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Von links: Prof. Dr. Jennifer Landsberg (Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie), Dr. Katjana Schwab (Medizinische Klinik und Poliklinik III), PD Dr. Julian Luetkens (Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie), Prof. Dr. Annkristin Heine (Medizinische Klinik und Poliklinik III) und Dr. Alexander Isaak (Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie).

Bildquelle: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba

News • Nachweis für Nebenwirkungen

MRT-Methode zeigt, ob Krebs-Immuntherapie den Herzmuskel schädigt

Die Studie einer interdisziplinären Forschergruppe des Universitätsklinikums Bonn (UKB) konnte zeigen, dass neuartige Immuntherapien gegen Krebs den Herzmuskel in bisher unbekanntem Ausmaß subklinisch beeinträchtigen kann.

Neuartige Immuntherapien mit „Checkpoint-Hemmern“ (Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI)) haben in den vergangenen Jahren die Behandlung von Krebserkrankungen revolutioniert und zu verbesserten Therapieergebnissen geführt. Die Therapie soll das patienteneigene Immunsystem „entfesseln“, so dass Krebszellen besser erkannt und angegriffen werden können. Das aktivierte Immunsystem kann sich jedoch nicht nur gegen den Krebs, sondern auch gegen gesunde körpereigene Zellen richten. Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei den in der Krebstherapie seit vielen Jahren angewendeten Zytostatika und bei der neuen Immuntherapie Nebenwirkungen. 

Die Ergebnisse der prospektiven Herz-MRT Studie sind in der Fachzeitschrift Radiology erschienen.

Mittels hochsensitiver MRT-Marker konnten wir bei den Studienteilnehmern Veränderungen im Herzmuskelgewebe nachweisen, welche auf eine entzündliche Mitreaktion im Rahmen der Therapie hindeuten

Anton Faron

Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf dem Auftreten einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) unter ICI-Therapie. Diese kann (zunächst) asymptomatisch und subklinisch – also für die Patienten nicht spürbar – verlaufen. In seltenen Fällen jedoch kann ein sehr rascher und schwerwiegender Verlauf vorliegen. Bisher war unbekannt, inwieweit die ICI-Therapie auch bei asymptomatischen Patienten zu entzündlichen Veränderungen im Herzmuskel führt. Bei den Studienteilnehmern waren nach Beginn einer ICI-Therapie zur Krebsbehandlung insbesondere MRT-spezifische Entzündungsmarker des Herzmuskels erhöht und Anzeichen einer systolischen Dysfunktion (Beeinträchtigung der Herzverformung) vorhanden.

Normalerweise verhindern die sogenannten Immun-Checkpoints eine überschießende Reaktion des Immunsystems (sogenannte Autoimmunreaktion) gegen körpereigene, gesunde Zellen. Manche Tumoren aktivieren gezielt solche Immun-Checkpoints, so dass Immunzellen, die den Tumor eigentlich erkennen und bekämpfen könnten, stark geschwächt werden. Bei der ICI-Therapie wirken Checkpoint-Hemmer oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren dem entgegen: Sie verhindern die Unterdrückung der Immunantwort und bewirken so, dass das Immunsystem den Tumor besser erkennt und verstärkt angreift.

Ziel der Studie war es, zu untersuchen, inwieweit die ICI-Behandlung Veränderungen des Herzmuskels hervorruft, die mit modernen Herz-MRT-Techniken nachgewiesen werden können, wie z.B. Entzündung, Fibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes) oder Funktionsstörungen des Herzens. In der Studie wurden erstmals Krebspatienten, bei denen eine ICI-Therapie geplant war, unmittelbar vor und drei Monate nach Beginn der ICI-Therapie mit hochsensitiven quantitativen Herz-MRT-Techniken untersucht. Die ICI-Therapie war die einzige Krebsbehandlung, die während des Studienzeitraums angewandt wurde. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, dass schwerwiegende Nebenwirkungen unter Immuntherapie frühzeitig erkannt werden, um diesen möglicherweise auch rechtzeitig vorbeugen zu können. „Mittels hochsensitiver MRT-Marker konnten wir bei den Studienteilnehmern Veränderungen im Herzmuskelgewebe nachweisen, welche auf eine entzündliche Mitreaktion im Rahmen der Therapie hindeuten“, erklärt PD Dr. Anton Faron, Facharzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKB. Interessanterweise liefen diese Veränderungen bei den meisten Patienten ohne begleitende Symptome ab. „Diese Beobachtung zeigt uns, dass wir mit dem Herz-MRT ein wichtiges Instrument in der Hand haben, das beispielsweise dazu beitragen kann, mögliche Therapienebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und Therapien so besser und genauer steuern zu können.“

Die ICI-bedingte Herzmuskelentzündung ist eine seltene, aber potenziell ernsthafte Nebenwirkung, die am ehesten innerhalb der ersten drei Monate nach Behandlungsbeginn auftritt. Daher haben die Ergebnisse wichtige Implikationen für die klinische Praxis und die zukünftige Forschung.

Die hochsensitiven MRT-Techniken liefern einen bedeutenden Beitrag. Sie bieten die Möglichkeit einer fortgeschrittenen Gewebecharakterisierung: „Wir konnten zeigen, dass sich eine diffuse Entzündung gerade mit den modernen quantitativen MRT-Techniken nachweisen lässt. Dies hat einen unmittelbaren Bezug, auch für die Entdeckung schwerer Verläufe einer ICI-assoziierten Herzmuskelentzündung bei symptomatischen Patienten“, erklärt PD Dr. Julian Luetkens. Er leitet die kardiale MRT-Diagnostik und mit dem QILaB (Quantitative Imaging Lab Bonn) zudem eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Bonn, die sich mit der Entwicklung und dem Einsatz innovativer quantitativer Verfahren in der MRT beschäftigt.


Quelle: Universitätsklinikum Bonn

29.09.2021

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