Artikel • β-D-Glucan

Pilzinfektionen: Früherkennung erleichtert Therapie-Entscheidungen

Am Nationalen Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (Hans-Knöll-Institut Jena) und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg, nutzen Professor Dr. Oliver Kurzai und sein Team den β-D-Glucan Test der FUJIFILM Wako Pure Chemicals GmbH Corporation, um bei immungeschwächten Patienten rasch und anwenderfreundlich auf Anzeichen für lebensbedrohliche invasive Pilzinfektionen zu testen.

Invasive Pilzinfektionen stellen ein bedeutendes gesundheitliches Risiko für immungeschwächte Patienten dar. β Beta-D-Glucan ist ein Marker, der die Früherkennung dieser lebensbedrohlichen Pilzinfektionen ermöglicht. Der β-Glucan-Test, der von der diagnostischen Abteilung von FUJIFILM Wako entwickelt wurde, zielt darauf ab, auch für einzelne Patientenproben schnelle (1 → 3) -β-D-Glucan Werte zu liefern.

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Oliver Kurzai leitet das Institut für Hygiene and Mikrobiologie an der Universität Würzburg, ebenso wie das Leibniz Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie am Hans-Knöll-Institut in Jena.

β-Glucan ist eine Pilzzellwandkomponente, die im Blut der betroffenen Patienten zirkuliert. Der Nachweis von β-Glucan im Serum hilft daher, Pilzinfektionen zu diagnostizieren. Mit dem Abschluss der CE-Markierung ist das System seit dem 30. Oktober 2018 als zertifiziertes Assay zur Messung von (1→ 3)-ß-D-Glucan in Serum oder Plasma verfügbar. Es basiert auf den LAL-(Limulus Amöbozyten Lysat) Kaskadenreaktionen, die durch ein kinetisch-turbidimetrisch Monotest-Verfahren in Krankenhäusern gemessen werden können. 

In einer Testphase nutzt Professor Kurzai den ß-Glucan-Test seit rund einem Jahr in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Würzburg , um Patienten mit einem Risiko für Pilzinfektionen, die durch Candida-Spezies verursacht wird, zu überprüfen, aber auch um Infektionen durch andere Pilze nachzuweisen. „Mit dem Test lassen sich Pilzinfektionen auch in Einzelproben relativ unabhängig vom Erreger messen. Auch bei Einzelproben erhält man innerhalb kurzer Zeit eine Aussage darüber, ob ein Patient möglicherweise eine Pilzinfektion hat oder eher nicht“, so Kurzai.

Blutentnahme statt invasiver Eingriff

Bei vielen Infektionen, ob es die Sepsis durch Candida ist oder die Lungenentzündung durch Pneumozystis, wissen wir, dass sich das Outcome dramatisch verschlechtert, wenn die Infektion nicht frühzeitig behandelt wird

Oliver Kurzai

Der Test ist vor allem relevant für Intensivpatienten, die stationär behandelt werden. „Schwere invasive Pilzinfektionen spielen im ambulanten Bereich kaum eine Rolle“, sagt Kurzai. Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie schwerer Neutropenie oder immunsupprimierte Patienten, die eine Lungenentzündung entwickeln, etwa HIV-positive Patienten sind einem größeren Risiko für eine Infektion ausgesetzt. Das Verfahren kann beispielsweise auch zum Nachweis einer Pneumocystis-Pneumonie bei Aids-Patienten beitragen. „Für diese Patienten bietet der Test einen Riesenvorteil, weil er ohne invasive Diagnostik durchgeführt werden kann – eine einfache Blutentnahme reicht für den ß-Glucan-Test aus“, so Kurzai. 

Hämatologische Patienten, bei denen das Risiko eines invasiven Pilzbefalls der Lunge besteht, werden auf Galactomannan und β-Glucan getestet, wobei Galactomannan ein spezifischer Marker für Aspergillose ist. Kurzai resümiert: „Bei vielen Infektionen, ob es die Sepsis durch Candida ist oder die Lungenentzündung durch Pneumozystis, wissen wir, dass sich das Outcome dramatisch verschlechtert, wenn die Infektion nicht frühzeitig behandelt wird. Die Literatur, die es dazu gibt, sagt, dass das Zeitfenster eher im Bereich von wenigen Stunden liegt, in denen man richtig behandeln muss.“

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Schnelle und genaue Diagnose

„Das Ergebnis der Testung erhalten wir mit dem neuen System in der Regel am selben Tag innerhalb weniger Stunden – ein großer Vorteil für die Patienten und für uns: „Der Test verhilft uns damit zu einer schnellen therapeutischen Entscheidung. Das Handling des Tests ist darüber hinaus sehr anwenderfreundlich, ohne lange „Hands on-Zeit“. „Das Feedback aus unserem Labor ist ausgesprochen positiv“, bestätigt Kurzai. „In nur einer Woche ist eine Einarbeitung für eine MTA problemlos und komfortabel möglich. Wäre hier Not am Mann, gelänge die Einarbeitung vermutlich auch in zwei Tagen.“

Bisher stand am Hygieneinstitut in Würzburg kein Verfahren zum Nachweis des Parameters β-Glucan zur Verfügung. „Deshalb haben wir andere diagnostische Tests zum Ausschluss von Pilzinfektionen verwendet, zum Beispiel den Nachweis von Antikörpern oder bestimmter Antigene. Diese Verfahren dauern typischerweise länger und sind in ihrer Sensitivität und Spezifität nach allem, was wir aus Studien wissen, nicht so gut wie der β-Glucan Test. „Einige der nach wie vor weit verbreiteten Verfahren sind sogar so schlecht, dass sie in den Leitlinien gar nicht empfohlen werden“, so Kurzai.

Vorteile und Nachteile

Nach der vorläufigen Auswertung unserer Daten bietet der β-Glucan-Test eine wichtige zusätzliche Option, um das Management von Schwerstkranken und Risikopatienten zu verbessern

Oliver Kurzai

Der Nachweis von β-Glucan kann als Screeningtest für Pilzinfektionen genutzt werden – viele pathogene Pilze können zu einem positiven Test führen. „Das ist gleichzeitig auch sein Nachteil“, so Kurzai, „denn fällt der Test positiv aus, weiß ich nicht sicher, welche Pilzinfektion der Patient hat. Wichtig ist auch, zu beachten, dass einige Pilzarten nicht zu erhöhten β-Glucan Spiegeln führen. In der Literatur wird noch ein weiterer Nachteil beschrieben: β-Glucan kommt in zahlreichen Materialien und Infusionslösungen vor, so dass mit dem Test auch ein gewisses Risiko besteht, falsch positive Ergebnisse zu generieren.“

Bis Ende dieses Jahres trägt Kurzai noch systematisch die Parameter und Daten zum β-Glucan Test an seinem Institut zusammen. Erste Ergebnisse sollen voraussichtlich Anfang 2019 veröffentlicht werden. „Aus unseren bisherigen Ergebnissen lässt sich noch nicht ermitteln, wie hoch die Falschpositivrate des Verfahrens ausfällt, etwas das man bei der Interpretation der Testergebnisse im Auge behalten muss.“ In einem allerdings ist sich Kurzai sicher: „Nach der vorläufigen Auswertung unserer Daten bietet der β-Glucan-Test eine wichtige zusätzliche Option, um das Management von Schwerstkranken und Risikopatienten zu verbessern.“

14.01.2019

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