Tumordiagnostik

Präoperative MR-Bildgebung in Uterus und Zervix

Bösartige Tumoren der Gebärmutter sind die häufigste Krebserkrankung der weiblichen Genitalorgane. Mit jährlich circa 11.000 Neuerkrankungen macht das Endometriumkarzinom einen Großteil davon aus. Beim Zervixkarzinom liegt die Rate der Neuerkrankungen bei circa 6.200 pro Jahr in Deutschland.

Dr. Federico Collettini
Dr. Federico Collettini

Therapieplanung und Prognose hängen weitgehend von der Stadieneinteilung ab, somit ist eine differenzierte Ausbreitungsdiagnostik wichtig. Hier kann die Bildgebung helfen. „Die Radiologie wird sowohl beim Endometriumkarzinom als auch beim Zervixkarzinom hinzugezogen, um die Ausdehnung des Tumors genau zu bestimmen“, erklärt Dr. Federico Collettini, Assistenzarzt am Institut für Radiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Denn dank modernster minimal-invasiver Techniken sind heutzutage auch schonende Eingriffe möglich, bei denen die Gebärmutter bei selektierten Patientinnen unter Umständen erhalten bleiben kann.

Bei der Bestimmung des Tumorstadiums kommt es weniger auf die Frage an, wie groß der Tumor ist, sondern welche umliegenden Strukturen er möglicherweise schon infiltriert hat, sagt Collettini: „Während das Endometriumkarzinom auch dann noch operabel ist, wenn es bereits tief in die Gebärmutterschleimhaut eingedrungen ist, ist eine radikale Operation beim Zervixkarzinom nur dann wirklich sinnvoll, wenn der Tumor das Parametrium noch nicht befallen hat. In diesen Fällen würde man eher zugunsten einer Strahlen- und Chemotherapie entscheiden.“

Nach aktuellem wissenschaftlichem Erkenntnisstand weist die MRT beim Tumorstaging die höchste Gesamtgenauigkeit auf im Vergleich zur CT, aber auch zur klinischen Untersuchung, die von vielen Gynäkologen immer noch als Goldstandard angesehen wird. So erreicht die MRT beispielsweise auch bei der Bestimmung der parametralen Infiltration beim Zervixkarzinom einen fast 100-prozentigen negativen Vorhersagewert.

Dr. Collettini berichtet, wie das Untersuchungsprotokoll für das weibliche Becken aussieht: „In der Regel beginnen wir mit einer sagittalen T2-gewichteten Sequenz, um sowohl die lokale Ausdehnung des Tumors als auch die Infiltration von Nachbarorganen wie etwa der Harnblase oder des Rektums zu ermitteln. Anschließend wird anhand derselben sagittalen T2-Sequenz eine paraaxiale oder parakoronale T2-Sequenz akquiriert. Beim Endometrium- karzinom am Korpus gewinkelt, um die myometrale Eindringtiefe zu bestimmen, beim Zervixkarzinom an der Zervix gewinkelt, zur Beurteilung der Parametrien. Danach machen wir eine axiale PD/T1-Sequenz, in der sowohl die Beckenwand als auch die Lymphknotenstationen sehr gut beurteilt werden können.“

Des Weiteren kann die Untersuchung mit einer diffusionsgewichteten Sequenz beziehungsweise mit Kontrastmittelgabe abgeschlossen werden. Für das Endometriumkarzinom stellt der Einsatz von Kontrastmittel heute schon den Standard dar. Denn dadurch lassen sich entscheidende Prognosefaktoren wie zum Beispiel eine Infiltration des Tumors in das Myometrium am besten abfragen.

Beim Zervixkarzinom ist der Einsatz von Kontrastmittel jedoch noch nicht weit verbreitet, berichtet der Assistenzarzt abschließend: „Neuere Studien haben jedoch ergeben, dass sich mithilfe von Kontrastmittel auch sehr kleine Tumoren detektieren lassen, die in der nativen T2 möglicherweise nicht sichtbar sind. Zudem kommt eine weitere interessante Studie (Beddy et al., Radiology 2012) zu dem Ergebnis, dass die Diffusionsbildgebung sogar noch besser für die Differenzierung zwischen tiefer und oberflächlicher myometraner Infiltration geeignet ist als das Kontrastmittel. Ob das stimmt, muss aber noch in weiteren prospektiven Studien validiert werden.“

 

PROFIL:

Dr. Federico Collettini wurde 1984 in Rom geboren. Dort besuchte er eine deutsche Schule, an der er sowohl das deutsche als auch das italienische Abitur durchlief. Anschließend studierte er von 2003 bis 2009 Medizin in Rom. 2008 kam der Italiener erstmals beruflich nach Deutschland für eine zweimonatige Famulatur in Tübingen an der Klinik für Gynäkologie. Seit vier Jahren arbeitet er nun als Assistenzarzt am Institut für Radiologie an der Charité in Berlin. Neben der MRT des Beckens sind minimal-invasive Tumortherapien sein wichtigster Forschungsschwerpunkt.

15.12.2014

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