Bildquelle: Mindray
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Mehr Bilder pro Sekunde, mehr Sicherheit bei der Leberdiagnostik
Wie der kontrastmittelverstärkte Ultraschall mit hoher Bildrate die Differenzierung von kleinen Tumorherden in der Leberdiagnostik erleichtert.
Ständig in Bewegung und winzig klein: Die Ultraschalldiagnostik besonders kleiner Herde unter 1 cm Größe gestaltet sich sehr schwierig. Bei Zuhilfenahme von Kontrastmittel entscheiden oft wenige Augenblicke darüber, ob sich die Perfusionseigenschaften einer Mini-Läsion ausreichend gut im Bild erkennen lassen. Eine neue Technologie ermöglicht nun, die Bildrate pro Sekunde deutlich zu erhöhen. Dadurch soll dem Untersucher kein Detail mehr entgehen.
Der kontrastmittelverstärkte Ultraschall (CEUS) ist ein mächtiges Werkzeug zur Abklärung auffälliger Befunde. Insbesondere bei der Charakterisierung von fokalen Leberläsionen hat sich die Methode ein festes Standing erobert. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass die Kontrastmitteleffekte bei sehr kleinen Läsionen, die nur wenig Kontrastmittel aufnehmen, schwieriger nachzuvollziehen sind. Eine Differenzierung zwischen benignen und malignen Veränderungen ist dann nur sehr eingeschränkt oder in manchen Fällen auch gar nicht möglich.
Dynamische Prozesse besser abbilden
Um dieses Problem zu lösen, wird bei dem kontrastmittelverstärkten Ultraschall mit hoher Bildrate (HiFR CEUS) die Anzahl der Aufnahmen pro Sekunde deutlich erhöht. Statt der herkömmlichen 10-15 Bildern pro Sekunde, die bei den meisten Kontrastmitteluntersuchungen entstehen, generiert die von der Firma Mindray entwickelte Technologie Bildraten von bis zu 50 Bildern pro Sekunde. Dadurch stehen dem Untersucher mehr Bilddaten zur Verfügung, um die dynamischen Prozesse des Kontrastmittelverlaufs zu beurteilen. Um dies zu ermöglichen, musste jedoch eine technische Hürde überwunden werden: Bisher ging eine Erhöhung der Bildrate oft mit einer Irritation der Bubble einher, da diese durch die Ultraschallwellen vermehrt zum Schwingen gebracht und somit leichter zerstört wurden.
Die Wirksamkeit von HIFR CEUS bei der Charakterisierung kleiner fokaler Leberläsionen von 1 bis 3 cm Größe wird zurzeit in einer in China, Deutschland und der Schweiz laufenden Multi-Center-Studie untersucht. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei Patienten mit Leberzirrhose, die dafür bekannt ist, häufiger ein Leberzellkarzinom (HCC) zu entwickeln. Nicht jeder Knoten in einer zirrhotischen Leber ist automatisch ein HCC. Die eindeutige Diagnose spielt deshalb eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob eine Intervention oder Operation induziert ist oder ob eine Operation möglicherweise vermieden werden kann. Erste Zwischenergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass HIFR CEUS tatsächlich besser dazu in der Lage ist, die Genese von fokalen Leberläsionen zu klären als herkömmlicher CEUS.
Im Rahmen der Studie kommt außerdem eine innovative Quantifizierungssoftware namens VueBox zum Einsatz, die von der Firma Bracco entwickelt wurde. Diese ermöglicht u. a., die Daten von Ultraschallsystemen verschiedenster Gerätehersteller vergleichbar zu machen sowie die Perfusionseigenschaften von Tumoren numerisch zu messen und objektiv zu analysieren.
Der Bubble auf der Spur
Einer der ersten in Deutschland, der HIFR CEUS bereits im klinischen Alltag nutzt, ist Prof. Dr. Dirk-André Clevert, Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Für ihn liegt einer der größten Vorteile des Ultraschalls mit hoher Bildrate im verbesserten Untersuchungskomfort: „Wir stehen bei der abdominellen Bildgebung immer vor der Herausforderung, dass der Patient den Atem nur für eine bestimmte Zeit anhalten kann. Ich muss also genau darauf achten, dass der Patient im richtigen Moment stillhält, bevor alles wieder in Bewegung kommt. Bisher standen mir dann letztlich 10 oder 15 Bilder pro Sekunde zur Verfügung, die ich einzeln durchgehen konnte. Jetzt kann ich etwa 40 Bilder pro Sekunde akquirieren. Auf diese Weise kann ich den Weg einzelner Bubbles in der Ein- und Auswaschphase viel leichter verfolgen und beurteilen. Dadurch gewinne ich mehr diagnostische Freiheiten. Und der Patient profitiert natürlich auch, weil er weniger Stress hat und mit dieser Technik schneller ein Untersuchungsergebnis präsentiert bekommt.“ Die Gabe von mehr Kontrastmittel als gewöhnlich sei dafür im Übrigen nicht nötig, betont Prof. Clevert.
Darüber hinaus sieht er beispielsweise auch einen großen klinischen Nutzen des Einsatzes von HIFR CEUS zur Unterscheidung zwischen einer fokal nodulären Hyperplasie (FNH) und einem Leberzelladenom (HZA). Beide Entitäten kommen vorwiegend bei Patientinnen mittleren Alters vor. Bei unklarem Befund stellt sich auch hier locker formuliert die Frage: Muss das weg? Oder kann das bleiben? Bei einem FNH besteht in der Regel kein Handlungsbedarf. Beim HZA sehr wohl. Ab einer gewissen Größe besteht die Gefahr, dass der Tumor ruptiert, einblutet oder weiter entartet. Deshalb werden HZAs sicherheitshalber ab einen Diameter von 5 cm frühzeitig operativ entfernt.
Eine hohe Bildrate schafft optimale Bedingungen, um die Flussrichtung im Bild einzufangen
Dirk-André Clevert
Die Flussrichtung des Kontrastmittels in den Gefäßen lasse wichtige Rückschlüsse darauf zu, ob eine FNH oder ein HZA vorlege, erklärt der Spezialist: „Je nachdem, aus welcher Richtung das Kontrastmittel einfließt – ob es von innen nach außen oder von außen nach innen läuft – weist das auf ein FNH oder ein HZA hin. Unter normalen Umständen ist das in kleinen Läsionen nur sehr schwer zu beurteilen. Aber eine hohe Bildrate schafft optimale Bedingungen, um die Flussrichtung im Bild einzufangen.“
Neben der Leber stellt die Niere ein weiteres Betätigungsfeld für HIFR CEUS dar. Auch hier können Raumforderungen aufgrund ihrer geringen Größe nicht immer sicher identifiziert werden. Insgesamt könnte die neue Bildtechnik ein Gamechanger für die Differentialdiagnostik vieler kleiner Tumore sein und dabei helfen, die diagnostische Genauigkeit der Kontrastsonografie weiter zu optimieren.
05.04.2023
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