Kardiologie
Fernüberwachung des PA-Drucks senkt kardiales Dekompensationsrisiko
Herzinsuffizienz ist eines der größten gesundheitswirtschaftlichen Themen. Mit geschätzten 26 Millionen Betroffenen hat sie mittlerweile pandemische Ausmaße angenommen. Um die steigende Krankheitslast der Gesundheitssysteme zu vermindern und Patienten eine bessere Versorgung zu gewährleisten, ist Fernüberwachung ein vielversprechender Ansatz.
Denn vor allem Patienten mit einem hohen Schweregrad der Herzinsuffizienz haben ein höheres Risiko für eine kardiale Dekompensation, die eine umgehende stationäre Behandlung erfordert. Mit dem neu entwickelten Drucksensor CardioMEMS können Ärzte den PA-Druck durch proaktives Management der Medikamente und andere Therapiemaßnahmen stabilisieren. Zudem gibt das System eine frühzeitige Indikation der Verschlechterung der Herzinsuffizienz.
Drahtloser Überwachungssensor
Bei der neuen Technologie handelt es sich um einen miniaturisierten, draht- und batterielosen Überwachungssensor, der mittels Katheter in die Pulmonalarterie implantiert wird, um dort den Pulmonalarteriendruck direkt zu messen.
Aus telemedizinischer Sicht wird damit eine permanente, personalisierte und proaktive Versorgung gewährleistet. Die gemessenen Daten sendet der Sensor per Funkverbindung an eine Antenne, welche in einem speziellen Kissen untergebracht und an ein elektronisches Gerät angeschlossen ist, das die Patienten zu Hause haben. Von hier aus sendet das CardioMEMS-System die benötigten Informationen an eine sichere und für Dritte nicht zugängliche Internetseite. Der behandelnde Arzt kann sie jederzeit einsehen, die Wirkung von verordneten Medikamenten prüfen und die Medikation gegebenenfalls rechtzeitig anpassen. Damit ist es die erste Technologie, die Herzinsuffizienz aus der Ferne beobachten kann.
Erste klinische Erprobung in Frankfurt
Als erste Ärztin bundesweit und als zweite in Europa hatte Prof. Dr. med. Birgit Aßmus vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main im Februar 2015 das neue System bei drei Patienten implantiert: „Für das interdisziplinäre Frankfurter Herzinsuffizienzzentrum stellt der Sensor eine optimale Erweiterung der Behandlungsoptionen bei Patienten mit schwerer, fortgeschrittener Herzinsuffizienz dar.“
Prof. Aßmus betont, dass die bislang durchgeführten Untersuchungen lediglich Momentaufnahmen darstellen und noch keine kontinuierliche Entwicklung aufzeigen können, ist sie von einer signifikanten Verbesserung durch die Überwachung aus der Ferne überzeugt. Das belegen auch Ergebnisse einer ersten klinischen Studie aus den USA.
Herzschwächepatienten mit CardioMEMS mussten kürzere Zeit im Krankenhaus verbringen und fühlten sich auch klinisch besser als Patienten ohne ein entsprechendes Telemonitoring. Im Vergleich zu bisherigen Systemen, die nur im klinischen Kontext angewendet werden konnten, liegt der Vorteil der neuen Technologie klar darin, dass Patienten auch von zu Hause aus zuverlässig überwacht werden können.
Signifikante Kosteneinsparungen
Das Forschungsprojekt Prospective HTA (ProHTA) von Univ.-Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas, MBA von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg zeigt beschäftigt sich mit den Auswirkungen eines flächendeckenden Einsatzes von CardioMEMS auf die Hospitalisierungsrate und die Gesundheitsausgaben.
Die Simulation zeigt, dass die Prävalenz der Herzinsuffizienz in Deutschland im Kontext der demografischen Alterung auf bis zu 4,31 Millionen Patienten im Jahr 2021 ansteigt. Die Anzahl der durch CardioMEMS vermiedenen Hospitalisierungen beträgt laut Simulation innerhalb dieses Zeitraums rund 115.000 Fälle (kumuliert). Durch Reduktion der Hospitalisierungen betragen die Kosteneinsparungen bis zu 522.000.000 Euro für den gesamten Betrachtungszeitraum.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass durch den Einsatz der neuen Technologie sowohl eine Senkung der Hospitalisierungsrate als auch eine beträchtliche Senkung der Behandlungskosten erreicht werden. Somit bietet CardioMEMS das Potential, die Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten zu verbessern und gleichzeitig signifikante Kosteneinsparungen zu erzielen.
Quelle: St. Jude Medical
22.04.2015