Klassentreff am Zauberberg

Herzlich willkommen, liebe Besucher, auf dem 15. Internationalen MR-Symposium in Garmisch-Partenkirchen!

Photo: Klassentreff am Zauberberg

Gleich zu Beginn möchte ich Ihnen verraten, dass mich auch nach so vielen Jahren der Kongresspräsidentschaft eine Mischung aus Vorfreude, gespannter Erwartung und gewisser Beklommenheit begleiten, ob denn auch am Ende alles gut läuft. Allerdings hat unser Institut in Zusammenarbeit mit dem Eurokongress-Team – zumindest was den organisatorischen Part angeht – eine eingespielte Routine entwickelt, die sicher auch in diesem Jahr für einen reibungslosen Ablauf unseres Meetings sorgen wird.

Sie, liebe Teilnehmer, danken es uns jedes Jahr aufs Neue mit Ihren zahlreichen Anmeldungen, sodass unser Kongresszentrum wieder einmal bis auf den letzten Platz ausgebucht ist. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit. Auch andernorts werden exzellente Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Dennoch bleibt unser im Wechsel stattfindendes MR-/CT-Symposium mit Grundkurs etwas ganz Besonderes. Dazu trägt sicherlich nicht zuletzt die außergewöhnliche Umgebung bei. Das winterliche Garmisch schafft eine „Zauberberg- Atmosphäre“, die die Kongressteilnehmer zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Viele beschreiben Garmisch deshalb auch als eine Art Klassentreffen. Es ist ein Ort, um alte Bekannte wiederzutreffen und neue Kontakte zu knüpfen, die nicht selten über die berufliche Verbundenheit hinausgehen.

Unser diesjähriges Motto lautet „Conquering the Unknown“. Die Entwicklung technischer Innovationen in der Bildgebung, insbesondere in der MRT und in der MR/PET-Hybridtechnologie, lassen uns zurzeit ganz neues Terrain erobern. Die Radiologie dringt dabei immer tiefer in Gebiete vor, die weit über ihr ursprüngliches Aufgabenfeld hinausgehen. Längst können wir mithilfe multiparametrischer Bildgebungstechnologien nicht mehr nur die Morphologie pathologischer Veränderungen darstellen, sondern funktionelle und metabolische Prozesse auf Molekularebene sichtbar machen. Die Ergründung biologischer Charakteristika von Erkrankungen im Zeichen einer personalisierten Medizin rückt damit immer stärker in den Fokus unserer Arbeit. Wir lernen dadurch, Krankheitsbilder nicht nur frühzeitig zu erkennen und besser zu verstehen, sondern auch das Ansprechen auf eine Therapie und die Prognose abzuschätzen. Damit kommt der Radiologie eine neue und anspruchsvolle Verantwortung zu, die man mit der eines Profilers in der Kriminalistik vergleichen könnte.

Auf unserem MR-Symposium 2013 erfahren Sie, wie dieser Trend sich schon heute in der klinischen Routine abzeichnet und welche spannenden neuen Techniken in naher Zukunft praxisrelevant sein werden. Unser Programm bietet wieder eine ausgewogene Balance aus State-of-the-Art-Vorträgen, die Ihnen praktische Tipps für Ihren Arbeitsalltag an die Hand geben, sowie Referaten, die aufregende Einblicke in die aktuelle Forschungslage geben. In den interaktiven Filmreading Sessions und „Meet the Expert“-Tutorials finden Sie dann Gelegenheit, Ihr Wissen direkt anzuwenden und zu überprüfen.

Unsere organbezogenen Schwerpunktthemen gleichen einer Reise durch den menschlichen Körper. Vom Kopf über das Herz weiter zu Abdomen und Becken bis zur Muskuloskeletaldiagnostik, vaskulären Bildgebung und dem Womens Imaging, ein Bereich in dessen Zusammenhang uns auch die fetale MRT beschäftigen wird. Präsentiert werden die jeweiligen Themenfelder von international anerkannten Rednern, die wir wie immer mit größter Sorgfalt ausgewählt haben und die das qualitätsvolle Profil des Garmisch MR-Symposiums auf ganz besondere Weise schärfen. Darunter finden sich so vertraute Gesichter wie der kanadische Neuroradiologe Prof. Walter Kucharczyk von der University Health Network in Toronto, und die Co-Tagungspräsidentin Prof. Hedvig Hricak vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center, die jenseits des Atlantiks stets für nach den aktuell gefragtesten Persönlichkeiten in der Bildgebungsszene uns Ausschau hält, um sie für unsere Veranstaltung zu gewinnen. In diesem Sinne freuen wir uns sehr darüber, dass zum Auftakt unseres Symposiums der Neuroradiologe Dr. Val M. Runge von der University of Texas Medical Branch in Galveston, die diesjährige John Doppman Lecture zur Geschichte der technischen Entwicklungen in der klinischen MRT halten wird. Vielen ist Prof. Runge als Herausgeber der renommierten Fachzeitschrift „Investigative Radiology“ bekannt. Damit hat er ein Forum geschaffen, um wissenschaftliche Entwicklungen, insbesondere der MRT, einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Es ist uns eine große Ehre, dass der derzeitige Präsident der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM), Prof. Dr. Thomas Grist von der University of Wisconsin School of Medicine and Public Health, in Garmisch über die MR-Angiographie referieren wird. Persönlich bin ich gespannt auf den Neurobildgebungsvortrag „Marken und Medien in der fMRT“. Denn mithilfe der funktionellen Bildgebung können wir heute anhand von Hirnaktivitäten ablesen, wie Individuen auf bestimmte visuelle Stimuli reagieren. Dadurch gewinnen Mediziner aufschlussreiche Einblicke, was Menschen in ihrem Innersten wirklich bewegt. Die neurofunktionelle MRT wird heute auch genutzt, um komplexe kognitive Funktionen zu analysieren, bis in den Bereich von Ethik und Kunst hinein. Auch findet diese Methodik Anwendung in der Medienforschung, um Marketingstrategien zu verbessern. Das wirft ethische Fragen auf, die diskutiert werden müssen, damit die Möglichkeiten der fMRT keine Totalüberwachung im Orwell’schen Sinne heraufbeschwören. „Conquering the Unknown“ heißt auch, niemals Stillstand herrschen zu lassen, neugierig und stets offen für Neues zu bleiben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie von Ihrem Besuch auf unserem Symposium viele neue Eindrücke und Impulse mit nach Hause nehmen können und dass der Zauber von Garmisch Sie erreicht!

Ihr Maximilian Reiser

24.01.2013

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