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Die Vorteile von CEUS bei Pankreas- und Milztumoren

Die Kontrastmittelsonographie ist eine etablierte Methode in der bildgebenden Diagnostik von Pankreas und Milz. Im Vordergrund steht dabei aber nicht die Detektion, sondern vielmehr die Charakterisierung von Raumforderungen und die Bestätigung von Parenchymläsionen.

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Quelle: Prof. Dr. Christoph Frank Dietrich

„Bei der Bauchspeicheldrüse erlaubt CEUS eine Differentialdiagnose mit einer hohen Genauigkeit von über 90 Prozent“, erläutert Prof. Dr. Christoph F. Dietrich, Chefarzt der Medizinischen Klinik II im Caritas Krankenhaus in Bad Mergentheim.

Keine Diffusion in das Bindegewebe
Die kontrastverstärkten Verfahren der Sonographie, MRT und CT werden zur Differentialdiagnose von soliden und zystischen Pankreasraumforderungen eingesetzt. Es ist bekannt, dass das duktale Adenokarzinom als bösartiger Tumor des Pankreas weniger und irreguläre Gefäße aufweist als die Differentialdiagnosen, die vor einer Operation abgeklärt werden müssen. Denn anders als nach den alten Leitlinien, wonach ein Pankreastumor – sofern nicht Alter, Begleitkrankheiten und nachgewiesene Metastasen dagegen sprachen – primär operiert wurde, müssen heute eine ganze Reihe anderer Erkrankungen in Betracht gezogen werden und vor einer Operation ausgeschlossen werden. Hierfür ist die kontrastverstärkte Sonographie eine besonders hochauflösende Methode, auch als endoskopischer Ultraschall. „Der Vorteil von CEUS besteht darin, dass das Kontrastmittel streng in den Blutgefäßen bleibt und die blutgefäßbehafteten Tumoren sicherer differenziert als bei CT und MRT, wo die Kontrastmittel auch in das umgebende Bindegewebe diffundieren“, erklärt Prof. Dietrich.

CEUS bei der Milz
Bei der Milz spielt die kontrastmittelgestützte Sonographie eine ergänzende Rolle; sie wird insgesamt weniger als bei der Leber eingesetzt, weil diese Tumorart wesentlich seltener auftritt. Für die Diagnose spielen Begleitkrankheiten eine große Rolle. „Ein Milztumor bei einem kranken Patienten ist häufig Ausdruck der Krankheit, wohingegen er bei einem gesunden Patienten die Folge einer harmlosen Veränderung sein kann. Das macht die Diagnose aber nicht einfacher, sondern im Einzelfall sogar komplizierter. Bei einem Milztumor, der in allen Phasen Kontrastmittel anreichert und sich vom umgebenden Milzparenchym nicht unterscheiden lässt, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem gutartigen Tumor ausgehen, der nicht primär der Operation zugeführt werden sollte“, so Dietrich.

Die Rolle des Kontrastmittels
Das einzige in Europa verfügbare Kontrastmittel für die Untersuchung von Pankreas und Milz ist ein Schwefelhexafluorid an einer Trägersubstanz, mit Markenname SonoVue. Das Kontrastmittel besteht aus winzigen Gasbläschen, die resonieren, wobei – einfach gesprochen – nur die harmonischen Schwingungen dieser Gasbläschen von der Sonde aufgenommen werden. Der Vorteil dieser Gasbläschen ist, dass sie in den Blutgefäßen verbleiben und nicht diffundieren. Bei der Anwendung bei Pankreas ist zu beachten, dass bei normalgewichtigen Patienten nur die Hälfte der üblicherweise bei Leberpatienten verabreichten Menge, statt 2,4 nur 1,2 ml, injiziert werden müssen. Auch das Alter des Patienten, die Komorbidität und die Vortestwahrscheinlichkeit eines pathologischen Befundes müssen viel mehr in Betracht bezogen werden. „Bei der Leber kann der Tumor als primärer oder sekundärer Tumor Bedeutung haben. Das ist bei der Milz viel seltener und bei der Bauchspeicheldrüse ist es die Minderdurchblutung dieser klassischen bösartigen Tumoren im Vergleich zu den recht gut durchbluteten Differentialdiagnosen. Bei ihnen macht man eine Biopsie, um zu belegen, dass es sich nicht um ein duktales Adenokarzinom handelt, sondern zum Beispiel um einen neuroendokrinen Tumor, der Pankreasparenchymsparend operiert werden kann, eine fokale Autoimmunpankreatitis, die mit Kortison behandelt wird, oder um ein seröses mikrozystisches Pankreaskarzinom, bei dem die Größe beobachtet wird.“

Off-Label-Use
Die Verwendung von SonoVue bei der CEUS von Pankreas und Milz ist ein Off-Label-Use, denn eigentlich ist das Kontrastmittel nur für die Charakterisierung von Lebertumoren zugelassen. Es gilt daher individuell abzuwägen und wenn das Nutzen-Risiko-Profil günstiger ist, dann sollte das Ultraschallkontrastmittel angewendet werden. Mögliche Nebenwirkungen wie pseudoallergische Reaktionen treten mit einer Wahrscheinlichkeit von zirka 1:7-10.000 auf, in einer ähnlichen Größenordnung wie bei MRT-Kontrastmitteln, aber viel seltener als Reaktionen bei jodhaltigen CTKontrastmitteluntersuchungen.

Profil:
Prof. Dr. Christoph Frank Dietrich ist seit 2002 Chefarzt am Caritas Krankenhaus in Bad Mergentheim und amtierender Präsident der European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB). Als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes hat er an der Medizinischen Hochschule Hannover sein Studium absolviert und 1988 auch ein amerikanisches Examen (FMGEMS) gemacht. Seit 1997 ist er Facharzt für Innere Medizin und seit 1999 habilitiert. Prof. Dietrich führt zahlreiche Gebiets- und Zusatzbezeichnungen zum Beispiel der Gastroenterologie und der Hämatologie-Onkologie.

Versanstaltungen:
Saal Brüssel Mi., 29.10., 15:30–15:50 Uhr Update Tipps und Tricks: CEUS Pankreas und Milz C. Dietrich, Bad Mergentheim (D) Session: Kontrastmittel und Gefäßdiagnostik, Teil 4: Update, Tipps und Tricks (AWS3)

24.10.2014

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