Europäischer Radiologenkongress 2013 gestartet
Bereits zum 19. Mal en suite findet in Wien das jährliche Treffen der European Society of Radiology (ESR), der European Congress of Radiology (ECR) statt. Vom 7. bis 11. März treffen über 20.000 Teilnehmer im Austria Center Vienna zusammen, wo Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung Ihr Fachwissen austauschen und die neuesten Erkenntnisse der Forschung präsentieren.
„MR-PET: a marriage in heaven or hell?“: Diese bange Frage stellte Professor Heinz-Peter Schlemmer, Leiter der radiologischen Abteilung am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg auf der Eröffnungspressekonferenz. Zum einen herrsche große Euphorie angesichts der Möglichkeit, morphologische und funktionelle Informationen mit nur einer Methode zu erheben, erklärt der Radiologe, zum anderen aber bestünden noch zahlreiche Zweifel an der Kombination von Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Magnetresonanztomographie (MRT): „What is the medical benefit?“
In vielen Vergleichsstudien der Vergangenheit zeigte sich, dass bei der Auffindung solider Tumoren stets MRT und PET die höchste Genauigkeit aufwiesen. „So dachten wir in Folge, dass eine Kombination beider Methoden ideal sein müsste, um Tumoren zu entdecken und zu klassifizieren“, erzählt Schlemmer. 2006 schließlich wurde der erste Scan mittels PET-MRT durchgeführt. Derzeit gibt es weltweit etwa 30 solcher Geräte. Mit dieser Technologie ist es möglich, einen Tumor mittels MRT in der besten anatomischen Auflösung darzustellen und mittels PET Stoffwechselprozesse und Informationen über die Membran-Rezeptoren zu erheben.
Nichtsdestotrotz müsse man noch abwarten, bremst Schlemmer die Begeisterung, die PET-MRT mancherorts auslöst: Noch stehe nicht fest, ob die simultane Bildgebung eine höhere Genauigkeit bringt als eine anschließende Sequenzierung und wie hoch der Mehrwert gegenüber der etablierten Methode PET-CT ausfalle. „Eine neue Technologie, auch wenn sie noch so vielversprechend ist, kann nicht in den klinischen Alltag implementiert werden, ohne dass vorher Fakten wie diagnostische Genauigkeit, der Einfluss auf das Therapiemanagement und auch wirtschaftliche Effizienz durch wissenschaftliche Studien sorgfältig geprüft und diskutiert worden sind“, gibt der Heidelberger Forscher zu Bedenken: „We have to prove it.“
Eine ohne jeden Zweifel erfolgreiche Kombination hingegen ist die wachsende Zusammenarbeit zwischen Radiology und Radiotherapy. „Nachdem Diagnose und Therapie lange getrennt waren, ist es nun an Zeit, diese beiden Disziplinen wieder zusammenzuführen“, bekräftigt Professor Regina Beets-Tan von der Maastricht Universität aus den Niederlanden.
Durch den technischen Fortschritt und eine Vielzahl neuer Behandlungsmethoden hat die Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen heute einen sehr hohen Effizienzgrad in der Krebsbehandlung erreicht. In der Radiologie steht die funktionelle Bildgebung zur Verfügung, die auch über Stoffwechselprozesse von Tumoren Auskunft gibt. Auf diese Weise können besonders aggressive Areale des Tumors identifiziert und schlecht sichtbare Metastasen aufgespürt werden. Die Strahlentherapeuten wiederum können die Intensität der Bestrahlung mittels neuester Technik differenziert regulieren. Das sogenannte dose painting erlaubt es, hoch dosierte Strahlung zielgerichtet einzusetzen, um das umliegende gesunde Gewebe nicht zu beeinträchtigen, und verschiedene Bereiche des Zielgebiets unterschiedlich stark zu bestrahlen.
„Auf diese Weise können wir heute auf personalisierte Konzepte setzen, die den therapeutischen Nutzen maximieren und gleichzeitig Kosten reduzieren“, erklärt Beets-Tan. Die European Society of Radiology (ESR) und die European Society for Radiotherapy and Oncology (ESTRO) haben die Tragweite dieser Synergieeffekte bereits erkannt und setzen auf eine fächerübergreifende Weiterbildung.
Der Europäische Radiologenkongress (ECR) 2013 in Wien läuft noch bis 11. März.
07.03.2013