Artikel • Die Technik macht's

Lymphknoten-Diagnostik: Tuning beim Ultraschall

Zwischen Sonografie-Geräten aus den frühen 2000er Jahren und aktuellen Systemen liegen Welten, die bei der Diagnose von Lymphknotenveränderungen den entscheidenden Unterschied ausmachen, konstatiert PD Dr. Stefan Meng, Radiologe im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals.

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Dr. Stefan Meng ist Radiologe im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals.

Selbst die innovativen Justierungsmöglichkeiten moderner Geräte werden zu selten genutzt, dabei sind sie im Dreiklang aus detaillierter Anamnese, direktem Patientenkontakt und progressiver Technik unverzichtbar, so der Wiener Radiologe. „Der große Vorteil des Ultraschalls im Vergleich zu CT und MRT ist der direkte Kontakt mit dem Patienten und die Möglichkeit, Bildgebung und Patientenrückmeldung unmittelbar zu korrelieren. Die Diagnostik der Lymphknotenpathologie sollte immer im engen Patientenaustausch erfolgen – auch wenn das im Zweifelsfall heißt, ein Gespräch via Übersetzungsprogramm führen zu müssen. Zusätzlich liefert eine detaillierte Anamnese unverzichtbare Informationen“, erklärt Stefan Meng. „Die Sonografie ist bei Lymphknotenveränderungen am Hals aber auch deshalb so leistungsfähig, weil sie bis auf die Retropharyngeal- und die tiefe Parapharyngeal-Region alle Abschnitte im Hals hochaufgelöst abbildet. Wird sie in unklaren Fällen mit einer ultraschallgezielten Stanzbiopsie für einen histologischen Befund kombiniert, ist sie anderen Methoden noch weiter überlegen, begünstigt auch dadurch, dass eine ausschließlich retropharyngeale Lymphknoten-Veränderung selten vorkommt.“

Wichtigster Modus: ein optimales B-Bild

Die Sonografie ist essenziell zur Detektion von Metastasen epithelialer Tumore und Lymphome sowie auch entzündlicher Veränderungen oder Abszesse. In seltenen Fällen können Lymphknotenveränderungen Symptome einer Tuberkulose, Sarkoidose sowie beispielsweise der gutartigen Kikuchi Lymphadenopathie oder gar eines Morbus Castleman sein. „Der wichtigste Modus zur Diagnose ist ein optimales B-Bild. Dafür ist ein Ultraschallgerät mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung unerlässlich. Auch die digitale Nachbearbeitung des Bildes kann die Perzeption von Pathologien enorm verbessern.“ Abgesehen vom klassischen Ultraschall legt Dr. Meng Wert auf die Farbdoppler-Funktion. „Diese ist unabkömmlich zur Beurteilung der Gefäßarchitektur innerhalb der Lymphknoten und zur Detektion von Neovaskularisationen, die symptomatisch für blastomatöse Veränderungen sein können. Die Analyse der Flusskurve via Pulsed-Wave-Doppler ist dagegen weniger zielführend und in jedem Fall zeitraubend.“

Linkes Bild: Gefäßarchitektur eines suspekten cervicalen Lymphknotens...
Linkes Bild: Gefäßarchitektur eines suspekten cervicalen Lymphknotens visualisiert durch hochsensitive Dopplertechnik.
Rechtes Bild: Gleicher Lymphknoten visualisiert mit Kontrastmittel.

Erfolg verspricht ebenso der Einsatz von Ultraschall-Kontrastmitteln. „Laut EFSUMB-Guideline ist aber die Ultraschall-Kontrastmittelgabe bei Lymphknoten nicht für den Routinebetrieb empfohlen. Besteht jedoch die Möglichkeit sie durchzuführen, steigert sie die Sensitivität und ermöglicht, nicht-mikrovaskularisierte Areale zu detektieren.“ In Zukunft könnte jedoch die moderne, sehr sensitive Farbdoppler-Technik die Indikation zur Kontrastmittelgabe für die Lymphknotendiagnostik überflüssig machen, vermutet Meng. „Ein außerordentlich sensitiver Farbdoppler könnte die Detektionsrate von Non-Vaskularisationsarealen auf Kontrastmittelniveau heben.“

Die Zukunft des Ultraschalls verfolgt der Radiologe mit großem Interesse. „Während wir beispielsweise noch auf den Durchbruch der Elastografie in der Lymphknotendiagnostik warten, könnte die Entwicklung von Systemen, die einen 3D-Volumendatensatz generieren, die interdisziplinäre Visualisierung zur OP-Planung beziehungsweise zum Staging entscheidend verbessern. Dieses Verfahren ist allerdings noch nicht ganz reif für den breiten Routineeinsatz.“

Einstelloptionen intensiv nutzen

Ob konturreich oder kontrastarm, jeder muss selbst eruieren, auf welche Bildkomposition er besser reagiert

Stefan Meng

Sehr wichtig sei es jedoch, die bereits vorhandenen Möglichkeiten intensiv zu nutzen. „Moderne Ultraschallgeräte bieten so viele Einstelloptionen, die Bildgebung zu optimieren. So können die Ultraschallsysteme zum Beispiel Kanten anheben, Schärfe einstellen, das Bild über ein Zeitintervall mitteln und so dabei helfen, die Wahrnehmung für die verschiedenen Strukturen zu schärfen. Ob konturreich oder kontrastarm, jeder muss selbst eruieren, auf welche Bildkomposition er besser reagiert. Ohne weitere Auseinandersetzung mit dem System einfach irgendwelche Settings zu übernehmen, ist sicher die langfristig mühsamste Arbeitsweise.“


Profil:

PD Dr. Stefan Meng ist als Radiologe im Zentralröntgeninstitut des Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spitals primär im Ultraschall tätig. Die Schwerpunkte seiner klinischen bzw. wissenschaftlichen Tätigkeit liegen auf den Gebieten Ultraschall, Kopf/Hals und neuromuskuläres System. Der in Wien geborene Radiologe, der in seiner Heimatstadt studierte und seine Facharztausbildung im Kaiser-Franz-Josef-Spital absolvierte, ist Vortragender in verschiedenen postgraduellen Ultraschallkursen. Meng ist auch stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Kopf/Hals der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) und Reviewer für Fachzeitschriften.


Veranstaltungshinweise:

Raum: Split-Meeting 6+7

Mittwoch, 11. Oktober 2017, 9:30 - 10:00

AWS 2 Nervensonografie

Nervendiagnostik 1: Hohe Frequenzen ... hohe Wirkung

Häufige Fälle

Stefan Meng (Wien/AT) / Wolfgang Grisold (Wien/AT)


Raum: Split-Meeting 6+7

Mittwoch, 11. Oktober 2017, 15:45 - 16:30

AWS 2 Nervensonografie

Nervendiagnostik 3: Neue Wege...

Seltene Fälle

Stefan Meng (Wien/AT) / Wolfgang Grisold (Wien/AT)

11.10.2017

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