MTRA: meisterhafte Multiplayer

Das Berufsbild der medizinischtechnischen Radiologieassistenten (MTRA) hat sich nach Ansicht von Annette Saur, Leitende MTRA am Universitätsklinikum Essen, im Kern in den vergangenen Jahren nicht so sehr verändert, da aufgrund der weltweiten Standards in der Radiologie die MTRA schon immer auf die Einhaltung von Qualitätsrichtlinien achten mussten. Allerdings haben die organisatorischen Aufgaben deutlich zugenommen.

Annette Saur
Annette Saur

Teamwork auf Augenhöhe
Da die Radiologie eines der innovativsten Felder in der Medizin ist, wird von den MTRA erwartet, sich schnell und immer wieder in neue Untersuchungstechniken und -verfahren einzuarbeiten. Und zwar nicht nur in der Radiologie, sondern auch in die anderer Fachabteilungen, die immer neue Anforderungen stellen. „Hier müssen wir immer up to date sein und oft genug auch als Berater für die Ärzte tätig werden“, so Saur. Wichtigstes Element einer guten radiologischen Abteilung: Teamarbeit. Denn nur wenn Radiologen und MTRA symbiotisch zusammenarbeiten und jeder seine spezifische Kompetenz einbringt, werden optimale Ergebnisse erzielt. „Wie ein Formel-1-Rennen, bei dem der beste Fahrer nichts ohne sein Technikerteam ist, das immer wieder das Beste aus dem Rennwagen herausholt, funktioniert auch die Radiologie.“

Steigende Qualitätsanforderungen
Im Jahr 2000 wurde das Qualitätsmanagement im Rahmen der damaligen Gesundheitsreform eingeführt. Dabei sollen die grundsätzlichen Forderungen des § 135a (2) SGB V zur Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems nicht als bürokratischer Selbstzweck verstanden werden. Zentrales Anliegen ist es, Transparenz sowohl für Patienten, Mitarbeiter der Einrichtungen und die Kostenträger zu schaffen. Somit müssen sich die MTRA nicht nur in der Medizin auskennen, sondern auch mit Themen wie Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit. MTRA sind mehr denn je Dienstleister gegenüber den Patienten, Radiologen und Zuweisern. Deshalb spielen neben der Tätigkeit am Patienten die organisatorischen Aufgaben eine zunehmende Rolle im Berufsalltag.

Nachwuchssorgen
Trotz dieses interessanten Aufgabenspektrums, neuer flexibler Arbeitszeitmodelle und einer adäquaten Vergütung ist es nicht einfach, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Saur macht mehrere Gründe dafür aus: „Zum einen ist das Arbeitsfeld zu wenig bekannt und hat oft einen negativen Ruf wie zum Beispiel das Arbeiten mit ‚gefährlicher‘ Strahlung.“ Zum anderen gäbe es für die dreijährige Ausbildung keinerlei Vergütung. Im Gegenteil: Je nach Ausbildungsstätte müssen die Schülerinnen und Schüler Gebühren bezahlen und ihre Lehrmittel selbst beschaffen. „Nicht wirklich attraktiv für Auszubildende der heutigen Zeit.“
Die Berufsorganisationen der MTRA und Radiologen versuchen, dem Nachwuchsproblem entgegenzuwirken. Sie arbeiten an einer Neugestaltung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung und engagieren sich im Rahmen einer Aufklärungsoffensive (mtawerden.de) an den Schulen. „Wünschenswert wäre aus meiner Sicht eine Akademisierung des Berufs. Allerdings sollte auch Nichtabiturienten nach der Basisausbildung und einer angemessenen Berufstätigkeit ein Aufbaustudium mit unterschiedlichen Spezialisierungsmöglichkeiten offenstehen“, so Saur.

MTRA und die Konkurrenz
Auch arbeiten viele Auszubildende später nicht in ihrem Beruf. „Einige Schülerinnen und Schüler überbrücken mit der Ausbildung die Wartezeit auf ein Studium. Eine Akademisierung der MTRAAusbildung könnte dieser Entwicklung entgegenwirken.“ Eine Konkurrenz von ganz anderer Seite stellen die medizinischen Fachangestellten (MFA) dar. Während diese sich bereits während ihrer Ausbildung mit geregelter Vergütung in den Betrieb eingearbeitet haben und nach dem Erwerb von Kenntnissen im Strahlenschutz nach § 18a RöV („Röntgenschein“) eingesetzt werden können, stehen MTRA erst nach Beendigung der dreijährigen Schulausbildung dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Jedoch sind MFA aufgrund der unterschiedlichen Ausbildungsschwerpunkte niemals in der Lage, die hohen Qualitätsstandards einer ausgebildeten Fachkraft zu erbringen: „Wir waren schon immer Facharbeiter und werden immer mehr zu Spezialisten für einzelne Teilbereiche mit gerätespezifischen Untersuchungstechniken, die weder von einer MFA noch einem Radiologen übernommen werden können“, so Saur, die jeden Zweifel an der Berufsberechtigung kategorisch zurückweist.

Im Profil:
Annette Saur ist seit dem 1. April 2014 Leitende MTRA am Universitätsklinikum Essen. Nach ihrer Ausbildung in Homburg/Saar arbeitete sie von Oktober 1995 bis März 2014 am Marien Hospital Düsseldorf. Dort war sie nicht nur als MTRA an allen Modalitäten tätig, sondern auch als Systemadministratorin mit der Pflege der Stammdaten im RIS betraut. Berufsbegleitend hat sie sich zur Abteilungsleiterin und zur Qualitätsmanagerin und Fachauditorin weitergebildet.

23.05.2014

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