Laser und Protonen für die Krebsbehandlung der Zukunft

Mit der Enthüllung einer Stele fiel am 21. September der Startschuss für das „National Center for Radiation Research in Oncology
Dresden/Heidelberg“. Die Forschungscluster OncoRay in Dresden sowie HIRO in Heidelberg schließen sich zusammen und verfügen so gemeinsam über eine Infrastruktur und Kompetenz in der Strahlenforschung, die selbst im internationalen Vergleich ihresgleichen sucht.

Photo: Laser und Protonen für die Krebsbehandlung der Zukunft
Photo: Laser und Protonen für die Krebsbehandlung der Zukunft

„Das Nationale Zentrum kann einen bedeutenden Beitrag zur besseren Heilung von Krebserkrankungen leisten, nicht zuletzt dank der vorbildlichen Zusammenarbeit exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen“, zeigte sich Bundesforschungsministerin
Annette Schavan überzeugt. „Die Gründung dieses Zentrums ist ein gelungenes Beispiel für die Deutsche Einheit“, unterstrich die Ministerin angesichts des 20. Jahrestages der Wiedervereinigung auch die gesellschaftliche Bedeutung der Kooperation zwischen Dresden und Heidelberg. Die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Sabine von Schorlemer, würdigte die Gründung des
„National Center for Radiation Research in Oncology Dresden/Heidelberg“ als einen Beweis für die außerordentliche Leistungsfähigkeit der Dresdner Forschungseinrichtungen sowie der Hochschulmedizin. "Oncoray entwickelt mit seiner Kompetenz in der Strahlenforschung modernste Therapiemöglichkeiten gegen den Krebs und erhöht damit die Heilungschancen von erkrankten Patienten. Es ist ein starker Partner in den „Life Sciences“ in Dresden und einer der Innovationsmotoren in der Spitzenforschung", sagte die Wissenschaftsministerin.

„Wir freuen uns, gemeinsam mit den Kollegen aus Heidelberg den Titel „National Center for Radiation Research in Oncology“ zu erhalten. Diese Auszeichnung sehen wir als Würdigung unserer seit mehr als zehn Jahren intensiv vorangetriebenen Forschungsarbeit“, so die beiden Sprecher des neuen OncoRay-Zentrums, Prof. Michael Baumann und Prof. Roland Sauerbrey (FZD). OncoRay ist eine gemeinsame Einrichtung der TU Dresden, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden sowie des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf. Im Mittelpunkt der neuen Forschungseinrichtung in Dresden steht die Protonentherapie. „Auf dem Campus der Dresdner Hochschulmedizin werden Wissenschaftler und Ärzte den Einsatz von Protonen in der Krebstherapie patientennah und jenseits kommerzieller Zwänge weiterentwickeln“, erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer
Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. Vorteil dieser ersten Protonentherapieanlage Ostdeutschlands ist, dass Patienten frühzeitig von weiteren Innovationen dieser noch neuen Therapieform profitieren werden. Das ist ein wesentlicher Grund für das Universitätsklinikum, sich an der Millioneninvestition zu beteiligen.

„Um innovative Ergebnisse in der onkologischen Strahlenforschung zu erzielen, ist ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Physikern und Biologen notwendig. Dieses ist in Dresden vorhanden“, so der Wissenschaftliche Direktor des FZD, Prof. Roland Sauerbrey, „und zeigte sich zuletzt an den ersten erfolgreichen Zellbestrahlungen mit laserbeschleunigten Protonen, die an unserem Hochleistungslaser Draco im Forschungszentrum erst vor kurzem durchgeführt wurden.“ Neben der Erforschung neuer Strahlenarten entwickeln die Forscher von OncoRay unter anderem molekulare Medikamente, mit denen Tumorzellen empfindlicher für die Strahlentherapie werden. Ein weiteres Ziel der Wissenschaftler ist die Entwicklung biologischer Bildgebungsverfahren mit denen sich Tumorpatienten präziser und gleichzeitig individueller behandeln lassen.

Auch Heidelberg ist ein Vorreiter in der Strahlentherapieforschung. HIRO vereinigt die Strahlentherapieforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem Heidelberger Ionenstrahltherapiezentrum HIT am Universitätsklinikum Heidelberg, sowie dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). So ist das Ende 2009 in Betrieb genommene HIT die europaweit einzige Ionenstrahltherapie-Anlage, die nicht nur Protonen, sondern auch schwere Ionen zur Bestrahlung bei Krebspatienten einsetzt. An der Entwicklung dieser Schwerionen-Therapie war auch das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf beteiligt. Weltweit einmalig ist die drehbare Gantry, mit der der Therapiestrahl so um den Patienten herumgeführt wird, dass der Tumor von allen Seiten bestrahlt werden kann. Ebenso prominent
sind die Entwicklungen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum zur Präzision der Bestrahlung durch intensitätsmodulierte Strahlenfelder oder die molekularbiologisch optimierte Therapie, die etwa darauf zielt, das Therapieansprechen von Tumoren durch den Nachweis molekularer Marker vorherzusagen.

Parallel zur Gründung des Nationalen Zentrums für Strahlenforschung in der Onkologie startet in Dresden das Bauvorhaben für eine patientenorientierte Forschungs- und Entwicklungsplattform für innovative Technologien zur Diagnostik und Strahlenbehandlung. Weltweit einmalig an dem Forschungsvorhaben ist, dass in dem bis 2013 fertig gestellten Neubau neben einem konventionellen Protonenbeschleuniger ein zweites Gerät aufgebaut wird, das die Protonen mithilfe von Laserstrahlen beschleunigt. Obgleich die neue Lasertechnologie die Teilchen mit einem wesentlich geringeren technischen wie finanziellen Aufwand beschleunigen kann, erwarten die Forscher von der Wirkungsweise und Intensität des Verfahrens Vorteile gegenüber  den derzeitigen Geräten. Um dies wissenschaftlich überprüfen zu können, ist die neue Anlage so konzipiert, dass die konventionell und die per Laser beschleunigten Teilchen in das selbe Forschungslabor geleitet werden können. Mit dem mittelfristig entwickelten und aufgebauten Laser-Protonenbeschleuniger können dann auch Patienten behandelt werden.

22.09.2010

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