Privatdozent Dr. Maximilian Merz (2.v.li.) ist Oberarzt an der Klinik und...
Privatdozent Dr. Maximilian Merz (2.v.li.) ist Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hämatologie, Zelltherapie, Hämostaseologie und Infektiologie und hier zusammen mit Mitarbeiterinnen bei einer Visite auf Station. Er berichtet von positiven Entwicklungen bei der Behandlung des Multiplen Myeloms. Neue Therapien und Medikamente verbesserten die Prognose der an Knochenmarkkrebs Erkrankten.

Bildquelle: Universitätsklinikum Leipzig

News • Neue Medikamente und Therapien gegen Knochenmarkkrebs

Multiples Myelom: Heilung in Aussicht

Die gute Nachricht zum heutigen Weltblutkrebstag: Knochenmarkkrebs wird heilbar werden. Bis vor wenigen Jahren noch war die Diagnose "Multiples Myelom" eher niederschmetternd: Trotz stark belastender Chemotherapie blieb Betroffenen oft nur noch wenig Lebenszeit. Doch mittlerweile hat sich viel getan.

Experten an spezialisierten Zentren wie dem Universitätsklinikum Leipzig (UKL) stehen neue Medikamente und Therapien zur Verfügung. Die neueste Entwicklung mit sehr guten Ergebnissen: eine CAR-T-Zelltherapie. Betroffene müssten jedoch möglichst frühzeitig an ein solches Zentrum überwiesen werden. 

Multiples Myelom, Knochenmarkkrebs - an sich selten, aber doch die zweithäufigste unter den hämatologischen Erkrankungen in der "westlichen" Welt. "Das Besondere sind die eigentlich unspezifischen Symptome, aber wir sprechen vor allem von Knochenveränderungen", sagt Privatdozent Dr. Maximilian Merz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hämatologie, Zelltherapie, Hämostaseologie und Infektiologie des UKL. "Die Krebszellen wachsen im Knochenmark. 90% aller Myelom-Patien:innen haben daher kaputte Knochen." Trotz solch mehr oder weniger "unscharfer" Symptome wie "Knochenschmerzen" könnten jedoch Hämatologen in der Regel schnell die richtige Diagnose stellen. Weitere Kardinalsymptome sind Blutarmut, Nierenversagen und eine Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im Blut) - zusammenfassend auch als "CRAB-Symptome" bekannt.

Die CAR-T-Zelltherapie ermöglicht langfristig eine komplette Remission, das heißt, die Krankheit ist nicht mehr nachweisbar, die Ansprechrate liegt bei 90% - und dies mit sehr gut beherrschbaren Nebenwirkungen

Maximilian Merz

"Das multiple Myelom war bis vor zehn oder 15 Jahren ganz schlecht behandelbar und mit einer geringen Lebenserwartung verknüpft", berichtet Merz. Zur Verfügung standen den Ärzten nur Chemotherapien und die autologe Stammzelltransplantation, also unter Nutzung von körpereigenen Stammzellen. "Das war sehr belastend, vor allem für ältere Menschen", erklärt der UKL-Experte. 

Vor einigen Jahren sind nun neue Medikamente auf den Markt gekommen - basierend auf drei neuen Substanzklassen (Proteasom-Inhibitoren, Immunmodulatoren und Anti-CD38-Antikörper), die laut Oberarzt Merz selbst schon ohne begleitende Stammzelltransplantation eine gute Prognose ermöglichen. Aber: "Diese neuen Medikamente plus eine autologe Stammzelltransplantation - da kann man den Betroffenen guten Gewissens zehn oder mehr weitere Lebensjahre versprechen." 

Doch irgendwann sprechen Patienten auch trotz neuer Substanzen nicht mehr auf Therapien an. Für sie heißt die wohl letzte Hoffnung dann CAR-T-Zelltherapie. Die bereits seit einigen Jahren am UKL angewandte innovative und hochwirksame Zelltherapie hat inzwischen auch die Zulassung für das Multiple Myelom erhalten. Für Merz wirklich ein Grund zur Freude: "Die CAR-T-Zelltherapie ermöglicht langfristig eine komplette Remission, das heißt, die Krankheit ist nicht mehr nachweisbar, die Ansprechrate liegt bei 90% - und dies mit sehr gut beherrschbaren Nebenwirkungen." Voraussetzung für eine Anwendung ist bisher, dass die Betroffenen bereits mindestens drei Vortherapien durchlaufen hatten. 

Seit 2022 ist die UKL-Hämatologie Teil einer internationalen Studie, bei der "CAR-T" direkt bei einer neuen Diagnostizierung, also gleich und ohne jede Vortherapie, eingesetzt wird. Zu viel an Forschungsergebnissen preisgeben will Merz zwar nicht, sagt aber: "Die Hoffnung auf sofortige Heilung ist stark begründet." 

Bei der Aufzählung der Vorteile einer CAR-T-Zelltherapie gerät Hämatologe Merz beinahe ins Schwärmen: Fast keine Nebenwirkungen, nur zwei Wochen Liegezeit auf Station und für eine lange Zeit oft keine Anschlussbehandlung mehr notwendig. "Man stelle sich einen Patienten oder eine Patientin vor, seit zehn Jahren ständig in Therapie und nach CAR-T ist plötzlich keine Behandlung mehr nötig - das ist absolut genial!"  

Es sei erstaunlich, was sich innerhalb kürzester Zeit getan habe, nämlich weg von intensiver Chemotherapie und hin zu Immuntherapien, statt einer Prognose von drei bis fünf Lebensjahren nun "Zehn plus X" oder sogar Heilung. "Heutzutage sollte es das Ziel sein, jedem Myelom-Patienten eine CAR-T-Behandlung an einem spezialisierten Zentrum zu ermöglichen", erklärt der Arzt und meint aber auch: "Für einen Therapieerfolg ist eine frühzeitige Zuweisung an ein CAR-T-Zelltherapie-Zentrum wie das UKL wünschenswert. Hier arbeitet ein ganzes Team an Spezialist:innen." Diese verfügen auch über die nötige Erfahrung mit den Verfahren: An der von Prof. Uwe Platzbecker geleiteten UKL-Klinik sind im vergangenen Jahr rund 30 CAR-T-Zelltherapie-Behandlungen außerhalb von Studien erfolgt, plus eine Vielzahl "sehr erfolgreich", wie Merz betont, innerhalb von klinischen Studien. 


Quelle: Universitätsklinikum Leipzig

28.05.2023

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