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Hands on Stroke
Moderne Schlaganfallbehandlung für interventionell interessierte Radiologen steht im Fokus des Hands-on-Workshops „Stroke“ beim Kongress in diesem Jahr. Prof. Dr. Bernd Turowski, Leiter Abteilung Neuroradiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, hat in Zusammenarbeit mit der Industrie ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Der praktische Teil kommt dabei nicht zu kurz, Anwendertipps werden gern weitergegeben.
Wie ist der Hands-on-Workshop „Stroke“ aufgebaut?
Die Teilnehmer erhalten einen guten Überblick über die gängigen Katheter und ihre Anwendung.
Prof. Dr. Bernd Turowski
Wir haben exemplarisch vier Firmen, die Instrumente für die Thrombektomie herstellen, eingeladen. Sie werden an Modellen zeigen, wie die verschiedenen Devices funktionieren. Die Teilnehmer können an den Modellen selbst Hand anlegen. Darüber hinaus konnten wir für jede Arbeitsstation einen erfahrenen Arzt gewinnen, der mit den Firmenvertretern Fragen beantworten und diskutieren wird. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieses Format sehr gut ankommt. Die Teilnehmer erhalten einen guten Überblick über die gängigen Katheter und ihre Anwendung. Unsere Zielgruppe sind Radiologen, die die interventionelle Neuroradiologie zur Schlaganfallbehandlung erlernen wollen. Bei nur zwei Teilnehmern pro Modell ist eine sehr intensive Auseinandersetzung möglich.
Welchen Stellenwert hat die Thrombektomie in der Schlaganfallbehandlung?
Nicht jedes Krankenhaus kann eine Thrombektomie durchführen.
Prof. Dr. Bernd Turowski
Erleidet der Patient einen Schlaganfall, können wir ihm nach aktueller Studienlage am besten helfen, indem wir den Thrombus so schnell wie möglich entfernen. Denn jede Sekunde und Minute bedeutet ein Absterben von Hirnzellen, was wir verhindern wollen. In der täglichen Praxis sieht es in der Regel so aus, dass der Patient bei einem Schlaganfall im nächsten Krankenhaus eingeliefert wird. Doch nicht jedes Krankenhaus kann eine Thrombektomie durchführen. Deshalb wird bereits während der Überführung in eine spezialisierte Klinik versucht, den Thrombus per Lyse aufzulösen. Die für eine Thrombektomie benötigte Infrastruktur ist erheblich: Neben einem neuroradiologisch-spezialisierten Team sind auch eine neuroradiologische Angiographie-Anlage und ein beträchtlicher Instrumentenkoffer erforderlich. Letzterer wird benötigt, um für jede Gefäßkonstellation den richtigen Katheter vorhalten zu können. Außerdem muss rund um die Uhr ein erfahrener Arzt zur Verfügung stehen. Doch der Aufwand lohnt sich, denn die Thrombektomie ist ein sehr effektives Verfahren: Die Erfolgsquote liegt – sofern die Patienten rechtzeitig kommen – bei rund 90 Prozent für die Entfernung des Thrombus.
Wie funktioniert das Verfahren technisch?
Die Industrie hat in den vergangenen Jahren Instrumente entwickelt, die auf einem gemeinsamen Prinzip beruhen. Es handelt sich um eine Art geflochtenes Körbchen mit einem Stiel. Dieses wird in das Gefäß eingeführt, das Blutgerinnsel verhakt sich in dem Maschenwerk und kann so herausgezogen werden. Jede Firma hat eigene Versionen entwickelt, von denen sie sich einen besonderen Vorteil versprechen. Beispielsweise sind die Maschen mal größer oder kleiner, an bestimmten Stellen verstärkt oder variieren in der Form. Für die Teilnehmer ist es sehr hilfreich, die unterschiedlichen Instrumente – sogenannte Stentretriever – im direkten Vergleich kennenzulernen. Die Erfahrung zeigt, dass sich jedes Modell in der Anwendung ein wenig anders verhält: Worauf muss ich beispielsweise achten, wenn sich das vordere Teil entfaltet hat und zurückgezogen wird? Denn mal muss mehr Kraft aufgewendet werden, mal gibt es besondere Tricks, um besser eine Kurve im Gefäß zu passieren. Diese ganz pragmatischen Tipps schaffen zusätzlich Sicherheit im Umgang mit dem Instrument, insbesondere wenn in der Praxis ein Problem auftritt. Möglicherweise entdeckt jeder Teilnehmer auch seinen persönlichen Favoriten, der ihm besonders gut in der Hand liegt. Allerdings arbeiten die meisten Institutionen ohnehin mit verschiedenen Herstellern, sodass jeder interventionell arbeitende Radiologe verschiedene Stentretriever kennen sollte. Der Workshop bietet jedenfalls eine gute Gelegenheit, dieses Wissen zu erweitern.
Profil:
Prof. Dr. Bernd Turowski ist seit 2005 leitender Oberarzt der Neuroradiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Assistenzarzt am Universitätsklinikum Essen, bevor er 1996 an das Institut für Neuroradiologie der Universität Frankfurt/Main ging. 1999 wurde er zum Oberarzt ernannt und wechselte 2003 in derselben Funktion in die Neuroradiologie im Institut für Diagnostische Radiologie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind neue Bildgebungsverfahren (unter anderem die Hirnperfusion und die Bildgebung bei Hirntumoren) sowie endovaskuläre Therapien neurovaskulärer Erkrankungen.
Veranstaltungshinweis:
Raum: Tagungsraum 3
Donnerstag, 29.10.2015, 14:00 Uhr
Vorsitz: Bernd Turowski, Düsseldorf
Hands-on-Workshop „Stroke“
27.10.2015