieren. „Roboter sollen Pflegekräfte in ihrer Arbeit und Expertise unterstützen, nicht ersetzen“, so Müller, die Robotik als eine flexible Technologie ansieht, deren „soziale Konsequenzen von vielen Entscheidungen und Wertsetzung während der Entwicklung abhängen“.
In Workshops, aber auch in einer Projektwoche mit Studierenden haben die Forschenden verschiedene Perspektiven auf das Thema identifiziert. Die Bedürfnisse der Pflegenden und der zu Pflegenden kamen dabei ebenso zur Sprache wie der Wunsch nach innovativen Technologien. „Auch die Perspektive der Pflege ist weniger technikavers als manchmal angenommen“, sagt die Innovationsforscherin Svenja Breuer vom Department Science, Technology and Society (STS) der TUM School of Social Sciences and Technology. So sehen Pflegestudierende in Robotern eher die Chance, Prozesse zu automatisieren und lästige Dokumentationsaufgaben abzugeben. Pflegewissenschaftler schauen zudem sehr genau hin, ob es alten und pflegebedürftigen Menschen durch den Einsatz von Roboteranwendungen wirklich besser geht.
Eine Technik, die aus solchen interdisziplinären Überlegungen entstanden ist, ist der Datarecorder für den Pflegeroboter GARMI aus dem Forschungszentrum Geriatronik des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI). Der Rekorder zeichnet den gesamten Pflegeprozess auf und virtualisiert ihn: „Wir zeichnen alle Interaktion mit dem Roboter auf, um im Falle eines Unfalls nachvollziehen zu können, was genau passiert ist. Diese Dokumentation ist gerade bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie älteren und körperlich oder geistig eingeschränkten Menschen, mit denen wir es zu tun haben, enorm wichtig“, sagt Maximilian Braun aus dem STS-Team. Das Prinzip: Mit Hilfe des Datenrekorders werden alle Abläufe und Interaktionen, etwa einer Reha-Behandlung, aufbereitet und sichtbar gemacht – virtuell und anonymisiert. „So können wir nachvollziehen, warum etwas schief gelaufen ist“, sagt Svenja Breuer. Besonders wichtig für die Entwicklung des Rekorders seien nicht nur die Experten aus den Technik-, Sozial- und Rechtswissenschaften gewesen, sondern vor allem die Einbeziehung derer, die später mit den Robotern zu tun haben werden.
Quelle: Technische Universität München
12.01.2024