Innovative Lösung für Schwerhörigkeit
Das Hörsystem Carina der Firma Otologics kann die Lebensqualität vieler Schwerhöriger verbessern. Die vollimplantierbare Mittelohrprothese überträgt den Schall über einen Wandler direkt auf die Gehörknöchelchen, wodurch der Klang als natürlich wahrgenommen wird. Die Implantation erfolgt in einer einfachen und risikoarmen Operation.
Endlich wieder richtig hören - das ist der Wunsch vieler Menschen, die unter schweren Hörproblemen leiden. Die Anwendung klassischer Hörgeräte ist mit Nachteilen behaftet, Patienten klagen über Klangverzerrungen, häufige Ohrenentzündungen und die mangelnde Ästhetik der Geräte.
Eine effektive Lösung für die Behandlung mittelschwerer und schwerer Formen der Schallempfindungs-, Schallleitungs- oder kombinierter Schwerhörigkeit kann das Carina-System der Firma Otologics darstellen. Es erhielt im Mai 2007 die CE-Zertifizierung und wird mittlerweile in mehreren europäischen HNO-Zentren implantiert. So auch im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo Dr. Hannes Maier, UKE, und PD Dr. Marcos Sánchez-Hanke, Hamburg, das Hörsystem in einem Pressegespräch präsentierten.
Bei Carina handelt es sich um eine vollimplantierbare Mittelohrprothese: Ein sechs Millimeter tief unter die Haut implantiertes Mikrofon empfängt akustische Signale, die ein Prozessor digital verarbeitet. Kau- und Kopfbewegungen werden herausgefiltert, die natürliche Eigenwahrnehmung von Stimme und Körpergeräuschen bleibt hingegen erhalten.
„Während Hörgeräte den Schall akustisch in den Gehörgang abgeben, besitzt das Carina-System einen Wandler, der den Schall als mechanische Vibration direkt auf die Gehörknöchelchen überträgt. Durch die Ankopplung an die körpereigenen Strukturen werden Verzerrungen vermieden; es wird ein als natürlich empfundener Klang wahrgenommen“, schildert Dr. Hannes Maier.
Im Gegensatz zu teilimplantierten Hörgeräten wird beim Carina-System auch die Batterie mit implantiert. Diese weist eine Lebensdauer von über 12 Jahren auf und wird einfach mithilfe eines tragbaren Ladegeräts durch die Haut mit Strom versorgt. Die tägliche Ladezeit beträgt 90 Minuten.
Die Implantation des Carina-Systems ist nur bei Erwachsenen indiziert, die an sensorineuraler Schwerhörigkeit im Indikationsbereich leiden. „Eine mehrjährige Hörgeräteerfahrung ist ebenfalls Grundvoraussetzung für die Implantation. Wir wollen, dass die Patienten mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen“, erklärt Dr. Maier.
Vor der Implantation werden die anatomischen Strukturen mittels Schädel CT dargestellt. So lassen sich Fehlbildungen und die Ergebnisse von Voroperationen beurteilen.
PD Dr. Marcos Sánchez-Hanke, der das Gerät am UKE schon zehnmal erfolgreich implantierte, erklärt die Operation: „Die Implantation erfolgt in 10 Schritten. Die Operation ist einfach durchzuführen und dauert etwa 3,5 Stunden. Nach einem retroauriculär-positioniertem Hautschnitt stellt man die anatomischen Strukturen des Mittelohrs mittels Attico-Antrotomie dar. Ein Montage-Rahmen wird ausgerichtet und befestigt, damit am Ambosskörper eine Laserbohrung samt Tiefenmessung durchgeführt werden kann.“
Nun positioniert man den Wandler im Ambosskörper. Die genaue Ankopplung des Wandlers erfolgt Software-kontrolliert. Nach Präparation eines Knochenbettes und der Kabelkanäle implantiert der Chirurg die restlichen Komponenten des Hörsystems.
„Der operative Zugang bietet den Vorteil, dass weder die Gehörknöchelchenkette unterbrochen, noch der N. facialis in seiner Integrität gefährdet wird. Falls nötig, lässt sich das Implantat ohne Hörminderung des Patienten wieder entfernen“, schließt Dr Sánchez-Hanke ab.
Veronika Koch, Carina-Trägerin, ist mit dem Hörsystem sehr zufrieden: „Insgesamt hat mir das Implantat einen enormen Schub für mein Selbstbewusstsein gegeben. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass es wirklich mein Ohr ist, das besser hört und nicht irgendein Gerät. Alles klingt unglaublich natürlich. Genauso, habe ich mir immer vorgestellt, müssen alle anderen hören können.“
Zukünftig sollen Carina MET-V Prothesen auch die Implantation in geschädigte Mittelohr-Strukturen ermöglichen: Die Bell Prothese wird direkt an den Steigbügel angekoppelt. Bei fehlenden Gehörknöchelchen verwendet man alternative Wandlerköpfe, die direkt an das runde oder ovale Fenster ansetzen.
29.08.2007